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Es folgen die Beiträge dieser Mahnwache zum Nachlesen.
Uwe:
Guten Abend, ich begrüße Sie im Namen der Friedensinitiative Schorndorf zu unserer heutigen Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden. Heute wird Mona Kirschner in ihrem Redebeitrag über den Weltkindertag, der heute vor zwei Wochen, am 26.September, begangen wurde, sprechen. Zuvor werde ich einige Worte zu der gestern in Berlin stattgefundenen Demonstration und Kundgebung sagen.
Gestern fand in Berlin, am Jahrestag des Anschlusses der Deutschen Demokratischen Republik an die Bundesrepublik Deutschland in Berlin eine Großdemonstration gegen Krieg, Aufrüstung und Stationierung US-amerikanischer Raketen auf deutschem Boden statt. Zu dieser Demonstration für den Frieden hatten ca. 3 200 Initiativen und Einzelpersonen, darunter auch die Friedensinitiative Schorndorf, aufgerufen. Aus unserem Mahnwachen-Kreis haben sich 6 Mitstreiterinnen und Mitstreiter auf den Weg nach Berlin gemacht, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Laut den Angeben der Initiatoren waren bei der Abschlusskundgebung 40.000 Friedensaktivisten an der Siegessäule versammelt. Die Kriege im Nahen Osten, in der Ukraine und im Sudan, sowie die massive Aufrüstung und Militarisierung in Deutschland waren Themen auf den Demonstrationszügen mitgeführten Transparenten und Plakaten, sowie der Rednerinnen und Redner bei der Abschlusskundgebung.
Als wir gestern am späten Abend von Berlin nach Hause kamen und das ZDF – heute Journal anschauten, waren wir darauf gespannt, ob überhaupt über die Großdemonstration berichtet wird. Ja, es wurde berichtet, aber leider mit einer Konnotation, die keineswegs neutral war. Es wurde nämlich berichtet, dass ungefähr 10.000 Anhängerinnen und Anhänger Sarah Wagenknechts in Berlin für den Frieden demonstriert hätten. Vielleicht waren es keine 40.0000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, aber sicher weit mehr als 10.000. Und dass sich ausschließlich Sympathisanten von Frau Wagenknecht in Berlin versammelt hätten, ist eine platte Lüge. Aber leider ist es einmal wieder so, dass berichtet wurde, was von der offiziellen Politik erwartet wird. Wieder einmal hat sich für mich als richtig bestätigt, was heute vor einer Woche Clemens Ronnefeldt bei seinem Referat „Medien im Krieg“ hervorgehoben hat, nämlich dass wir die Berichterstattung in einem großen Teil der Printmedien, wie auch die der Rundfunkanstalten grundsätzlich hinterfragen müssen.
Der Krieg im Nahen Osten, insbesondere der, der zwischen Israel und der Hisbollah geführt wird, war in den letzten Wochen und Tagen beherrschendes Thema bei bei Berichten und Informationen in Zeitungen, Radio und Fernsehen. Besonders aufgefallen ist mir, dass die Rolle, die die USA in diesem Krieg spielt, kaum erwähnt und keineswegs hinterfragt wird. Die USA sind der wichtigste Verbündete Israels und liefern Kriegsgerät in großem Umfang an das israelische Militär. Es sind in erster Linie also amerikanische Bomben und Raketen, mit denen die israelische Armee Dörfer und Städte im Libanon attackiert. Wenn also der US – Präsident Biden die israelische Regierung zur Zurückhaltung aufruft, kann diese Aufforderung als nicht ernst gemeint verstanden werden, wenn nicht gleichzeitig ein Waffenembargo angedroht wird, besonders dann nicht, wenn die USA ständig betonen, fest an der Seite Israels zu stehen und Truppenverbände zu Israels Schutz ins Mittelmeer entsenden. Aufgabe von Journalistinnen und Journalisten wäre es nach meiner Auffassung, diese Doppelzüngigkeit hervorzuheben und zu entlarven.
Ebenso ist es nach meiner Ansicht die Aufgabe von serösem Journalismus, zu recherchieren, ob die Aussagen israelischer Militärs, dass im Libanon ausschließlich Gebäude angegriffen werden, in denen „Waffen der Hisbollah versteckt sind“, der Wahrheit entsprechen. Angesichts der vielen toten und verletzten Zivilisten, darunter viele Kinder, die seit dem Angriff Israels auf diesen souveränen Staat zu beklagen sind, halte ich persönlich diese Erklärungen für eine Schutzbehauptung. Auch der Gaza Streifen wurde mit ähnlicher Begründung von israelischen Militärs in eine Trümmerlandschaft verwandelt. Gezielt wurden hier, mit dieser Begründung, auch Krankenhäuser, Schulen und Flüchtlingslager angegriffen und zerstört. In diesem Krieg sind bislang über 40.000 Menschen, darunter sehr viele Kinder, ermordet worden.
Mona:
Heute vor zwei Wochen war Weltkindertag, der im Bundesland Thüringen unter der rot-rot-grünen Regierung ein Feiertag wurde, ansonsten wenig bis gar nicht bekannt ist. Er soll den Bedürfnissen von Kindern gewidmet sein und auf die Erklärung der Kinderrechte aufmerksam machen. In der ehemaligen DDR war der Tag der 1.Juni und hieß dem sozialistischen Sprachgebrauch entsprechend „Kampftag für eine glückliche und friedliche Zukunft aller Kinder“. In der BRD war es der 20.September, der es bis heute geblieben ist. Er wird in über 145 Staaten der Welt begangen und hat seine Wurzeln in der Reformpädagogik.
1902 erschien das Buch „Das Jahrhundert des Kindes“ der Schwedin Ellen Key, das schon den Kern der heutigen Kinderrechte enthielt. Der polnische Kinderarzt und Pädagoge Janusz Korczak forderte in den 20er Jahren explizit die Anerkennung der Persönlichkeit von Kindern. Und die englische Grundschullehrerin Eglantyne Jebb verfasste ein Fünf-Punkte-Programm zu den Rechten von Kindern, das 1924 als „Genfer Erklärung“ von der Vollversammlung des Völkerbundes verabschiedet wurde, aber noch nicht rechtsverbindlich war. Auch die Verabschiedung der 10 Artikel zur Erklärung der Kinderrechte in der Vollversammlung der UN 1959, notwendig geworden durch die Auflösung des Völkerbundes nach dem Zweiten Weltkrieg, war noch nicht rechtlich bindend. 20Jahre später, 1979, wurde zwar das Internationale Jahr des Kindes ausgerufen, aber erst nach weiteren 10 Jahren, also 1989 kam es zur völkerrechtsverbindlichen Unterschrift der Kinderrechtskonvention der UN, der fast 200 Staaten beigetreten sind. Sie umfasst heute mehr als 50 Artikel, die von UNICEF (Kinderhilfswerk) in 10 Grundrechten zusammengefasst wurden. Schlagwortmäßig seien sie genannt als das Recht auf
– Schutz vor Diskriminierung
– Gesundheit
– Bildung und Ausbildung
– Information und Gehörtwerden
– Familie und Fürsorge
– Spiel und Erholung
– sofortige Hilfe bei Katastrophen
– Namen und Staatszugehörigkeit
– Betreuung bei Behinderung
– Privatsphäre und gewaltfreie Erziehung
alles jeweils unabhängig von Religion, Herkunft und Geschlecht.
Unlängst habe ich bei einem Besuch erlebt, mit wie viel Liebe, Fürsorge, Umsicht und Aufmerksamkeit ihrer Eltern die gerade 1 Jahr alte kleine Mira aufwachsen darf. Der Familie fehlt es buchstäblich an nichts, was zum glücklichen Gedeihen eines Menschenkindes als notwendig erachtet wird. Könnte doch allen Kindern auf unserem Planeten auch nur die Hälfte dieses Glücks zuteilwerden, habe ich denken müssen. Und gleich dazu, was für ein frommer Wunsch…!
Täglich erreicht uns die unmenschliche Not von Millionen Kindern, die einem gnadenlosen Schicksal ausgeliefert sind. Nachrichten im Rundfunk und Fernsehen, Schlagzeilen aus der Presse schießen in unsere Wohnzimmer oder unsere Fahrten auf der Straße oder Schiene durch liebliche Landschaften ebenso wie im Stoßverkehr oder Stau. So oder so müssen wir ihre Unerträglichkeit beiseite wischen bzw. uns eingestehen, dass die schieren Zahlen unser Vorstellungsvermögen überschreiten. Manchmal kann eine Meldung sich als Bild beispielhaft vor unsere Augen stellen und damit unser Herz bewegen. So war in der Wochenzeitung „Der Freitag“ Mitte November letzten Jahres in einem Beitrag von Jan van Aken (er ist Referent für internationale Konflikte bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung) zu lesen: „12 Frühgeborene mit ihren viel zu großen Windeln, nackt oder hastig eingewickelt in grüne Tücher. Sie liegen im Al-Shifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt. Die Generatoren stehen still, kein Benzin, kein Strom, keine Brutkästen mehr für die winzig Kleinen, die kaum noch eine Überlebenschance haben.“ Der Autor hielt die Meldung für nicht erfunden.
Und jetzt doch ein paar unvorstellbare Fakten in Zahlen: Laut der Organisation „Save the Children“, gegründet von der oben erwähnten Eglantyne Jebb nach dem 1.Weltkrieg, heute die weltweit größte unabhängige Kinderrechtsorganisation, laut „Save the Children“ also, leben (Stand 2022) 468 Millionen Kinder in einem Kriegs- oder Konfliktgebiet, doppelt so viele wie vor zwanzig Jahren. 27 Millionen können aufgrund der bewaffneten Kämpfe nicht zur Schule gehen. Jedes 4. Kind auf der Erde gilt als chronisch unterernährt (davon 98% in den sog. Entwicklungsländern), daran sterben muss alle 13 Sekunden ein Kind. Und letztlich haben die weltweit Krieg führenden Parteien und ihre Waffenlieferanten die Verantwortung dafür. (Dabei zählt Deutschland zu den fünf größten Rüstungsexporteuren weltweit ).
Krieg ist immer Krieg gegen Kinder. Sie werden verletzt, verstümmelt, getötet, verschleppt, entführt, sexuell oder als menschliche Schutzschilde missbraucht, zwangsverheiratet und zwangsrekrutiert. Bis zu 20% der sogenannten Kindersoldaten – außer dem Dienst an der Waffe müssen sie auch andere Zwangsarbeit leisten – sind Mädchen! Insgesamt eine Viertelmillion Kinder unter 18Jahren, überwiegend in Afrika, Asien und im Nahen Osten, werden gezwungen zu töten und zu plündern, werden durch Minenfelder getrieben, zur Spionage eingesetzt, von Rebellengruppen ebenso wie von regulären Armeen. Ihre Erziehung basiert auf Gewalt und bedingungslosem Gehorsam. Als Kinder sind sie manipulierbar, nach dem Krieg schwer traumatisiert. Zu den besonders schweren Verbrechen gegen Kinderrechte zählen auch Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser und die Verweigerung des Zugangs zu humanitärer Hilfe in Konfliktgebieten. Deshalb fordert die Organisation „Save the Children“ in einer Petition, Kriegsverbrechen gegen Kinder zu dokumentieren und zu bestrafen, will damit unsere Bundesregierung in die Pflicht nehmen. Wer will, kann die Petition im Netz unterschreiben.
Zum Schluss noch die exemplarische Stimme eines 14jährigen Mädchens aus Burkina Faso von 2022, die auch aus Afghanistan, aus dem Gaza-Streifen, aus Myanmar oder oder oder stammen könnte: „Wir haben jeden Tag Angst, schon das kleinste Geräusch erschreckt uns, selbst wenn nur ein Luftballon platzt. Das liegt am Knallen der Waffen und an den Explosionen, die es fast täglich gibt. Viele unserer Freunde, die ihre Heimat verlassen mussten, haben außerdem Schwierigkeiten, genug zu essen zu finden.“
Und zuallerletzt die Genfer Erklärung als kurze, wenn auch sprachlich altmodische, aber einprägsame Alternative zur ausführlichen, völkerrechtsverbindlichen Kinderrechtsresolution der UN von 1989. Diese ist mit ihren über 50 Artikeln über die Webseite des Kinderhilfswerks UNICEF in 2 Varianten abrufbar, einmal im unterzeichneten Wortlaut, und einmal mit ansprechenden kleinen Comic-Bildchen in einer an die Kinder direkt adressierenden Sprache, also z.B. Artikel 4: „Du hast das Recht zu leben und dich bestmöglich zu entwickeln“.
Die Genfer Erklärung also, aus dem Jahr 1924, zum Mitschreiben im Kopf:
Artikel 1
Das Kind soll in der Lage sein, sich sowohl in materieller wie in geistiger Hinsicht in natürlicher Weise zu entwickeln.
Artikel 2
Das hungernde Kind soll genährt werden; das kranke Kind soll gepflegt werden; das zurückgebliebene Kind soll ermuntert werden; das verirrte Kind soll auf den guten Weg geführt werden; das verwaiste und verlassene Kind soll aufgenommen und unterstützt werden.
Artikel 3
Dem Kind soll in Zeiten der Not zuerst Hilfe zuteil werden.
Artikel 4
Das Kind soll in die Lage versetzt werden, seinen Lebensunterhalt zu verdienen und soll gegen jede Ausbeutung geschützt werden.
Artikel 5
Das Kind soll in dem Gedanken erzogen werden, seine besten Kräfte in den Dienst seiner Mitmenschen zu stellen.
P.S.: Für meine Angaben habe ich bei verschiedenen Quellen recherchiert und bei der Vorbereitung manchmal versäumt, mir diese Quelle zu notieren. Sehr vieles stammt vom Internet-Portal der Organisation „Save the children“. Sollte es dazu Kritik geben, bitte ich um Rückmeldung.
© Mona Kirschner
Uwe:
Ich lade Sie, ich lade euch nun wieder dazu ein, mit uns heute 7 Minuten, zu schweigen.
Wir gedenken dabei all der Menschen, die durch kriegerische Einwirkungen getötet, verletzt oder ihrer Heimstatt beraubt wurden und sich auf der Flucht befinden. Wir gedenken heute zwei Minuten extra insbesondere der Kinder, denen in den weltweit stattfindenden bewaffneten Konflikten großes Leid zugefügt und eine hoffnungsvolle Zukunftsperspektive zerstört wird. Und wir gedenken auch all der Menschen, die weltweit gegen den Krieg und für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen aktiv sind.
Uwe:
Bertold Brecht: Bitten der Kinder
Die Häuser sollen nicht brennen.
Bomben soll man nicht kennen.
Die Nacht soll für den Schlaf sein.
Leben soll keine Straf sein.
Die Mütter sollen nicht weinen.
Keiner soll töten einen.
Alle sollen was bauen.
Da kann man allen trauen.
Die Jungen sollen`s erreichen.
Die Alten desgleichen.
Uwe:
Bevor wir unsere heutige Mahnwache beenden, nun noch Hinweise auf einige Veranstaltungen:
- Am kommenden Montag, den 07.10.2024 trifft sich um 18.00 Uhr die Ökumenische Friedensgruppe der Stadtkirchengemeinde Schorndorf im Martin-Luther-Haus. Gäste und Interessierte sind herzlich willkommen.
- Am Donnerstag, den 10.10. spricht und diskutiert um 18.30 Uhr im Bürgerhaus Stuttgart Vaihingen, Meluner Str.17, Jürgen Wagner von der Informationsstelle Militarisierung zum Thema: „Zeitenwende- Aufrüstung- Sozialabbau- Rekrutierung.“
- Unsere nächste Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden findet heute in einer Woche, am 11.10. um 18.00 Uhr hier vor dem Rathaus statt.
Da Uwe Glund in den kommenden drei Wochen abwesend ist, wäre es schön, wenn die Eine oder der Andere aus diesem Kreis eine der nächsten Mahnwachen mit einem Gedicht oder Text mitgestalten würde. Interessierte bitte bei Doris melden.
Unsere heutige Mahnwache ist damit zu Ende. Wir bedanken uns für Ihr, für euer Kommen und wünschen ein schönes Wochenende.
Ich gehöre zu den Zwiegespaltenen.
Der Gazakrieg ist Massenmord.
Der Charakter des Staates Israel wäre ohne den feigen deutschen Massenmord an 6 Millionen Juden vielleicht ein anderer.
Rechthaberei, Kälte und Bigotterie angesichts dieser Blutströme lassen vermuten, dass die Menschen ein Problem nicht primär mit der Natur haben.
Sie gehen mit der Natur um wie unter selbst.