Mahnwache vom 07.03.2025

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Bild von Mohamed Hassan auf Pixabay

Es folgen die Beiträge dieser Mahnwache zum Nachlesen:

Doris:

Guten Abend. Ich begrüße Sie und euch zu unserer Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden. Vielen Dank allen, die heute gekommen sind.

Wir stehen hier – bestürzt, irritiert und erschüttert von den Nachrichten der vergangenen Woche. Während Manche einen kleinen Hoffnungsschimmer für ein Ende des Ukraine-Kriegs gesehen hatten, haben Andere gewarnt: Von einem Menschen wir Trump, der in kurzer Zeit so viel Schlimmes in die Wege geleitet hat, ist nie und nimmer etwas Positives zu erwarten. Für mich sind die Meldungen und die Ereignisse der letzten Tage völlig undurchschaubar, widersprüchlich und lähmend.

Fest steht leider, dass den Politikern Europas nun nichts Anderes mehr einfällt, als sich in einen gigantischen Aufrüstungsaktivismus zu stürzen. Besser gesagt, die bisherigen Aufrüstungspläne dramatisch zu forcieren. Anscheinend ist es nun auch den letzten Zweiflern klar, dass Aufrüstung überlebensnotwendig ist. Es scheint dazu keinerlei Widerspruch mehr zu geben und keinerlei Alternativen. Wo soll das Geld für all das herkommen? Wir hörten in den letzten Tagen ständig die Begriffe „Schuldenpaket“, „Sondervermögen“, „Aussetzung der Schuldenbremse“, und es wurde mit dreistelligen Milliardenbeträgen jongliert. Durch die beschlossenen Mechanismen, so wird es suggeriert, kann nun das Geld für die Aufrüstung in beliebiger Höhe fließen. Aber: Schulden muss man doch zurückzahlen! Wer zahlt diese Schulden zurück? Es sind die Armen dieser Welt, denen man heute schon das nötige Geld wegnimmt, und die Kinder und Kindeskinder der künftigen Generationen.

Ich frage mich: Wo bleibt der Aufschrei gegen diesen Wahnsinn?

  • Wo bleibt der Aufschrei der gemäßigten Politiker, die bisher manchmal ihren Parteispitzen widersprochen haben?
  • Wo bleibt der Aufschrei der Kommunen, deren Haushalt schon lange klamm ist und denen das Geld für das Nötigste fehlt?
  • Wo bleibt der Aufschrei der Wohlfahrtsverbände, die sich um Kinderbetreuung, Behinderte, Altenpflege usw. kümmern sollen und kein Geld mehr für Personal haben?
  • Wo bleibt der Aufschrei der Hilfswerke, wenn man den Hungernden dieser Welt das letzte Essen wegnimmt?
  • Wo bleibt der Aufschrei der Umweltverbände, die sich für Klimaschutz einsetzen und mit ansehen müssen, wie aus Geldmangel sämtliche Klimaschutzmaßnahmen zurückgefahren werden? Und wie die Rüstungsproduktion alle bisherigen Erfolge im Kampf gegen die Klimakatastrophe zunichtemacht?
  • Wo bleibt der Aufschrei der Historiker, wenn man einfach Putin mit Hitler gleichsetzt? Wenn man damit die Abkehr von der früheren Entspannungspolitik rechtfertigt und die Konfrontation mit Russland immer weiter vorantreibt?
  • Und: Wo bleibt der Aufschrei der Kirche, wenn man so viel Geld in todbringende Waffen investiert anstatt in das Leben? Wenn christliche Werte einfach nicht mehr zu gelten scheinen?

Diese Liste ließe sich noch weiter fortführen. Doch es gibt auch noch Menschen, Gruppen, Friedensorganisationen und Vertreter aus aller Welt, die sich zu Wort melden, die laut und deutlich „Nein“ sagen, und die alternative Konzepte verfolgen. Auch wenn von ihnen in den Medien wenig zu hören und zu sehen ist, weil diese nur noch sehr einseitig berichten.

So findet z.B. jenseits des öffentlichen Interesses gerade eine sehr wichtige Konferenz im UN-Hauptquartier in New York statt, nämlich die dritte Konferenz des Atomwaffenverbotsvertrages. Vom 3. bis 7. März kommen Hunderte Vertreter*innen von Staaten der Vereinten Nationen sowie Überlebende der Atombombenabwürfe und Betroffene der über 2000 weltweit durchgeführten Atomwaffentests zusammen, um gemeinsam über mögliche Wege der nuklearen Abrüstung zu verhandeln.

Am 7. Juli 2017 hatten in der UN-Vollversammlung in New York 122 von 193 Staaten für ein Abkommen zum Verbot von Atomwaffen gestimmt. Der Vertrag verbietet Staaten, Atomwaffen zu testen, zu entwickeln, zu produzieren und zu besitzen. Außerdem sind die Weitergabe, die Lagerung und der Einsatz sowie die Drohung des Einsatzes verboten. Aktuell ist der Vertrag von 94 Staaten unterzeichnet und bereits von 73 ratifiziert worden. Am 22.01.2021 ist er rechtlich in Kraft getreten und somit offiziell Teil des Völkerrechts. Durch den Vertrag wird Atomwaffen die Legitimität abgesprochen. Sie stehen auf der gleichen rechtlichen Stufe wie Bio- und Chemiewaffen, die bereits verboten sind.

An den ersten beiden Konferenzen 2021 und 2023 hatte die Bundesregierung als Beobachterstaat teilgenommen und im Plenum sogar Statements abgegeben. Sie hatte darin ihre Rolle als Brückenbauerin zwischen den Mitgliedsstaaten des UN-Atomwaffenverbots und den Nuklearwaffenstaaten betont. Dieses Jahr hat sich die Bundesregierung kurzfristig vor Beginn der Konferenz gegen eine Teilnahme entschieden. ICAN Deutschland sagt dazu: „Dieser Boykott der Bundesregierung sendet ein fatales Signal. Er markiert einen dramatischen Rückschritt in Deutschlands Rolle als Befürworter der internationalen Abrüstungsdiplomatie und widerspricht dem von der Bundesregierung immer wieder genannten Ziel einer Welt ohne Atomwaffen. Die Bundesregierung erteilt entscheidenden diplomatischen Bemühungen um nukleare Abrüstung damit eine knallharte Absage…. Der Boykott der Bundesregierung ist auch ein Affront gegenüber all den Menschen, die von Atomwaffen direkt betroffen sind. Man muss diesen Menschen zuhören, ihnen in die Augen blicken. Das Mindeste, was die Bundesregierung tun sollte, ist anwesend sein, wenn diese Menschen aus erster Hand über die nukleare Gefahr berichten.“

In diesem Jahr wird das Treffen der Mitgliedsstaaten vom ersten stellvertretenden Außenminister Kasachstans geleitet. Die klare Botschaft, die sich durch alle Redebeiträge und Podiumsgespräche zieht, lautet: in einer gerechten Welt ist keine Koexistenz von Menschen und Nuklearwaffen möglich!

Die Friedensorganisation ICAN, welche den Atomwaffenverbotsvertrag initiiert hat, bleibt zuversichtlich. Ihr Fazit: „Nuklearwaffen wurden von Menschenhand gebaut und werden von eben diesen demontiert werden. Unsere Delegation ist dabei und wird nicht müde werden, dafür zu kämpfen!“

Lassen wir uns anstecken von dieser Haltung! Denn wir wissen: Sicherheit ist nicht durch Aufrüstung zu erreichen. Das Gegenteil ist der Fall. Daher muss Europa, auch unabhängig vom derzeitigen amerikanischen Präsidenten, gemeinsam mit Russland eine Sicherheitsordnung in Europa entwickeln. Der Weg dahin führt über Diplomatie, Verständigung, Rüstungskontrolle und Abrüstung. Auch wenn wir davon zur Zeit weiter entfernt sind als je, bleibt es dennoch richtig.

Ich schließe mit Bert Brecht: „Lasst uns das Tausendmal Gesagte immer wieder von neuem sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde.“

Uwe:

Ich lade Sie, ich lade euch nun wieder dazu ein, einige Minuten mit uns zu schweigen.

Wir gedenken dabei all jener, die wegen kriegerischer Auseinandersetzungen an Leib und Seele verletzt, getötet, oder ihrer Heimstatt beraubt wurden und werden: in der Ukraine, im Nahen Osten, im Sudan, im Kongo und in all den vielen anderen namenlosen Konflikten.

Wir gedenken auch derer, die, wie wir hier in Schorndorf, gegen den Krieg und für den Frieden aktiv sind , und derer, die dafür kämpfen, dass unsere Mitwelt lebenswert bleibt.

Mona:

Abel steh auf (Hilde Domin)

Abel steh auf
es muss neu gespielt werden
täglich muss es neu gespielt werden
täglich muss die Antwort noch vor uns sein
die Antwort muss ja sein können
wenn du nicht aufstehst Abel
wie soll die Antwort
diese einzig wichtige Antwort
sich je verändern
wir können alle Kirchen schließen
und alle Gesetzbücher abschaffen
in allen Sprachen der Erde
wenn du nur aufstehst
und es rückgängig machst
die erste falsche Antwort
auf die einzige Frage
auf die es ankommt
steh auf
damit Kain sagt
damit er es sagen kann
Ich bin dein Hüter
Bruder
wie sollte ich nicht dein Hüter sein
Täglich steh auf
damit wir es vor uns haben
dies Ja ich bin hier
ich
dein Bruder
Damit die Kinder Abels
sich nicht mehr fürchten
weil Kain nicht Kain wird
Ich schreibe dies
ich ein Kind Abels
und fürchte mich täglich
vor der Antwort
die Luft in meiner Lunge wird weniger
wie ich auf die Antwort warte
Abel steh auf
damit es anders anfängt
zwischen uns allen
Die Feuer die brennen
das Feuer das brennt auf der Erde
soll das Feuer von Abel sein
Und am Schwanz der Raketen
sollen die Feuer von Abel sein.

Uwe:

Bevor wir unsere heutige Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden beenden,

nun noch einige Hinweise auf Veranstaltungen und Aktionen. Detlef hat in seinem Redebeitrag vor einer Woche beklagt, dass gegenwärtig in Deutschland nicht viel von einer Friedensbewegung zu hören und zu sehen wäre. Ich hatte im Anschluss an den Redebeitrag diesen Ausführungen widersprochen, indem ich darauf hingewiesen hatte, dass in den letzten Wochen und Monaten merklich mehr Menschen zu unseren Mahnwachen kommen. Hinzufügen möchte ich heute noch, dass die Mitglieder der Ökumenischen Friedensgruppe seit ca. einem halben Jahr an den meisten Samstagen am Rande des Wochenmarktes mit ihren Bannern auf unser gemeinsames Anliegen aufmerksam machen. Und wir sind heute zu unserer 126. Mahnwache zusammengekommen! So gesehen bin ich der Meinung, dass die Friedensbewegung in Schorndorf präsent und aktiv ist.

  • Auch an anderen Orten in Deutschland finden am heutigen Freitag Mahnwachen, Friedensgebete, Vorträge zum Thema Frieden statt, so z.B. in Neumünster, Flensburg, Münster, Stendal, Bremerhaven, Köln, Augsburg, Chemnitz, Biberach und Ingolstadt, …. .
  • Am Karsamstag, 19. April, finden Deutschlandweit wieder die Ostermärsche statt. In unserer Region in Stuttgart und Ellwangen. Näheres zu den Ostermärschen werden wir bei unseren Mahnwachen bis dahin bekannt geben.
  • Am morgigen Samstag wollen wir wieder mit unserm Banner präsent sein. Wer Lust und Zeit hat, bitte nach dieser Mahnwache bei Doris melden.
  • Unsere nächste Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden ist heute in einer Woche, am 14.März um 18 h wieder hier vor dem Rathaus.

Damit ist unsere heutige Mahnwache beendet. Vielen Dank dafür, dass Sie gekommen sind. Wir wünschen Ihnen ein schönes und erholsames Wochenende.

 

 

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