Mahnwache vom 13.09.2024

Posted by

Es folgen die Beiträge dieser Mahnwache zum Nachlesen.

Doris:

Guten Abend. Ich begrüße Sie und euch im Namen der Friedensinitiative Schorndorf zu unserer heutigen Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden. Vielen Dank allen, die gekommen sind.

Wir treffen uns heute zur ersten Mahnwache nach den Sommerferien. Manche von uns waren vielleicht in den Ferien verreist oder haben auf andere Weise etwas Abstand gewonnen von all den Ängsten und Sorgen um den Krieg. Es tut gut, die Natur zu genießen, Gemeinschaft mit Freunden zu haben, zu entspannen, eine Zeit lang nicht alle schlimmen Nachrichten zu lesen oder zu sehen. Dennoch holt uns das Thema Krieg sehr schnell wieder ein. Der Krieg hat keine Ferien gemacht. Im Gegenteil. Wir sind heute wieder hier, weil wir nicht umhin können, uns diesem Thema zu stellen und weil das gemeinsam mit anderen leichter geht als alleine.

Ich möchte heute von dreierlei ermutigenden Aktionen aus der Friedensbewegung berichten, die beweisen, dass es durchaus Widerstand gibt und dieser hoffentlich wächst.

  1. Aktivitäten gegen die geplanten neuen Mittelstreckenraketen in Deutschland
  2. Eine Flugzeug-Banner-Aktion der Friedenskooperative für Friedensverhandlungen in der Ukraine
  3. Die für den 3.10 geplante Großdemonstration in Berlin.
  1. Wir haben alle zur Kenntnis genommen, dass in Deutschland wieder Mittelstreckenraketen stationiert werden sollen, die weit nach Russland reichen und die auch nuklear bestückt werden können. Dagegen formiert sich vielfältiger Widerstand. Die Friedensinitiative Schwäbisch Gmünd hat z.B. einen hervorragenden Brief mit vielen Unterschriften an das SPD-Parteipräsidium geschickt, den wir auch als Friedensinitiative Schorndorf unterstützt haben. Das Friedensbündnis Esslingen hat zusammen mit den Friedensinitiativen Kirchheim/Teck und Nürtingen eine Unterschriftenkampagne an ihre Bundestagsabgeordneten gestartet. Und es gibt aus Weimar einen „Offenen Brief von Nicht-Prominenten“ an Bundeskanzler Scholz mit vielen Unterschriften, aus dem ich jetzt zitieren möchte:

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

wir schreiben Ihnen als Angehörige einer Generation, die als Kinder noch die letzten Hungermonate des zweiten Weltkrieges oder die Mangeljahre danach erlebt haben. Wir sehen noch unsere Väter vor uns und die vielen anderen Männer mit den amputierten Armen und Beinen. Wir sehen unsere Spielkameraden, deren Väter „im Krieg geblieben“ waren. Wir erinnern uns an unsere Spiele in den Trümmern der Städte und an unsere durch Krieg und Flucht traumatisierten Eltern. Wir haben Angst!

Wir haben Angst, dass unsere Kinder und Enkel aus einem erneuten Weltkrieg ähnlich versehrt zurückkehren oder nie wieder nach Hause kommen, dass deren Kinder und Enkel wieder in Bombenkratern spielen. Wir haben Angst um unser Land! Wir sind aufgewachsen mit dem unabdingbaren Grundsatz „Nie wieder Krieg!“, einer Maxime, die selbst bei massiven Drohungen im „Kalten Krieg“ zu diplomatischen Anstrengungen führte, den Frieden zu bewahren.

Herr Bundeskanzler, Sie haben versprochen, alles zu tun, dass Deutschland nicht in einen Krieg hineingezogen wird. Wir schätzen sehr, dass Sie bisher standhaft gegen eine Lieferung des Taurus-Marschflugkörpers geblieben sind und damit ihrem Versprechen folgen. Jetzt aber sollen als Drohung gegen Russland in der Bundesrepublik „weitreichende Waffensysteme“ der USA stationiert werden – ohne Beschluss eines Verfassungsorgans und ohne dass die deutschen Bürger gefragt wurden. Es gibt nicht einmal einen NATO-Beschluss. Statt notwendiger Rüstungskontrolle steht nun ein neues Wettrüsten an – mit der Gefahr, dass Deutschland zum zentralen Kriegsschauplatz in Europa wird. Dass Sie als SPD-Politiker diese hochgefährliche USA-Entscheidung befürworten, macht uns fassungslos. Wir bitten Sie, kehren Sie zurück zum Friedenskurs von Willy Brandt! Gehen Sie alle diplomatischen Wege, die helfen, das Töten in der Ukraine und auf der Welt zu beenden. Setzen Sie auf den Ausgleich der Interessen, verbieten Sie deutsche Lieferungen von Waffen, die zu einem Weltkrieg führen könnten, verhindern Sie die Stationierung von USA-Mittelstreckenraketen in Deutschland! Seien Sie ein Friedenskanzler, wir bitten Sie!

Die eben genannten Beispiele zeigen, dass es möglich ist, auf vielfältige Weise selbst gegen die neuen Mittelstreckenwaffen aktiv zu werden. Wir überlegen zur Zeit, etwas Ähnliches zu initiieren.

  1. Das Netzwerk Friedenskooperative hat seine neue Kampagne für ein Ende des Ukraine-Kriegs gestartet. Seit dem August bis Ende September ist über insgesamt 10 deutschen Großstädten jeweils für einige Stunden ein Flugzeugbanner mit folgendem Schriftzug zu sehen: „Ukraine-Krieg stoppen, Frieden-verhandeln“ Das Banner ist 20 x 6 m groß. Am 7. September flog  das Flugzeug 3 Stunden lang über Stuttgart. Viele Tausend Menschen können die Botschaft auf dem Banner lesen, und die Bilder werden ihren Weg in die Sozialen Netzwerke und die Presse finden. Es gibt auch eine Postkartenaktion dazu an Bundeskanzler Scholz und an Präsident Putin. Die Karten liegen zum Mitnehmen in der Mitte aus. Weitere Informationen gibt es auf der homepage der Friedenskooperative: www.friedenskooperative.de.
  1. Am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit, ruft die Initiative „Nie wieder Krieg“ zu einer bundesweite Friedensdemonstration in Berlin auf. Bisher haben 1776 Gruppen und Einzelpersonen erklärt, dass sie diese aktiv unterstützen werden. Informationen gibt es bei www.nie-wieder-krieg.org . Stellvertretend für die vielen verschiedenen Aufrufe möchte ich aus dem Aufruf der IPPNW (Internationale Ärzte gegen Atomkrieg) lesen:

„Die IPPNW kritisiert den Beschluss zur Stationierung von Mittelstreckenwaffen in Deutschland als brandgefährlich… Bereits die Ankündigung der Stationierung und die zunehmende Militärrhetorik verschärft einen neuen Rüstungswettlauf, der in einer Katastrophe enden könnte.

Als IPPNW stehen wir auf der Seite aller Opfer von Kriegen. Wir benennen weltweit den Zusammenhang zwischen Krieg, Gesundheits- und Hungerkrise sowie Armut. Wir sind solidarisch mit den Menschen, die aus Kriegsgebieten geflüchtet sind, und mit den Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren, die in ihren Ländern verfolgt werden. Wir wenden uns gegen die Abschiebung in ihre Heimatländer.

Kriege beschleunigen durch ihren enormen CO2-Fußabdruck den Klimawandel und verunmöglichen eine gemeinsame Lösungsstrategie. Zusätzlich blockieren Aufrüstung und Krieg die notwendige sozial-ökologische Transformation, um die fortschreitende Klimakrise einzudämmen.

Um die atomare Eskalationsgefahr zu entschärfen, gilt es, die Kriege in Gaza und der Ukraine zu beenden und schnellstmöglich zu Verhandlungslösungen zu kommen. Die Spirale der Gewalt in Gaza muss durchbrochen und das Leiden der Zivilbevölkerung ein Ende haben. Daher fordern wir den Stopp der deutschen Waffenlieferungen an Israel.

Seit Beginn des völkerrechtswidrigen Krieges Russlands gegen die Ukraine setzen wir uns für einen Waffenstillstand und anschließende Friedensgespräche ein. Der Krieg fordert täglich menschliche Opfer, Städte und zivile Infrastruktur werden zerstört…  Mit jedem Tag nimmt die Unversöhnlichkeit zu und es wächst das Risiko, dass sich der Krieg auf andere Staaten ausweitet oder bis zum Atomkrieg eskaliert. Das alles zeigt, dass ein Verhandlungsfrieden alternativlos und dringlich ist.

Wir appellieren an die Bundesregierung, sich einzusetzen für:

    1. ein Verbot des Ersteinsatzes von Atomwaffen! Die Atomwaffenmächte, USA, Russland Großbritannien und Frankreich müssen dem Beispiel Chinas folgen und in ihrer Nukleardoktrin auf den Ersteinsatz von Atomwaffen verzichten.
    2. eine Beendigung des Ukrainekrieges und des Gaza-Krieges durch diplomatische Initiativen.
    3. einen Verzicht auf die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland sowie eine Initiative für einen Nachfolgevertrag zum INF-Vertrag, um den Rüstungswettlauf bei weitreichenden Waffensystemen zu stoppen.
    4. die Beendigung der nuklearen Teilhabe und den Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag.

So weit der Aufruf des IPPNW. Es wäre schön, wenn aus Schorndorf  möglichst viele Menschen mit nach Berlin kommen. Es gibt eine gute und relativ günstige Zugverbindung. Wer sich dafür interessiert, möge bitte nach der Mahnwache zu uns nach vorne kommen.

Uwe:

Ich lade Sie, ich lade euch nun wieder dazu ein, fünf Minuten mit uns zu schweigen.

Wir gedenken dabei der Opfer der Kriege in der Ukraine, Gaza, dem Sudan, sowie in den weltweit wütenden Kriegen, sowohl der menschlichen, tierischen, als auch der geschändeten Mitwelt.

Wir gedenken all der Menschen dieser Erde, die sich gewaltfrei für den Erhalt dieser Erde und gegen die weltweit stattfindenden Kriege einsetzen.

Uwe: 

Konstatin Simonow 1949:

(…) Aber die Kriegsbrandstifter, die sich einbilden, wir wollen den Frieden aus Schwäche, sind von einem tiefen und gefährlichen Irrtum befangen.
Wir wollen den Frieden nicht nur, weil wir den Krieg fürchten. Wir wollen ihn, weil wir wissen, welche Leiden der Krieg allen Völkern bringt .
Im Gegensatz zu den Kriegsbrandstiftern denken wir ja stets vor allem und hauptsächlich an das Geschick der Völker, nicht nur an das Volk unseres eigenen Landes, sondern an die ureigensten Interessen der Völker der ganzen übrigen Welt.
Das ist der Grund, warum wir keinen Krieg wollen. (….)

Uwe:

Bevor wir unsere heutige Mahnwache beenden, nun noch einige Hinweise auf Veranstaltungen und Aktionen.

  • Montag, 16. 09., 19 Uhr: „Unheard Voices – Zukunft für Palästina? Stimmen aus Ramallah“ Online- Diskussion über web-site: bonn-ramallah.de
  • Montag, 16. 09., 19 Uhr: „Die Hamas-Herrschaft über Gaza und Krieg gegen Israel“. Referent Dr. J. Croitori, Haus der katholischen Kirche, Königstraße 7, Stuttgart
  • Dienstag, 17. 09. 15 Uhr: „Krieg in der Ukraine und kein Ende.- Mögliche Wege zu einer Friedenslösung“. Vortrag und Diskussion mit Andreas Zumach im Gewerkschaftshaus Heidenheim.
  • Freitag, 27.09. 19.30 Uhr: „Medien im Krieg“. Vortrag und Diskussion mit Clemens Ronnefeldt (Internat. Versöhnungsbund) in der Manufaktur Schorndorf.

In vielen Städten in Deutschland veranstalten z. Zt. Organisationen und Aktive von Initiativen Mahnwachen, Demonstrationen, Vorträge, Diskussionen zum Thema Krieg und Konfliktlösungen: z.B. in Ulm, Bielefeld, Freiburg, Münster, Bonn, Mörfelden – Walldorf, Limburg, Saarbrücken, ….. um nur einige zu nennen.

Wir sind also nicht alleine mit unserem Einsatz für eine friedliche und menschenwürdige Welt. Das empfinde ich als ermutigend und verbinde dies mit der Hoffnung, dass die Friedensbewegung in Deutschland, wie auch international, wächst.

 

 

Leave a Reply

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.