Uwe
Begrüßung
Guten Abend! Ich begrüße sie im Namen der Friedensinitiative Schorndorf zu unserer heutigen 21. Mahnwache gegen den Krieg.
Die heutige Mahnwache werden Detlef Beune und ich gestalten. Doris Kommerell befindet sich zurzeit im Urlaub.
Nach einer längeren Ferien-, bzw. Urlaubspause ist dies unsere erste Mahnwache und wir freuen uns, dass sie wieder den Weg auf den Marktplatz gefunden haben. Seit unserer Letzten Mahnwache, im Juli d.J., hat sich weltweit leider nichts oder wenig zum Guten hin entwickelt. Wir müssen immer noch beklagen, dass in vielen Ländern dieser Erde Menschen bei kriegerischen Auseinandersetzungen ermordet oder verletzt werden oder ihr Hab und Gut verlieren oder ihre Heimstatt zerstört wird. Neben dem Krieg in der Ukraine, der nach wie vor in den europäischen Ländern große Aufmerksamkeit findet, über den Detlef später sprechen wird, finden kriegerische Auseinandersetzungen zwischen, Äthiopien und der abtrünnigen Provinz Tigrai statt, auf die nördlichen Provinzen Syriens werden von türkischen Truppen immer wieder Überfälle auf, von Kurden bewohnte Gebiete verübt . Auch zwischen den Kaukasusrepubliken Aserbeidschan und Armenien herrschte während der letzten Tage Krieg, bei dem viele Soldaten sich gegenseitig töteten;- heute war hierzu allerdings in den Zeitungen zu lesen, dass von den Kriegsparteien ein Waffenstillstand vereinbart worden wäre, der auch eingehalten würde.
Und neben all diesen beispielhaft erwähnten Kriegsschauplätzen wird weiterhin Krieg gegen die Natur geführt.- Die klimabedingten Katastrophen, die leider größtenteils sich in Ländern ereignen, die am allerwenigsten für die menschengemachten negativen klimatischen Veränderungen verantwortlich sind, haben in diesem Jahr erheblich zugenommen.
Allerdings bekommen, seit den letzten Jahren, auch wir, in Deutschland, und den Ländern des globalen Nordens, die von uns mit verursachten negativen Auswirkungen der klimatischen Veränderungen zu spüren. in Deutschland im vergangenen Jahr die heftigen Regenfälle im Ahrtal, mit verheerenden Folgen für Natur und Menschen, und in diesem Jahr, die extreme Trockenheit, die zu Waldbränden, Absinken des Grundwasserspiegels, sowie der Flüsse, und für Teilausfällen der Ernten geführt hat. Gletscherforscher fanden heraus, dass durch die Erwärmung der Erdatmosphäre, viele Gletscher in bisher ungeahntem Ausmaß abschmelzen würden, in denen 60% der Süßwasserreserven gespeichert wären.
Diesbezüglich hielte ich es für sinnvoller, wie Aktive von „Freedays für Future“ es fordern, 100 Milliarden Euro des sog. Sondervermögen für den Klimaschutz zu verwenden, als für klimaschädliche Aufrüstung des Militärs!
Wir hören jetzt Detlef mit seinem Redebeitrag.
Im Anschluss daran, werden wir wieder 5 Minuten schweigen und der Opfer der weltweit stattfindenden Kriege gedenken.
Am Ende unserer heutigen Mahnwache werden wir noch das Lied „ Es ist an der Zeit“ von Hannes Wader und danach Hinweise auf demnächst stattfindende Veranstaltungen und Aktionen hören.
Detlef
Es ist einfach traurig. Wir müssen nach wie vor diese Mahnwachen abhalten, weil der Krieg in der Ukraine noch immer nicht beendet ist, im Gegenteil: Die gewaltsamen Konflikte zwischen der Ukraine und Russland weiten sich anscheinend immer weiter aus.
Was mich wirklich erschreckt: Die Bundesregierung hat es anscheinend aufgegeben, einen Frieden in der Ukraine auf dem Verhandlungsweg überhaupt nur zu versuchen. Das Ziel von Annalena Baerbock scheint nur noch: Die Ukraine muss diesen Krieg gegen Russland unbedingt gewinnen, vollkommen egal dabei, wie viele Menschenleben das auch kosten wird. Menschenleben scheinen überhaupt keinen Wert mehr zu haben.
Das kann man auch bei einem anderen Thema erkennen. Entgegen der These von unserer Außenministerin Annalena Baerbock ist es durchaus möglich, mit Russland zu verhandeln. So wurde es unter Vermittlung von Präsident Erdogan aus der Türkei möglich, dass Getreide aus der Ukraine mit Schiffen verschickt werden konnte. Der Haken dabei: Die afrikanischen Staaten südlich der Sahara wurde bis zum 26.08.2022 so gut wie gar nicht bedacht. Außer dem Sudan hat bis dahin keiner dieser Staaten etwas von dem dringend benötigten Getreide erhalten. Nein, Erdogan ist scheinbar auch kein Freund der leidenden Menschen, 16 von 36 Schiffen gingen an die Türkei, auch einige europäische Länder wurden bedacht. Die Menschen, die es am dringendsten bräuchten, gingen zum allergrößten Teil leer aus. Irgendwelche Initiativen von der EU oder Deutschland dazu, dass dieses Getreide auch bei den Menschen ankommt, die an Hunger leiden, sind mir jedenfalls bislang nicht bekannt. Wie schon gesagt: Menschenleben haben anscheinend gar keinen Wert mehr. Nachlesen kann man das übrigens hier: Wohin verkauft die Ukraine ihr Getreide?
Anstatt zu versuchen, einen Frieden in der Ukraine auf dem Verhandlungsweg zu erreichen, besteht die Politik dieser Bundesregierung aktuell darin: Immer mehr Waffen sollen an die Ukraine geliefert werden, für den Sieg der Guten. Und: Die Sanktionen gegen Russland (in meinen Augen ein Wirtschaftskrieg) sollen immer weiter verschärft werden. Und das, obwohl beide Maßnahmen bislang überhaupt keinen Beitrag dazu geleistet haben, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Es wird auf diesem Wege immer weitergemacht (auch die größte Oppositionspartei im Bundestag, die CDU/CSU sieht das so).
Annalena Baerbock hat schon klar gemacht, dass sie diesen Weg unbedingt weitergehen will, ganz egal was ihre Wähler davon halten. Deutschland droht mittlerweile hauptsächlich aufgrund dieses Wirtschaftskrieges gegen Russland eine gewaltige Wirtschaftskrise. Alle beschlossenen und diskutierten Maßnahmen gegen diese Krise sind nichts weiter als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Auch an diesem Punkt wären Verhandlungen mit Russland dringend notwendig, aber diese werden von den etablierten Politikerinnen und Politikern abgelehnt. In den Ländern des globalen Südens leiden immer mehr Menschen unter Hunger, aber wie schon gesagt: Menschenleben zählen nichts mehr. Drohende Arbeitslosigkeit, Firmenpleiten und Insolvenzen ohne Ende, das müssen wir alles hinnehmen, weil wir mit den bösen nicht verhandeln dürfen. Das Schicksal der allermeisten Menschen in Deutschland ist dieser Regierung anscheinend auch einfach egal.
Das sind alles eher abstrakte Worte. Deshalb möchte ich hier einige Zitate von Wolfgang Grupp vortragen, dem Chef der Firma Trigema (bekannt aus der Werbung), der am 12.09.2022 ein Interview mit Focus Online geführt hat (Interview mit dem Trigema-Chef):
Was den Ukraine-Krieg angeht, wünsche ich mir von allem eine geschickte Diplomatie. Aus meiner Sicht bringen die Sanktionen nichts, weil nicht alle an einem Strang ziehen. Und überhaupt muss man sich doch zwei Fragen stellen: 1. Wie kann es sein, dass wir energietechnisch seit 20 Jahren von Russland abhängig sind und jetzt ist Putin unser größter Feind? Da muss es doch jemand geben, der vermitteln kann. Wenn ich im privaten Umfeld so lange mit jemanden gute Geschäfte mache und dann verkrachen wir uns, dann bitte ich auch darum, dass vermittelt wird.
Und weiter:
Die Frage muss erlaubt sein, ob dieser Krieg nicht insbesondere Amerika dient. Ich weiß, das will keiner hören und es ist ein heikles Thema, aber man wird die Frage stellen dürfen, wer letztlich als wahrer Sieger dasteht und welchen Preis wir dafür zahlen.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die von der Bundesregierung mit betriebene Sanktionspolitik wird Deutschland in eine tiefe Wirtschaftskrise stürzen. Diesbezüglich wird sowohl von Fachleuten aus der Wirtschaft als auch von Gewerkschaften vor einer drohenden Rezession gewarnt. Darunter werden insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland leiden und insbesondere auch die Menschen, die schon jetzt jeden Euro umdrehen müssen, um über die Runden zu kommen. Diese Sanktionen leisten aber keinerlei Beitrag dazu, dass dieser Krieg endlich beendet wird.
Ukrainische Erfolge, die positive Wende im Krieg?
Die Ukraine hat in den letzten Tagen größere Gelände Gewinne im Krieg erzielt. Dennoch ist es eine falsche Idee, jetzt in großen Jubel auszubrechen. Die Rückschläge in diesem Krieg werden aktuell in Russland heiß diskutiert. In Deutschland wurde oft die These aufgestellt, dass man mit Russland erst wieder verhandeln könne, wenn der Putin endlich weg ist. Die Diskussionen, die jetzt in Russland stattfinden, deuten eher in einer andere und noch viel schlimmere Richtung hin. An der Kriegsführung in der Ukraine von Russland wird in Russland mittlerweile Kritik geübt. Und das von der Seite von nationalistischen und rechtsextremen Politikern. Tenor: Jetzt muss Schluss sein mit einem halbherzigen Krieg, Russland muss endlich zeigen, wer die Macht hat: Mit noch mehr Waffen und noch mehr Soldaten. Die Ukraine muss insgesamt besiegt werden. Putin ist aktuell unter Druck. Allerdings nicht von einer Friedensbewegung, sondern von extrem gefährlichen Hardlinern.
Ich habe keine Ahnung, was dabei herauskommen wird. Zu befürchten ist allerdings, dass dieser Krieg von Seiten Russlands noch weiter eskaliert wird. Und die Gegenreaktion dann von der Ukraine dürfte auch klar sein. Sie werden noch mehr und noch schwerere Waffen fordern. Das alles sieht überhaupt nicht nach einer Beendigung des Krieges aus, sondern nur nach einer weiteren Eskalation. Ich bleibe dabei: Weder Wirtschaftssanktionen noch Waffenlieferungen werden diesen Krieg beenden. Zur Diplomatie und Verhandlungen gibt es überhaupt keine sinnvolle Alternative.
Ist die Ukraine gut und die Russen sind böse?
In unseren Medien wird Russland immer wieder angeklagt. Die Medien in Russland berichten nur in eine Richtung, andere Medien werden verboten. Bei Wahlen werden immer wieder Parteien verboten. Kritikern der russischen Regierung drohen Verfolgung oder Gefängnis. Meine Meinung dazu: Ich kann diese Kritik durchaus unterstützen. In Russland herrscht keine Demokratie, so wie ich mir das vorstelle.
Die andere Seite: In der Ukraine sieht das nicht besser aus. Erst in diesem Jahr nach Kriegsbeginn wurden in der Ukraine 11 Parteien verboten, darunter auch eine Partei, die bei den letzten Wahlen immerhin 13 % der Stimmen geholt hat. Die Medien in der Ukraine sind genauso gleichgeschaltet, wie die in Russland. Prorussische Menschen in der Ukraine werden verfolgt. Die Ukraine hat beschlossen, dass ukrainisch die alleinige Amtssprache in der Ukraine ist, obwohl ungefähr eine Drittel der dortigen Bevölkerung immer schon russisch gesprochen hat.
Meine Meinung: Mit Demokratie, wie ich sie mir vorstelle, haben beide Staaten nur wenig gemein. Schlimm an unseren Medien ist auch hier: Die Russen sind die alleinigen Bösen, vom antidemokratischen Verhalten der Ukraine wird einfach kaum gesprochen. In meinen Augen gehen auch unsere Medien in eine Richtung, die immer einseitiger wird.
Auch Soldaten leiden, auf beiden Seiten
In den Medien wird immer wieder darüber berichtet, dass in diesem Krieg auch viele Zivilisten sterben. In unseren Medien sind das dann in der Hauptsache ukrainische Zivilisten, in Wahrheit sterben auch im Donbass immer wieder Zivilisten an Beschüssen durch die Ukraine. Ohne Frage, das ist schlimm, das ist sehr schlimm.
Außer Acht gerät dabei oft, dass auch einfache Soldaten in diesem Krieg massenhaft sterben. Wenn man von radikalen Formationen wie dem Asow-Regiment einmal absieht: Die meisten Soldaten, die in diesen Krieg geschickt werden, waren bis dahin ganz normale Menschen, sowohl auf russischer als auch auf ukrainischer Seite. In der Ukraine müssen sich alle Männer bis zum Alter von 60 Jahren bereit halten, um in diesen Krieg geschickt zu werden.
Diese Soldaten werden mit Sicherheit mit „guten“ Begründungen in diesen Krieg geschickt. Geht es doch schließlich gegen die bösen Russen oder die bösen Ukrainer. Manche mögen auch daran glauben, weil sie von ihren Regierungen letztlich belogen werden. Sie sind nichts weiter als die Bauernopfer in einem immer brutaler werdenden Krieg.
In den 1980er Jahren wurde ein Lied von Hannes Wader (original von einem irischen Künstler) sehr oft gesungen mit dem Titel, es ist an der Zeit. Dieses Lied ist gerade heute aktueller denn je. Der Refrain lautet:
Ja auch Dich haben sie schon genauso belogen,
so wie sie es mit uns heute immer noch tun.
Und Du hast ihnen alles gegeben.
Deine Kraft, Deine Jugend, Dein Leben.
Bemerkenswert auch gerade in der heutigen Zeit die letzte Strophe:
Es blieb nur das Kreuz als die einzige Spur
Von deinem Leben, doch hör‘ meinen Schwur
Für den Frieden zu kämpfen und wachsam zu sein:
Fällt die Menschheit noch einmal auf Lügen herein
Dann kann es gescheh’n, dass bald niemand mehr lebt
Niemand, der die Milliarden von Toten begräbt
Doch finden sich mehr und mehr Menschen bereit
Diesen Krieg zu verhindern, es ist an der Zeit
Es ist an der Zeit. Wir müssen mit vielen, vielen Menschen auf die Straße gehen, um diesen Krieg zu verhindern, es ist an der Zeit. Lassen sie uns später gemeinsam dieses Lied hören.
uwe
o Schweigen
Lassen Sie uns jetzt gemeinsam das angekündigte Lied von Hannes Wader hören, in einer Version aus dem Jahre 2014 gemeinsam mit Reinhard Mey und Konstantin Wecker.
https://www.youtube.com/watch?v=SJnmZmy8IEU
o Hinweise
– heute Abend, 19h Manufaktur; Kleine Fluchten, „Ghanaische Visionen der Solid..“
– Sonntag, 18.Sept. 19h „Stadtkirche am Abend – Die Welt blickt auf Schorndorf-
wie können wir mitwirken an Klimagerechtigkeit?“
– Mittwoch, 21, Sept. 19 h, Manufaktur Kleine Fluchten „Menschenrechte und und menschliche Arbeit“
– Samstag, 1. Oktober Stuttgart, 11.55h (fünf vor Zwölf) Demonstration und Kundgebung
„Keinen Euro für Krieg und Zerstörung und für eine ökologische Friedenspolitik“ (Infoblatt)