Mahnwache vom 18.10.2024

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Es folgen die Redebeiträge dieser Mahnwache zum Nachlesen:

Doris:

Guten Abend. Ich begrüße Sie und euch im Namen der Friedensinitiative Schorndorf zu unserer heutigen Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden. Vielen Dank allen, die gekommen sind.

Vergangenen Montag vor einer Woche war der 7. Oktober. Dieses Datum steht für den brutalen Überfall der Hamas auf Israel und den Auslöser einer nicht enden wollenden Eskalation der Gewalt im Nahen Osten. Politiker aus aller Welt haben Reden gehalten. Es gab Demonstrationen zur Solidarität mit Israel und solche zur Solidarität mit den Palästinensern.

Dass auch der 7. Oktober eine Vorgeschichte hat, wurde in den offiziellen Reden unserer Politiker kaum erwähnt. Denn jedem der das tut, wird schnell unterstellt, er würde die Gräueltaten der Hamas rechtfertigen. Selten erwähnt wurde auch, dass der israelische Präsident sowohl in Gaza als auch im Libanon weiterhin nicht davor zurückschreckt, Krankenhäuser, Flüchtlingslager und jetzt sogar die UN-Schutztruppe anzugreifen. Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen sowie der Internationale Strafgerichtshof werfen allerdings Israel vor, eine Vielzahl von Kriegsverbrechen begangen zu haben. UN-Generalsekretär Guterres hat dafür deutliche Worte gefunden. Die israelische Regierung hat ihm inzwischen verboten, nach Israel einzureisen. Und Deutschland? „Wir haben Waffen geliefert, und wir werden Waffen liefern“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz in einer Debatte des Bundestags zum Jahrestag des 7. Oktober.

In vielen Äußerungen von Politikern, Medien und auch von kirchlicher Seite wurde zwar erwähnt, dass das Vorgehen Israels schon sehr viele unschuldige Opfer gefordert hat. Man ordnete dies aber unter „Recht auf Selbstverteidigung“ ein. Die Schuld dafür liege bei der Hamas, die mit ihrem Überfall Auslöser war und somit auch Schuld an allen Folgeopfern trage. Eine solche Definition von Schuld finde ich äußerst befremdlich.

Gut, dass es zum 7. Oktober auch andere Stimmen gibt, die leider selten öffentlich hörbar sind. Ich lese deshalb nun einige Absätze aus einer Pressemitteilung der ärztlichen Friedensorganisation IPPNW:

Die IPPNW verurteilt die Militärschläge aller Konfliktparteien scharf. Sie fordert die Bundesregierung auf, ihre diplomatischen Kanäle gegenüber Israel, dem Iran und der Hisbollah zu nutzen, um die brandgefährliche Gewaltspirale zu stoppen und sich für eine Waffenruhe einzusetzen. Die Bundesregierung solle zudem gegenüber Israel deutlich machen, dass die Tötung des politischen pro-iranischen Führers Hassan Nasrallah und seiner Offiziere unter bewusster Inkaufnahme der Tötung zahlreicher Zivilist*innen gegen das humanitäre Völkerrecht verstößt.

Ebenso müsse die Bundesregierung darauf hinwirken, dass der UN-Generalsekretär António Guterres weiterhin nach Israel reisen darf und der Einreise-Stopp mit sofortiger Wirkung aufgehoben wird. Die IPPNW begrüßt die Ankündigung des jordanischen Außenministers Ayman Safadi am Rande der UN-Generalversammlung, 57 arabische und muslimische Länder seien bereit, die Sicherheit Israels zu garantieren, wenn Israel die Besatzung beendet und die Entstehung eines palästinensischen Staates zulässt.

„Menschenrechte und das Völkerrecht sind unteilbar. Sie gelten für alle Menschen und Völker. Im Libanon wurden bereits mehr als 1.500 Zivilist*innen getötet, Tausende fliehen vor den israelischen Bomben. Wo bleibt die Trauer um die über 40.000 Kriegstoten in Gaza und die hunderttausenden Verletzten und Hungernden dort? Die Gewaltspirale muss unterbrochen werden! Das geht nur mit allen Regierungen der Region gemeinsam in einer internationalen Konferenz für Waffenstillstand, Frieden und Zusammenarbeit“, so die IPPNW-Vorsitzende Dr. Angelika Claußen.

Angesicht der aktuellen Gefahr einer Ausweitung des Krieges rächt sich die Aufkündigung des Iran-Atomabkommen durch den damaligen US-Präsident Donald Trump im Jahr 2018.
Der neue iranische Präsident Masud Pezeshkian hat sich gegen Atomwaffen und für verbesserte Beziehungen mit dem Westen ausgesprochen. Die IPPNW appelliert vor dem Hintergrund der andauernden Krise im Nahen Osten an die Gruppe der sechs am Atomabkommen mit dem Iran beteiligten Staaten (China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland, USA), alle Seiten zur Deeskalation zu mahnen, auf weitere Angriffe zu verzichten und die Verhandlungen über eine Wiederbelebung des Iran-Atomabkommens mittelfristig wieder voranzutreiben. 

So weit die Stimme der IPPNW.

Heute um 17.00 Uhr hat in Berlin eine Kundgebung begonnen mit dem Thema: „Für einen gerechten Frieden in Palästina und Israel – Zivilbevölkerung schützen, Waffenexporte stoppen!“ Dazu aufgerufen haben zahlreiche Organisationen wie z.B.  Amnesty International, Forum Ziviler Friedensdienst, Internationaler Versöhnungsbund, IPPNW, Komitee für Grundrechte und Demokratie, medico international, Pax Christi, Terre des hommes, usw. Ich lese noch einige Sätze aus dem Aufruf:

„… Wir verurteilen alle Kriegsverbrechen in diesem Krieg, sowohl die der Hamas und anderer bewaffneter palästinensischer Gruppen, als auch die der israelischen Regierung. Wir trauern um alle Opfer der Gewalt in Palästina und Israel. Wir bangen um die Tausenden, die in Israel willkürlich in Haft und oft Folter und Misshandlung ausgesetzt sind. Wir bangen um diejenigen, die als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden. Wir solidarisieren uns mit allen, die sich für Frieden und gleiche Rechte für alle Menschen in der Region einsetzen.

Während die deutsche Regierung zu Recht die Kriegsverbrechen der Hamas verurteilt, benennt sie die Kriegsverbrechen der israelischen Regierung und der Armee noch nicht einmal als solche. Mehr noch, durch ihr politisches Handeln billigt sie die völkerrechtswidrigen Handlungen Israels in Gaza. Die Bundesregierung schwächt die internationale Gerichtsbarkeit durch einseitige Parteinahme….  Menschenleben dürfen nicht mit zweierlei Maß gemessen werden: Palästinensisches Leben ist genauso kostbar wie israelisches Leben…“

Die Veranstalter der Kundgebung fordern von der Bundesregierung u.a. den Einsatz für einen sofortigen und umfassenden Waffenstillstand, einen Stopp der Waffenlieferungen, einen Einsatz  für ein Ende der illegalen Besatzung, des völkerrechtswidrigen Siedlungsbaus und der Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung im Westjordanland.

Wir sind heute bei unserer Mahnwache in Gedanken bei dieser Kundgebung in Berlin und hoffen, dass sie Gehör findet.

Am Schluss möchte ich noch zwei positive Nachrichten erwähnen:

  • am Dienstag, dem 24. September, haben Indonesien, Sierra Leone und die Salomonen bei einer feierlichen Zeremonie in New York den Atomwaffenverbotsvertrag ratifiziert. Indonesien ist nun mit 277 Millionen Menschen der bevölkerungsreichste Vertragsstaat. Die indonesische Regierung teilte mit, die Entscheidung, den Vertrag zu ratifizieren, entspreche ihrem verfassungsmäßigen Auftrag, Frieden und Sicherheit zu fördern. Damit sende man eine klare Botschaft an die Welt, dass „der Besitz und der Einsatz von Atomwaffen durch nichts zu rechtfertigen sind“.
  • Am 11. Oktober wurde der Friedensnobelpreis an die japanische Friedensorganisation Nihon Hidankyo verliehen. Sie wurde 1956 von Überlebenden aus Hiroshima und Nagasaki gegründet und setzt sich seitdem für nukleare Abrüstung und eine atomwaffenfreie Welt ein. Bei unserer nächsten Mahnwache wird Mona Näheres dazu berichten.

Doris:

Wir werden jetzt wieder 5 Minuten schweigen. Wir denken an die Opfer der Kriege in der Ukraine, im Nahen Osten, und an die Opfer der Kriege in anderen Ländern, die oft vergessen werden. An die Menschen, die im Krieg verletzt wurden an Leib und Seele. An alle, die ihr Leben verloren haben, seien es Soldaten oder Zivilisten. An alle, die ihre Heimat verlassen mussten und auf der Flucht sind. An die geschundene Natur, an die zerstörte Kultur. An alle, die sich gegen den Krieg einsetzen. Mögen die Politiker auf allen Seiten endlich zur Vernunft kommen und eine weitere Eskalation verhindern.

Doris:

Ich lese einige Sätze aus einer Rede des früheren israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin. Er hielt diese Rede am 4. November 1995 bei einer großen Friedenskundgebung in Tel Aviv kurz vor seiner Ermordung durch einen rechtsextremen Israeli.

„Ich möchte gerne jedem Einzelnen von euch danken, der heute hierher gekommen ist, um für Frieden zu demonstrieren und gegen Gewalt. Diese Regierung, der ich gemeinsam mit meinem Freund Shimon Peres das Privileg habe vorzustehen, hat sich entschieden, dem Frieden eine Chance zu geben – einem Frieden, der die meisten Probleme Israels lösen wird. […] Der Weg des Friedens ist dem Weg des Krieges vorzuziehen. Ich sage euch dies als jemand, der 27 Jahre lang ein Mann des Militärs war.“

Doris:

Ich möchte noch folgendes ansagen, bevor wir unsere Mahnwache beenden:

  • morgen werden wieder wie jeden Samstag Mitglieder der Ökumenischen Friedensgruppe der Stadtkirchengemeinde Schorndorf von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr mit 2 Friedensbannern auf dem Wochenmarkt präsent sein. Wer sich in nächster Zeit daran beteiligen möchte, kann sich gerne in diese Liste eintragen. Oder bei Doris und Uli Kommerell anrufen (Tel.: 65700, steht im Telefonbuch)
  • Unsere nächste Mahnwache ist heute in einer Woche, am Freitag den 25.10. um 18.00 Uhr, wieder hier auf dem Marktplatz.

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