Mahnwache vom 21.03.2025

Posted by

Bild von florencedidiot auf Pixabay

Es folgen die Beiträge dieser Mahnwache zum Nachlesen.

Doris:

Guten Abend. Ich begrüße Sie und euch zu unserer Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden. Vielen Dank allen, die heute gekommen sind.

In der vergangenen Woche haben uns wieder einmal sehr viele schlechte Nachrichten erreicht:

  • das wenig Erfolg versprechende Tauziehen um eine Waffenruhe in der Ukraine
  • die Genehmigung des gigantischen Schuldenpakets für Aufrüstung
  • das Scheitern der Waffenruhe in Gaza durch neue israelische Angriffe mit Hunderten von Toten

 Ich will es uns ersparen, diese schlimmen Ereignisse noch näher auszuführen, denn wir sind alle ausreichend darüber informiert. Ich habe mich stattdessen gefragt: gibt es denn noch irgendwo ermutigende Nachrichten? Von zwei Beispielen will ich kurz berichten.

Die Menschenrechtsorganisation „Adopt a Revolution“ schreibt: „In den vergangenen Tagen durchlebte Syrien gravierende Ereignisse. Während die Gewalt an der Küste des Landes für Entsetzen sorgte, verbreitete sich kurz darauf ein Bild, das bei vielen Hoffnung stiftete: Ahmad Al-Sharaa, Vorsitzender der Übergangsregierung, und Mazlum Abdi, Kommandeur der kurdischen SDF, besiegelten mit einem Handschlag eines der wichtigsten Abkommen seit dem Sturz des Assad-Regimes.

Das Abkommen sieht die Vereinigung der militärischen und administrativen Strukturen des Nordostens (also der kurdischen Region) mit denen von Damaskus vor… Damit sendet die Übergangsregierung ein starkes Signal an Minderheiten: Ihre Integration in das neue Syrien ist gewollt. Ein wichtiger Bestandteil der Vereinbarung ist die offizielle Anerkennung der kurdischen Gemeinschaft als indigene Gruppe mit verfassungsmäßigen Rechten und Staatsbürgerschaft. Unter dem Assad-Regime war dies nicht gegeben – etwa 200.000 Kurden galten bis heute als staatenlos…

Im Kontrast zur Gewalt in den Küstengebieten gibt das Abkommen Hoffnung. Doch viele Details bleiben unklar und sollen erst im Laufe des Jahres verhandelt werden. Spezielle Ausschüsse sind mit der Umsetzung betraut. Wir hoffen das Beste.“

Ein zweites positives Thema: Die italienische Tageszeitung «Corriere della Sera» hat einen von Papst Franziskus unterzeichneten Brief aus der Gemelli-Klinik veröffentlicht. Zentrales Thema ist die Abrüstung als Weg zur Überwindung des Krieges.

Ich zitiere: „Wir müssen das Reden abrüsten, das Denken abrüsten, die ganze Erde abrüsten… Für den Frieden braucht es Nachdenken, innere Ruhe und einen Sinn für die Komplexität… Der Krieg zerstört Gesellschaften und die Umwelt und bringt keine Lösung für Konflikte. Stattdessen müssen die Diplomatie und die internationalen Organisationen neu belebt werden… In der Situation eines Erkrankten erscheint mir der Krieg noch absurder als sonst… Die menschliche Zerbrechlichkeit macht uns noch hellsichtiger in Bezug auf die Dinge, die bleiben und jene, die vergänglich sind. Und in Bezug auf das, was Leben fördert und was tötet.»

Nun möchte Gisela Fliegenschmidt noch von einem Buch berichten, in dem es um das Thema „Hoffnung“ geht.

Gisela:

Angstvoll blicken wir in eine düstere Zukunft. In den vergangenen Wochen sind wir zusätzlich mit immer neuen, sich oft widersprechenden Nachrichten aus den USA konfrontiert. Darauf reagiert die EU, eine Friedensnobelpreisträgerin, mit unvorstellbar hohen milliardenschweren Forderungen für Rüstung und Waffen. Das kommt in der Bevölkerung mehrheitlich positiv an. Es gibt kaum Widerspruch. Im weit verbreiteten Klima der Angst, wo schon jeder Keim der der Hoffnung erstickt ist, werden die gigantischen Aufrüstungspläne einerseits als Schutz wahrgenommen. Gleichzeitig wird die Angst aber noch verstärkt durch unhaltbare, beängstigende Prognosen. Es sind dies vermeintliche Pläne Russlands für einen Einmarsch in Deutschland. Der Höhepunkt der Vergabe von sogenannten Sondervermögen liegt nur wenige Tage zurück und wir sehen uns und nachfolgende Generationen mit Schulden im Billionenbereich belastet.

Vor lauter Problemlösen und Krisenmanagement verkümmert so das Leben – es wird zum Überleben. Dagegen schreibt nun der gebürtige Südkoreaner BYUNG – CHUL  HAN an. Er hat in Deutschland Philosophie, Literatur und Theologie studiert und u.a. ein Buch geschrieben mit dem Titel „Der Geist der Hoffnung , wider die Gesellschaft der Angst“. Darin weist Han der Hoffnung einen bevorzugten Platz in unserem Denken und in unserem Alltag zu. Seine Beschreibung der Hoffnung als Kraft gegen Angst und ihre negativen Auswirkungen ist bemerkenswert.

Im Folgenden lese ich einige Hoffnungs – Thesen:

Hoffnung spannt den Horizont des Sinnhaften auf, der das Leben wiederbelebt und beflügelt. Sie schenkt uns Zukunft. Angst dagegen ist ein beliebtes Herrschaftsmittel. Wo sie herrscht, ist keine Freiheit möglich. Angst stellt Warnschilder auf, Hoffnung errichtet Wegweiser und Wegmarken. Und nur in der Hoffnung sind wir unterwegs. Sie gibt Sinn und Orientierung und führt zu einer Geisteshaltung. Sie stellt eine Suchbewegung dar. Dabei stößt sie auch ins Unbekannte, ins Unbegangene vor. Sie macht sich auf zu Neuem, zu nie Dagewesenem.

Da Angst die Hoffnung unterdrückt, muss Hoffnung eigens herbeigerufen werden. Notwendig ist daher eine Politik der Hoffnung gegen das Regime der Angst. Hoffnung enthält auch eine

Dimension des Wir, das bedeutet gleichzeitig Hoffnung verbreiten, die Flamme weitertragen.

So ist Hoffnung darüber hinaus das Ferment der Revolution, das Ferment des Neuen. Wer hofft, dem erscheint die Welt in einem anderen Licht. Sie erhält durch die Hoffnung einen besonderen

Glanz. Sie macht die Welt hell. Hoffen wir alle !

Uwe:

In Gaza hatten die geschundenen Menschen während der zurückliegenden Wochen ein wenig Ruhe vor Raketen, Granaten, Bomben, denn es war ein Waffenstillstand zwischen der Hamas und den israelischen Militärs vereinbart worden, der auch von beiden Seiten weitgehend eingehalten wurde. Seit dem letzten Wochenende haben israelischen Militärs auf Befehl von Ministerpräsident Netanjahu wieder damit begonnen, Bomben über Gaza abzuwerfen und mit Artillerie und Panzerkanonen  Granaten in die Trümmerlandschaft hinein zu schießen und dabei viele palästinensische Zivilisten, darunter viele Kinder, ermordet. Begründet wird diese Eskalation seitens Israels damit, dass die Hamas während der Waffenruhe keine Geiseln frei gelassen und einer Fortsetzung der Waffenruhe nicht zugestimmt hätte. In einigen Medien war hierzu zu lesen,  dass die Israelische Armee, nicht wie vereinbart, während der Waffenruhe sich aus Gaza zurückgezogen hätte.

Weitere, von den Medien kaum beachtet, sind die bewaffneten Konflikte in den afrikanischen Staaten Sudan und  Kongo, bei denen viele Zivilisten verwundet oder getötet werden, oder sich auf der Flucht befinden.

Ich lade Sie, ich lade euch nun wieder dazu ein, einige Minuten mit uns zu schweigen. Wir gedenken dabei der Menschen, die bei den weltweit stattfindenden Konflikten, z.B. im Nahen Osten, in der Ukraine, im Sudan, im Kongo, in Ruanda getötet, verwundet, oder ihrer Heimstatt beraubt werden und sich auf der Flucht  in eine ungewisse Zukunft befinden.

Wir gedenken der Natur, unserer Lebensgrundlage, gegen die täglich unbarmherzig Krieg geführt wird.

Wir gedenken all der Menschen, die weltweit für den Erhalt unserer Mitwelt und gegen Krieg und Terror aktiv sind.

Uwe:

Ingeborg Bachmann

Alle Tage

Der Krieg wird nicht mehr erklärt,
sondern fortgesetzt. Das Unerhörte
ist alltäglich geworden. Der Held
bleibt den Kämpfen fern. Der Schwache
ist in die Feuerzone gerückt.
Die Uniform des Tages ist die Geduld,
die Auszeichnung der armselige Stern
die Hoffnung über dem Herzen.

Er wird verliehen,
wenn nichts mehr geschieht,
wenn das Trommelfeuer verstummt,
wenn der Feind unsichtbar geworden ist
und der Schatten ewiger Rüstung
den Himmel bedeckt.

Er wird verliehen
für die Flucht von den Fahnen,
für die Tapferkeit vor dem Freund,
für  den Verrat unwürdiger Geheimnisse
und die Nichtachtung
jeglichen Befehls.

Uwe:

Bevor wir unsere heutige Mahnwache beenden, möchte ich noch auf einige Veranstaltungen hinweisen:

  • Am kommenden Sonntag, 23.03.2025 wird  in Stuttgart um 14 Uhr im Japangarten, Kuhnstraße 7, Stadtbahnhaltestelle Mineralbäder, im Rahmen einer Feierstunde ein Gingko Friedensbaum eingepflanzt.
  • Am Mittwoch, 02.04.2025, um 19.30h findet in Weinstadt-Beutelsbach, Oberlinstraße 14, eine Veranstaltung mit Andreas Zumach statt. Das Thema der Veranstaltung: „Die Welt in Aufruhr, Deutschland verunsichert – was tun?
  • Wer am morgigen Samstag Zeit und Lust hat, die unserer Banneraktion mitzuwirken, bitte nach der Mahnwache bei Doris melden
  • Unsere nächste Mahnwache findet heute in einer Woche, am Freitag, 28.03.2025, am gleichem Ort zu gleicher Zeit, statt.

Damit ist unsere heutige Mahnwache gegen den Krieg und für den Friede beendet.

Herzlichen Dank dafür, dass Sie, dass ihr gekommen sind /  seid. Wir wünschen Ihnen einen schönen Abend und ein erholsames Wochenende.

 

 

 

 

 

Leave a Reply

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.