Mahnwache vom 28.06.2024

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Bild von Jonathan Sachs auf Pixabay

Es folgen die Beiträge dieser Mahnwache zum Nachlesen.

Detlef (gelesen von Uwe):

Einen schönen guten Abend zusammen zu unserer heutigen Mahnwache. Dies ist in gewisser Hinsicht eine besondere Mahnwache. Es ist die 100. Mahnwache seit Beginn des Ukraine-Krieges.

Nein, das ist kein Grund zum Jubeln. Das ist einfach nur traurig. Als wir vor über zwei Jahren mit den Mahnwachen begonnen haben, da haben wir doch alle gehofft, dass dieser Krieg in der Ukraine möglichst schnell ein Ende nehmen würde. Es gab auch immer wieder Anzeichen der Hoffnung, dass dies auch so sein könnte, worauf wir auch immer wieder hingewiesen haben. Aber leider waren all diese Hoffnungen bis heute vergebens.

Wir waren auch immer weit davon entfernt, uns in diesem Krieg auf eine Seite zu stellen. Wir haben den Angriff von Russland auf die Ukraine als völkerrechtswidrig verurteilt. Gleichzeitig haben wir auch Politik der USA, der NATO und der EU in diesem Krieg verurteilt. Wir stehen in diesem Krieg (wie auch in allen anderen aktuellen Kriegen weltweit) nicht auf einer Seite und hoffen nicht darauf, dass eine der beiden Seiten diesen Krieg gewinnt. Wir stehen ganz einfach auf der Seite der Menschen, die in diesen sinnlosen Kriegen ihre Heimat oder auch ihr Leben verlieren. Wie es der ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt schon ganz klar formuliert hatte: Krieg ist immer die „ultima irratio“.

In jedem Krieg sterben viele Menschen oder verlieren ihre Heimat. Kein Krieg ist für die Menschen etwas Gutes. Deshalb auch müssen alle aktuellen Krieg weltweit sofort beendet werden (durch einen Waffenstillstand und anschließende Verhandlungen, um jede Kriegsgefahr endgültig zu bannen). Es sei nur noch einmal daran erinnert, dass Deutschland in Zeiten des Hitler-Faschismus in der damaligen Sowjetunion ca. 27 Millionen Menschen getötet hat, die Mehrheit davon waren Zivilisten. Ca. Sechs Millionen Juden wurden brutal ermordet. Wir alle hatten doch darauf vertraut, was nach dem Zweiten Weltkrieg von den meisten Menschen geteilt wurde: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus. Und jetzt?

Bundeskanzler Scholz hat beschlossen, dass die Ukraine mit Deutschen Waffen auch Gebiete in Russland angreifen darf. Der Verteidigungsminister Pistorius möchte Deutschland wieder Kriegstüchtig machen und hat das Ziel, in Deutschland wieder die Wehrpflicht einzuführen. In fünf bis acht Jahren soll Deutschland in die Lage versetzt werden, gegen Russland wieder Krieg zu führen. Die Rüstungsausgaben in Deutschland werden dramatisch erhöht (wie auch in der gesamten NATO, dort sollen Rüstungsausgaben im nächsten Jahr drastisch steigen, wie das NATO-Sekretär Stoltenberg laut ZDF stolz verkündete), Zitat:

Die Nato-Verbündeten erhöhen in diesem Jahr ihre Verteidigungsausgaben um 18 Prozent. Das ist der größte Anstieg seit Jahrzehnten.

Natürlich gibt es auch Menschen, die von dieser Politik profitieren, in erster Linien natürlich Aktionäre, die in Rüstungskonzerne investieren, hierzu noch ein Zitat von wallstreet ONLINE:

Deutz plant Einstieg in den Rüstungssektor: Aktienkurs explodiert!

In den Deutschen Medien werden Menschen, die Kritik an der Politik der Bundesregierung üben, meist als Putin-Versteher diffamiert. Ein Beispiel dafür ist Gabriele Krone-Schmalz. Sie wird deshalb so diffamiert, weil sie versucht, die Position Russlands zu verstehen. Sie sagt auch selbst, dass das nicht heißt, dass sie die Politik von Russland aktuell gut heißt. Aber sie sagt eben auch, dass es notwendig ist, die Position der jeweiligen Gegenseite zu verstehen, um zu sinnvollen Vereinbarungen mit dieser Gegenseite zu gelangen. Das heißt ja noch lange nicht, dass man die Politik der Gegenseite auch richtig findet. Wer solch eine vernünftige Position vertritt, wird leider aktuell einfach diffamiert, traurig ist das.

Aktuell habe ich ein Buch gelesen von Dieter Verheugen und Petra Erler: „Der lange Weg zum Krieg“. Darin geht es in der Hauptsache um den Krieg in der Ukraine und wie es dazu kommen konnte. In diesem Buch erfährt man sehr viel zur Geschichte dieses Krieges (alle Aussagen sind auch im Anhang detailliert belegt). Auch in diesem Buch wird nicht die Position vertreten, dass die Russen die Guten sind. Aber, es wird aufgezeigt, wie sich diese ganze Geschichte entwickelt hat und eben auch, warum die aktuelle Politik von den USA, der NATO und der EU gegenüber Russland falsch und tatsächlich brandgefährlich ist. Wer tatsächlich informiert sein möchte, sollte dieses Buch lesen. Genauere Angaben zu diesem Buch: Günter Verheugen Petra Erler: Der lange Weg zum Krieg – Russland, die Ukraine und der Westen: Eskalation statt Entspannung; mittlerweile SPIEGEL-Bestseller und für 24,00 € im Web zu bestellen.

Uwe:

Wie in dem soeben vorgelesenen Redebeitrag von Detlef ausgeführt, ist diese heutige Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden die 100-ste. Obwohl wir, wie wahrscheinlich viele Hunderttausende Menschen weltweit, für den Frieden uns einsetzen, müssen wir konstatieren, dass, laut der Internetplattform Statista, derzeit in ca.360 weltweit bewaffneten Konflikten, Menschen sich gegenseitig umbringen. Die Kriege werden gegenwärtig zwar mit konventionellen Waffen geführt. Diese sind aber, was ihr Tötungspotential angeht, hochentwickelt und zum Massenmord tauglich. Viele dieser Konflikte bergen die Gefahr, wie der in der Ukraine, dass sie eskalieren und zu einer atomaren weltweiten Katastrophe führen können. In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass viele Wissenschaftler gegenwärtig die Gefahr eines Atomkrieges als sehr hoch einschätzen. Die Atomkriegsuhr, oder Weltuntergangs – Uhr der Atomwissenschaftler, steht auf 90 Sekunden vor 12!

Laut der neuesten Verlautbarung des schwedischen Friedensforschungsinstitutes SIPRI investieren die Atommächte weltweit Milliarden, um ihre Arsenale auszubauen.  „Und die Zahl der einsatzbereiten oder sogar in Alarmbereitschaft gehaltenen Atomwaffen wächst“, so SIPRI. Danach gibt es schätzungsweise weltweit 12.121 Atomwaffen, die allermeisten in den Arsenalen der USA und Russlands. Die Anzahl der einsatzbereiten Atomwaffen ist laut SIPRI im vergangenen Jahr sogar auf 2.100 Stück gestiegen.

Insgesamt gaben die neun Atomwaffenstaaten 2023 rund 91,4 Milliarden US – Dollar für Atomwaffen aus. Das sind 2.898 Dollar pro Sekunde. Das sind in der Tat schwindelerregende Summen und ein Skandal, angesichts der weltweit existierenden Not unzählbar vieler Menschen. Hierzu möchte ich abschließend eine Aussage der Friedensnobelpreisträgerin von 2014, Malala Yousafzai zitieren:

„Wir brauchen 39,6 Milliarden Dollar,
damit jedes Kind zwölf Jahre zur Schule gehen kann.
Das klingt viel.
Doch die Summe gibt die Welt
in nur acht Tagen für Militär aus.
Das Geld ist da, es ist eine Frage der Prioritäten.“

Doris:

Wir werden jetzt wieder 5 Minuten schweigen. Wir denken an die Opfer der Kriege in der Ukraine, in Israel und im Gazastreifen, und an die Opfer der Kriege in anderen Ländern, die oft vergessen werden. An die Menschen, die im Krieg verletzt wurden an Leib und Seele. An alle, die ihr Leben verloren haben, seien es Soldaten oder Zivilisten. An alle, die ihre Heimat verlassen mussten und auf der Flucht sind. An die geschundene Natur, an die zerstörte Kultur. An alle, die sich gegen den Krieg einsetzen. Mögen die Politiker auf allen Seiten endlich zur Vernunft kommen und eine weitere Eskalation verhindern.

Doris:

 Ich lese heute wieder einmal das uns allen bekannte Friedensgedicht von Bert Brecht. Es sagt eigentlich alles, was zu sagen ist.

Bitten der Kinder

Die Häuser sollen nicht brennen
Bomber soll man nicht kennen
Die Nacht soll für den Schlaf sein
Leben soll keine Straf´sein
Die Mütter sollen nicht weinen
Keiner soll töten Einen
Alle sollen was bauen
Da kann man allen trauen
Die Jungen sollen´s erreichen
Die Alten desgleichen.

Doris:

Ich möchte noch folgendes ansagen, bevor wir unsere Mahnwache beenden:

  • Am Montag, den 1. Juli trifft sich um 18.00 Uhr im Martin-Luther-Haus wieder die Ökumenische Friedensgruppe der Stadtkirchengemeinde Schorndorf. Alle Interessierten sind herzlich zur Mitarbeit eingeladen.
  • Am Donnerstag, den 4. Juli findet auf Initiative dieser Gruppe um 19.30 Uhr im Martin-Luther-Haus ein Vortrag mit Dr. Theodor Ziegler statt. Das Thema lautet: „Kirche des Gerechten Friedens werden – Sicherheit neu denken“.
  • die Organisation „Ohne Rüstung Leben“ hat eine neue Aktionspostkarte an Wirtschaftsminister Habeck herausgegeben mit der Forderung: „Keine Rüstungsexporte an Diktaturen!“ Die Karten zum Abschicken und zum Weitergeben können gerne mitgenommen werden.
  • Unsere nächste Mahnwache ist heute in einer Woche, dem 05.07. um 18.00 Uhr, wieder auf dem Marktplatz.
  • Jetzt ist noch Zeit zum Austausch untereinander.

 

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