Bild von https://friedensdemo0310.org/
Doris:
Guten Abend. Ich begrüße Sie und euch zu unserer Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden. Vielen Dank allen, die gekommen sind. Heute ist der Internationale Tag für die vollständige Beseitigung der Kernwaffen, der weltweit am 26. September begangen wird. Der Aktionstag wurde 2013 durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Auch deshalb stehen wir heute hier.
Die Nachrichten der vergangenen Woche führen uns vor Augen, wie alle Akteure der gegenwärtigen Kriege auf unverantwortliche Weise an der Eskalationsspirale drehen. Ich möchte heute von 3 großen Aktionen berichten, welche die Friedensbewegung der bedrohlichen Entwicklung entgegenstellt.
Morgen, am 27. September findet in Berlin ab 17.00 Uhr eine Kundgebung mit dem Titel: „All Eyes on Gaza – Stoppt den Genozid» statt. Veranstalter sind u.a. Medico International und Amnesty International. Mehr als 80 Friedensorganisationen, Vereine und Initiativen sowie zahlreiche namhafte und international renommierte Persönlichkeiten haben den Aufruf zur Kundgebung unterzeichnet. Sprechen wird u.a. der Musiker Michael Barenboim. Die Veranstalter rechnen mit mehreren Zehntausend Teilnehmern. Auch wenn wir nicht nach Berlin fahren, ist es doch wichtig, von dieser Veranstaltung zu wissen und sie mit guten Gedanken zu begleiten.
433 Initiativen und Organisationen rufen inzwischen auf zur Demonstration „Nie wieder kriegstüchtig – stehen wir auf für Frieden“ am 3. Oktober in Berlin und Stuttgart. Mittlerweile haben sich auch gewichtige Stimmen aus der SPD wie der Erhard-Eppler-Kreis sowie die ver.di Bezirke Stuttgart, München und Baden-Württemberg dem Aufruf angeschlossen. Dies ist umso bedeutender, da sich im vergangenen Jahr bei der großen Demonstration in Berlin nicht alle Organisationen auf einen gemeinsamen Aufruf hatten einigen können. So hoffen wir dieses Jahr auf eine größere Beteiligung, zumal ja auch in Stuttgart eine zusätzliche Demonstration stattfinden wird.
In Stuttgart wird die Auftaktkundgebung um 13.00 Uhr auf dem Schlossplatz beginnen. Nach dem Demonstrationszug ist die Abschlusskundgebung für 15.00 Uhr wieder auf dem Schlossplatz vorgesehen. Die wohl bekannteste Rednerin wird Margot Käßmann, ehemalige EKD-Ratsvorsitzende, sein. Per Video sind zugeschaltet Jeffrey Sachs, Wirtschaftswissenschaftler der Columbia University und Ghassan Abu-Sittah, palästinensischer Chirurg, Rektor der Universität Glasgow.
Den Aufruf zur Demonstration haben sicher die meisten von uns schon gesehen. Trotzdem möchte ich ihn heute vorlesen. Ich finde es wichtig, dass er hier, mitten in Schorndorf auf dem Marktplatz zu hören ist.
„Nie wieder kriegstüchtig! Stehen wir auf für Frieden!
Wir sagen Nein zu allen Kriegen und lehnen die gefährliche Hochrüstung ab. Die Umsetzung des Fünf-Prozent-Ziels würde bedeuten, dass fast jeder zweite Euro aus dem Bundeshaushalt in Militär und kriegsrelevante Infrastruktur fließt. Die Hochrüstung führt zu massiver Verschuldung, drastischem Sozialabbau und der Militarisierung der Gesellschaft. Dies geht insbesondere auf Kosten der Kinder und Jugendlichen, der Alten und Kranken sowie der arbeitenden Menschen. Die Hochrüstung blockiert zudem den Kampf gegen die Klimakatastrophe, Umweltkrisen und weltweite Armut. Die Politik der Konfrontation setzt unsere Sicherheit aufs Spiel, statt sie zu gewährleisten. Waffenexporte und Eskalationspolitik verschärfen Kriege und Krisen und verlängern sie. Nicht die Kriegstüchtigkeit Deutschlands ist unser Ziel, sondern seine Dialogfähigkeit und seine Bereitschaft zur Abrüstung.
Wir fordern von der Bundesregierung:
- Stopp des Hochrüstungskurses. Stattdessen Abrüstung für Soziales, Klima und Entwicklung.
- Keine Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland. Entschlossenen Einsatz für ein Europa ohne Mittelstreckenwaffen.
- Nein zur Wehrpflicht.
- Stopp der Militarisierung der Gesellschaft. Keine Unterordnung von Gesundheitswesen, Bildung und Wissenschaft unter Kriegstüchtigkeit.
- Asyl für Menschen, die sich dem Krieg verweigern und von Krieg bedroht sind.
- Diplomatisches Engagement für ein schnelles Ende der Kriege in Europa und im Nahen und Mittleren Osten.
- Die Bundesregierung darf sich nicht weiter mitschuldig machen an einer von immer mehr Staaten und Organisationen als Völkermord klassifizierten Kriegsführung im Gazastreifen. Sie muss alles tun, damit der Krieg, die Vertreibung der Palästinenserinnen und Palästinenser und der Einsatz von Hunger als Waffe umgehend beendet werden.
- Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag.
Unsere Vision bleibt eine Welt ohne Atomwaffen und Krieg. Wir fordern gemäß der UN-Charta, auf die Anwendung und Androhung von Gewalt in den internationalen Beziehungen zu verzichten. Es braucht die Stärke des Rechts und nicht das Recht des Stärkeren. Wir lehnen alle Kriege ab. Wir trauern um alle Opfer von Kriegen und Gewalt und verurteilen alle Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Wir wollen:
- Diplomatische Initiativen. Nur Verhandlungen und Abrüstung schaffen Sicherheit.
- Eine neue Entspannungspolitik für Europa, die die Friedens- und Sicherheitsinteressen aller Beteiligten berücksichtigt.
- Politische Konfliktlösungen, Friedenslogik und eine Kultur des Friedens.
Frieden braucht die Verteidigung der Demokratie und das Engagement jedes Einzelnen. Frieden braucht Bewegung. Frieden ist die Grundlage für ein gutes Leben künftiger Generationen. Deswegen demonstrieren wir am 3. Oktober in Berlin und Stuttgart!
Rassismus, Antisemitismus, Faschismus und alle Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit lehnen wir ab. Deshalb gibt es keine Zusammenarbeit mit rechtsextremen und demokratiefeindlichen Kräften. Diese können auch nicht Teil unseres Bündnisses sein. Wir bitten auf Parteifahnen zu verzichten. Willkommen sind Transparente, Fahnen und Schilder, die Inhalt und Zielen der Demonstration entsprechen.
Das Bündnis „Nie wieder kriegstüchtig! Stehen wir auf für Frieden“ ist entstanden aus der Initiative „Nie wieder Krieg – Die Waffen nieder!“ und einem Aktionsbündnis innerhalb der Friedensbewegung, an dem u.a. ICAN, DFG-VK, IPPNW, Netzwerk Friedenskooperative, Ohne Rüstung Leben und pax christi beteiligt sind. Wir wollen zwei bundesweite große Demonstrationen zeitgleich in Berlin und Stuttgart durchführen, die die verschiedenen Flügel der Friedensbewegung gemeinsam repräsentieren“. Zitat Ende.
Soweit der Aufruf. Wir werden also heute in einer Woche hier keine Mahnwache abhalten, sondern gemeinsam nach Stuttgart fahren. Wir treffen uns um 12.00 Uhr am Bahnhof Schorndorf für die gemeinsame Fahrt mit dem MEX um 12.14 Uhr. Der Aufruf liegt nochmals zum Mitnehmen in der Mitte aus.
Eine dritte sehr wichtige Demonstration möchte ich ebenfalls noch erwähnen. Das Aktionsbündnis „atomwaffenfrei jetzt“ ruft am 11. Oktober in Nörvenich zu einer Demonstration gegen das jährlich stattfindende Atomkriegs- Manöver «Steadfast Noon» auf. Titel: «80 Jahre nach Hiroshima – Atomkriegsmanöver 2025 stoppen!»
Ich zitiere einige Sätze aus dem Aufruf:
„… Alle „anerkannten“ Atommächte kommen ihren Verpflichtungen zur atomaren Abrüstung aus dem Nichtverbreitungsvertrag nicht nach. Dieser fordert die vollständige Abschaffung aller Atomwaffen durch ernsthafte Verhandlungen. Diese werden seit über 50 Jahren unterlassen.
Weltweit gibt es über 12.000 Atomwaffen, davon sind über 3.900 sofort einsatzbereit. In dieser brisanten Lage will die Bundeswehr Mitte Oktober 2025 im Rahmen des NATO-Manövers „Steadfast Noon“ erneut mit Attrappen üben, wie man Atombomben aus unterirdischen Bunkern an Tornado-Kampfjets anbringt und diese Bomben im Einsatzziel abwirft… und das, obwohl laut aktueller Information des Bundesjustizministeriums Bundeswehrsoldatinnen und soldaten gemäß dem humanitären Völkerrecht niemals atomare Waffen einsetzen dürfen…“ Zitat Ende.
Hoffen wir, dass die drei geschilderten Aktionen gut verlaufen, dass viele Menschen mitmachen und dass sie Wirkung zeigen.
Doris:
Wir werden jetzt wieder 5 Minuten schweigen. Wir denken an die Opfer der Kriege in der Ukraine, im Nahen Osten, und an die Opfer der Kriege in anderen Ländern, die oft vergessen werden. An die Menschen, die im Krieg verletzt wurden an Leib und Seele. An alle, die ihr Leben verloren haben, seien es Soldaten oder Zivilisten. An alle, die ihre Heimat verlassen mussten und auf der Flucht sind. An die geschundene Natur, an die zerstörte Kultur. An alle, die sich gegen den Krieg einsetzen. Mögen die Politiker auf allen Seiten endlich zur Vernunft kommen und eine weitere Eskalation verhindern.
Doris:
Ich lese ein Gedicht von Bertolt Brecht:
An meine Landsleute
Ihr, die ihr überlebtet in gestorbenen Städten
Habt doch nun endlich mit euch selbst Erbarmen!
Zieht nun in neue Kriege nicht, ihr Armen
Als ob die alten nicht gelanget hätten:
Ich bitt euch, habet mit euch selbst Erbarmen!
Ihr Männer, greift zur Kelle, nicht zum Messer!
Ihr säßet unter Dächern schließlich jetzt
Hättet ihr auf das Messer nicht gesetzt
Und unter Dächern sitzt es sich doch besser.
Ich bitt euch, greift zur Kelle, nicht zum Messer!
Ihr Kinder, dass sie euch mit Krieg verschonen
Müsst ihr um Einsicht eure Eltern bitten.
Sagt laut, ihr wollt nicht in Ruinen wohnen
Und nicht das leiden, was sie selber litten:
Ihr Kinder, dass sie euch mit Krieg verschonen!
Ihr Mütter, da es euch anheimgegeben
Den Krieg zu dulden oder nicht zu dulden
Ich bitt euch, lasset eure Kinder leben!
Dass sie euch die Geburt und nicht den Tod dann schulden
Ihr Mütter, lasset eure Kinder leben!
Doris:
Ich möchte noch folgendes ansagen, bevor wir unsere Mahnwache beenden:
- Wer sich morgen an unserer Friedensbanner-Aktion beteiligen kann, möge sich bitte nachher bei mir melden.
- Am Montag, den 06.10. trifft sich um 18.00 Uhr die Ökumenische Friedensgruppe der Stadtkirchengemeinde im Martin-Luther-Haus. Es wird dabei die Gelegenheit geben, über den Vortrag von Eugen Drewermann vom 10.September in der Stadtkirche zu diskutieren. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
- Nun eine Bitte in eigener Sache: Es wäre sehr schön, wenn immer wieder mal jemand von Ihnen/euch bei der Mahnwache etwas vortragen könnte. Es muss kein selbst verfasster Redebeitrag sein. Man kann auch einen Text vorlesen oder einen literarischen Beitrag. Das wäre für uns eine große Entlastung.
- Unsere nächste Mahnwache findet heute in zwei Wochen statt, am Freitag, den 10.10., um 18.00 Uhr hier auf dem Marktplatz. Im Anschluss treffen sich alle, die Interesse an einem Austausch haben, in der Manufaktur. Wir wollen solche Treffen dann alle 4 Wochen anbieten, also auch am 14.11. und 12.12.