Bild von Hermann Traub auf Pixabay
Uwe:
Guten Abend. Ich begrüße Sie, ich begrüße euch im Namen der Friedensinitiative Schorndorf zu unserer heutigen Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden. Heute wird Eva Hartmann zu uns sprechen.
Eva:
Zum Friedenspreis des deutschen Buchhandels an Karl Schlögel
Liebe Friedensfreundinnen und -freunde,
• „Wer aber den Frieden will, der rede vom Krieg. Oder auch bekannt in der lateinischen Fassung: Si vis pacem, para bellum.
• Putins Russland ist entschlossen, die unabhängige und freie Ukraine von der Landkarte Europas zu tilgen.
• Seine Losung ist einfach: Wir machen euch fertig, wo immer ihr seid, ihr habt keine Chance außer der Kapitulation. […] Die Vordenker in seiner Umgebung sprechen es offen aus: Wir werden euch Europäern das Rückgrat brechen.
• Es gab viele Russlandversteher, aber zu wenige, die etwas von Russland verstanden. Sie hätten uns sonst erklärt, was auf uns zukommt […] und dass man dieser Gestalt des Bösen […] nicht gewachsen war.
• Von der Ukraine lernen, heißt furchtlos und tapfer sein, vielleicht auch siegen lernen“.
Wenn ich jetzt fragen würde, woher die eben vorgetragenen Schnipsel stammen, die ich einer Rede entnommen habe, ich glaube nicht, dass ihr es erraten würdet. Sie stammen aus der Dankesrede von Karl Schlögel, die er anlässlich der Verleihung des diesjährigen Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an ihn in der Frankfurter Paulskirche gehalten hat. Der Preis hat ein hohes Renommee, und Karl Schlögel ist nicht irgendwer. Er ist Slawist und Osteuropa-Historiker, ein ausgewiesener Russlandkenner mit hoher Reputation. Zudem ist er familiär mit Russland verbunden. Dass er auch die USA gut kennt, wird in diesem Zusammenhang, wenn überhaupt, nur am Rande erwähnt.
Über die Auswahl des Preisträgers war ich schockiert. Und so finde ich es beruhigend, dass sich Leser und Leserinnen in der Frankfurter Rundschau mit Kritik zu Wort gemeldet haben. Darunter war ein Leserbrief, der mir besonders aus dem Herzen gesprochen hat, nämlich der von Heinz Klippert, auch er, zumindest in Pädagogenkreisen, kein Unbekannter. Und völlig unabhängig von dem Frankfurter Geschehen sucht Martin Jaeger gerade einen Termin mit ihm für einen Vortrag in Schorndorf.
Hier folgt nun der Leserbrief von Heinz Klippert:
„Es ist seltsam, dass nun schon zum zweiten Mal hintereinander eine ausgeprägt russlandkritische Person den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält. Wie Anne Applebaum im Jahr 2024, so ist auch Karl Schlögel einem dezidierten Schwarz-Weiß- oder Gut-Böse-Denken verhaftet, das uns der Friedenssicherung in Europa keinen Schritt näherbringen wird. Im Gegenteil. Denn wer ohne seriöse Plausibilitätsprüfung konstatiert, dass Russland „Europa das Rückgrat brechen“ wolle, handelt nicht nur unwissenschaftlich, sondern schwört auch jedem Versuch ab, mit Russland über dessen Sicherheitsbedenken, Bedrohungsängste und Sicherheitsgarantien zu verhandeln. Trump hat in Anchorage einen bemerkenswerten Entspannungsversuch gestartet, der aber leider von der EU-Ukraine-Allianz nicht aufgegriffen und zu einer neuen Friedensinitiative ausgeformt wurde.
Schlögels Verweis auf die Propaganda, Hassbilder und Kriegshetze im russischen Staatsfernsehen ist insofern einäugig und heuchlerisch, als es derartige propagandistische Auswüchse natürlich auch in westlichen Medien, Talkshows und Parlamenten gibt (Baerbock: „Russland muss ruiniert werden“, von der Leyen u.a.: „Russland muss besiegt werden“, Feuring: „Wir brauchen Waffen, die weit in die Tiefe des russischen Raumes reichen“, Biden: „Putin muss weg“). Auch der leichtfertige Putin-Hitler-Vergleich Schlögels ist alles andere als seriös.
Ausgeblendet wird, dass Russland dem Westen nicht nur ökonomisch (BIP wie Italien), sondern auch militärisch weit unterlegen ist – selbst wenn man nur die europäischen Nato-Staaten betrachtet (Greenpeace-Studie von Anfang 2025). So gesehen ist die Verteidigungsfähigkeit Westeuropas längst gegeben. Zudem ist Russland hochgradig auf den Goodwill Chinas und der BRICS-Staaten angewiesen, der aber sofort aufhören dürfte, wenn sich Russland mit der EU anlegen würde.
Daher ist es dringend an der Zeit, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels endlich mal wieder einer Person zu verleihen, die ohne ideologische und geopolitische Scheuklappen Wege zum Frieden erforscht und der längst überfälligen Ausgestaltung einer europäischen Sicherheitsordnung nachgeht. Die anhaltenden Eskapaden und selbstherrlichen Provokationen Trumps zeigen, wie nötig das wäre.
Willy Brandt und Egon Bahr haben vorgemacht, wie Deeskalation gehen kann. Es wäre schön, wenn einer derartigen Friedens- und Entspannungspolitik im Ost-West-Verhältnis neues Leben eingehaucht würde. Denn stabilen Frieden in Europa wird es nicht gegen und auch nicht ohne, sondern nur mit Russland geben! Schlögels Russland-Dämonisierungen leisten dieser Friedensoption einen Bärendienst“. Von Dr. Heinz Klippert (Landau)
Noch ein Hinweis. Der Leserbrief wurde auch auf den Nachdenkseiten veröffentlicht, wo man ihn im Gegensatz zur Frankfurter Rundschau für eine längere Zeit nachlesen kann. Dort findet man auch ein Video mit einem Vortrag von Heinz Klippert unter dem Titel „Frieden lernen – Wider das Gespenst der Kriegsertüchtigung.“ und weitere Einordnungen der Person Schlögel.
Uwe:
Trotz unzähliger Bemühungen weltweit um eine Welt ohne Krieg und Zerstörung, scheint es mir so zu sein, dass gegenwärtig immer mehr Konfliktherde in der Welt entstehen. Gestern und heute wurde in den diversen Nachrichtensendungen und gedruckten Medien darüber berichtet, dass der Krieg im Sudan mehr und mehr eskaliert und für unermessliches Leid verantwortlich ist. Wie in allen Kriegen ist es vor allem die Zivilbevölkerung, die davon betroffen ist. Wie bei anderen bewaffneten Konflikten auch, sind ausländische Mächte daran interessiert, dass dieser Krieg weitergeführt wird und heizen diesen mit Waffenlieferungen an die eine oder andere Kriegspartei an. Bei dem Krieg im Sudan sollen es die Vereinigten Emirate sein, die die arabische Kriegspartei, die RSP (Rapid Support Forces) massiv unterstützen. Laut UN fand und findet im Sudan die größte Vertreibungs – und Hungerkrise der Welt statt. Laut UN sind seit Beginn dieses Krieges im Jahr 2023 acht Millionen Menschen auf der Flucht.
Beim Krieg, den Israel gegen die Palästinenser führt, sind es in erster Linie die USA, die mit fortwährenden Waffenlieferungen an Israel dafür sorgen, dass das Morden weitergeht. Bei unserem heutigen Schweigen gedenken wir insbesondere der Menschen im Sudan und in Gaza, die extremem Leid ausgesetzt sind.
Uwe:
Ich setze auf die Liebe
Ich setze auf die Liebe
das ist das Thema
den Hass aus der Welt zu entfernen
bis wir bereit sind zu lernen
dass Macht, Gewalt, Rache und Sieg
nichts anderes bedeuten als ewiger Krieg
auf Erden und dann auf den Sternen
Ich setze auf die Liebe
wenn Sturm mich in die Knie zwingt
und Angst in meinen Schläfen buchstabiert
und dunkler Abend mir die Sinne trübt
ein Freund im anderen Lager singt
ein junger Mensch den Kopf verliert
ein alter Mensch den Abschied übt
Ich setze auf die Liebe
das ist das Thema
den Hass aus der Welt zu vertreiben
ihn immer neu zu beschreiben.
Die einen sagen es läge am Geld
die anderen sagen es wäre die Welt
sie läg› in den falschen Händen
Jeder weiß besser woran es liegt
doch es hat noch niemand den Hass besiegt
ohne ihn selbst zu beenden.
Es kann mir sagen was er will
es kann mir singen wie er`s meint
und mir erklären was er muss
und mir begründen wie er`s braucht
Ich setze auf die Liebe! Schluss.
(von Hans Dieter Hüsch)
Uwe:
Bevor wir unsere heutige Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden beenden, weise ich noch auf verschiedene Veranstaltungen hin:
• Am heutigen Freitag, wie an allen Freitagen , findet in Kassel eine Mahnwache unter dem Motto „Den Frieden gewinnen und nicht den Krieg“ statt.
• Heute Abend um 20 Uhr spricht in der Stadtkirche, anlässlich des Reformationstags, Prof. Dr. Björn Görder zum Thema: Wann ist KI ok? – Ethische und theologische Überlegungen zum Einsatz von KI.
Damit ist unsere heutige Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden beendet. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Wir wünschen Ihnen ein schönes Feiertagswochenende.
