Bei vielen FriedensaktivistInnen ist es nach der großen Friedensdemonstration vom 03.10.2024 vielleicht untergegangen. Es gibt eine neue und sehr wichtige Unterschriftenaktion der Friedensbewegung, den sogenannten Berliner Appell: Der Text des Appels lautet wie folgt:
Berliner Appell
Gegen neue Mittelstreckenraketen und für eine friedliche Welt
Wir leben im gefährlichsten Jahrzehnt seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Gefahr, in einen atomaren Abgrund zu taumeln oder durch einen konventionellen Krieg umzukommen, ist real. An dieser Weggabelung stehen wir für eine friedliche und solidarische Welt der Gemeinsamen Sicherheit, Solidarität und Nachhaltigkeit für alle Menschen.
Wir sagen Nein zur Aufstellung neuer US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland.
Die geplanten Hyperschallraketen Dark Eagle steigern die Spannungen und sind insbesondere für Deutschland eine Gefahr, zum Ziel eines Präventivangriffs zu werden. Überdies fördern die geringen Vorwarnzeiten das Risiko von Fehlreaktionen.
Die Stationierung wurde ohne jede öffentliche und parlamentarische Diskussion entschieden. Abrüstungsverhandlungen sind nicht vorgesehen. Wir bleiben dabei, Konflikte und Rivalitäten nicht militärisch zu lösen, sondern alles zu tun, Kriege zu vermeiden oder zu beenden. Dieser Aufgabe darf sich niemand entziehen.
Nähere Informationen zu diesem Appell und auch die Möglichkeit, diesen zu unterzeichnen findet man auf der folgenden Web-Seite: https://nie-wieder-krieg.org/berliner-appell/. Auf der Web-Seite kann man auch eine wirklich beeindruckende Liste von ErstunterzeichnerInnen dieses Appells finden.
Der Name „Berliner Appell“ erinnert an den „Krefelder Appell“, wahrscheinlich auch von den InitiatorInnen bewusst so gewählt. Dieser Krefelder Appell hat in den 80er Jahren einen großen Beitrag dazu geleistet, dass die Friedensbewegung so groß wurde. Millionen von Menschen haben diesen Appell damals unterzeichnet. Im Unterschied zu heute mussten diese Unterschriften noch „per Hand“ gesammelt werden. Auch wenn die Stationierung dieser Raketen damals zunächst nicht verhindert werden konnte: Die Friedensbewegung hat damals die Stimmung in Deutschland so verändert, dass die Bevölkerung in jedem Fall keinen Krieg wollte. Damals hätte es sicher kein SPD-Politiker gewagt, zu sagen, dass „Deutschland wieder kriegstüchtig werden muss“, wie das unser Verteidigungsminister Pistorius heute tut.
Es gibt noch einige zusätzliche Tatsachen gegenüber damals zu berücksichtigen:
- Die Stimmung in der westlichen Welt war damals nicht, dass man in den Krieg ziehen wollte. Das sieht leider heute scheinbar ganz anders aus.
- Auch die damals installierten Waffen (Pershing II und Cruise-Missiles) waren Erstschlagswaffen. Aber die Vorwarnzeiten waren doch deutlich länger, als das heute mit den Hyperschallraketen der Fall ist. Die gegenseitige Angst vor einem vernichtenden Erstschlag ist heute so groß, dass die Gefahr eines Krieges aus Versehen tatsächlich riesig geworden ist.
- Russland hat auch mittlerweile Hyperschallraketen. Mit der Stationierung dieser Waffen in Deutschland wäre klar: russische Raketen zielen auf Deutschland, das bringt uns alle keine zusätzliche Sicherheit, sondern in Lebensgefahr. Damit das nicht passiert, wären ernst gemeinte Verhandlungen mit Russland so wichtig!
Nach Umfragen scheint klar zu sein: Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung möchte die Stationierung solcher Waffen in Deutschland nicht. Eine große Anzahl von Unterschriften unter den „Berliner Appell“ könnte dazu beitragen, dass das auch so bleibt und noch dazu, dass die deutsche Bevölkerung wie damals, jeden Krieg auch gegen Russland ablehnt. Dieser Appell könnte also ein Startschuss sein für eine neue ganz große Friedensbewegung!
Aus all diesen Gründen wäre es so wichtig, dass eine große Anzahl von Menschen diesen „Berliner Appell“ unterschreibt. Bei der Unterzeichnung „online“ gibt es allerdings ein paar Dinge zu berücksichtigen, die auch für mich durchaus irritierend waren, die ich im Folgenden näher beschreiben möchte.
Normal bei solchen Unterschriftenlisten ist, dass man anschließend eine Mail bekommt, in der man bestätigen soll, dass man diese Unterschrift auch geleistet hat. Bisher kamen solche Mails nach geleisteten Unterschriften bei meinem Provider (Web.de) immer im Ordner „Unbekannt“, da war das auch niemals ein Problem, diese Mails zu bestätigen.
Ausgerechnet bei diesem Versuch kam die Aufforderung dieser Mail-Bestätigung tatsächlich im Ordner „Spam“ an. Warum weiß ich nicht, aber ich habe dann versucht, diese Mail auch zu bestätigen. Dann kam von Microsoft eine große Warnung an. In dieser Warnung wurde ich aufgefordert, wenn ich diese wirklich bestätigen wolle, müsste ich mir den Link aus dieser Microsoft-Mail kopieren und danach in meine Browser abrufen. Ja, das hat auch funktioniert, aber: Was soll das?
Nach Bestätigung dieser Mail wurde ich dann leider nicht auf den Link https://nie-wieder-krieg.org/berliner-appell/ weitergeleitet, sondern auf den Link https://nie-wieder-krieg.org/, also zum Aufruf zur Demonstration am 03.10. in Berlin. Das fand ich doch sehr befremdlich. Allerdings scheint meine Unterschrift tatsächlich angekommen zu sein. Ich habe anschließend versucht, noch einmal zu unterschreien, bekam dann allerdings die Meldung, dass ich doch schon unterschrieben habe. Trotz alledem, etwas befremdlich. Ich gehe aber davon aus, dass diese Merkwürdigkeiten von den InitiatiorInnen des Appells bald beseitigt werden.
Was ich an diesem „Berliner Appell“ zusätzlich großartig finde. Man kann auf dieser Web-Seite diesen Appel als Unterschriftenliste auch als PDF herunterladen. Auf unserer nächsten Mahnwache werde ich eine kleinere Anzahl dieser Liste auch auslegen, damit Ihr diese mitnehmen könnt. Menschen können diesen Appell auch unterschreiben, ohne sich mit den Problemen bei einer Online-Unterschrift auseinandersetzen zu müssen. Natürlich könnt Ihr diesen PDF-Aufruf auch auf https://nie-wieder-krieg.org/berliner-appell/ herunterladen und ausdrucken, um dann viele Unterschriften zu sammeln.
Alles wie immer nur meine Meinung, Kritik und Kommentare sehr gerne.
Detlef Beune