Bild von Xavier Turpain auf Pixabay
Es folgen die Beiträge dieser Mahnwache zum Nachlesen.
Uwe:
Guten Abend. Ich begrüße Sie, ich begrüße euch im Namen der Friedensinitiative Schorndorf zu unserer heutigen, 113. Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden.
„Im traurigen Monat November war´s,
die Tage wurden trüber,
der Wind riss von den Bäumen das Laub,
da fuhr ich nach Deutschland hinüber“.
Diese Zeilen hat Heinrich Heine verfasst. Sie sind der Anfang des lyrischen Epos „Deutschland ein Wintermärchen“, welches der Dichter nach einer Reise durch Deutschland 1843 gedichtet hat. Heine war nach Paris emigriert und nur hin und wieder in Deutschland, mehr oder weniger zu Besuch.
„Im traurigen Monat November ….“ , diese Zeilen könnten auch 2024 als Überschrift taugen für das, was während der letzten Wochen sich hierzulande und in der Welt ereignet hat.
Dass der US-amerikanische Noch-Präsident Biden den ukrainischen Militärs erlaubt, mit von den USA gelieferten Raketen und Marschflugkörpern nun auch Ziele in Russland anzugreifen, trägt nach meiner Ansicht zu einer unnötigen, aber gefährlichen, Eskalation des Krieges in der Ukraine bei. Ich persönlich hätte mir stattdessen gewünscht, dass Biden zum Ende seiner Amtszeit alles in seiner Macht Stehende getan hätte, um einen Waffenstillstand in diesem Krieg herbeizuführen und damit das mörderische Töten in diesem Konflikt zu beenden. Damit hätte er sich sicherlich ein positives Denkmal gesetzt!
Doris hat in ihrem Redebeitrag vor zwei Wochen den Sozialpsychologen Harald Welser zitiert, der fordert, weniger vom Krieg und mehr vom Frieden zu sprechen. Dem möchte ich auch heute in meinem Redebeitrag, nach den vorherigen Einlassungen, Rechnung tragen, indem ich aus einem Artikel zitiere, der vor ca. einem Monat in der Wochenzeitung „Der Freitag“ erschienen ist. Der Redakteur Hans-Georg Ehrhart entwirft bezüglich des Krieges in der Ukraine unter der Überschrift „Aber eine Chance haben wir“ ein Szenario, wie dieser Krieg beendet werden könnte. Ich zitiere:
„Es ist höchste Zeit, den mörderischen Krieg zu beenden. Dafür spricht nicht nur die Friedenssehnsucht der Bevölkerungen der direkten Kriegsgegner. Eine Mehrheit der Ukrainer befürwortet mittlerweile Verhandlungen, ebenso eine Mehrheit der Russen. Auf Gebiete verzichten wollen weder die einen noch die anderen. Doch dürfte es ohne Gebietsverzichte keinen Frieden geben.
Auch im Westen schwindet die Bereitschaft, den Krieg auf lange Sicht mit Abermilliarden nähren zu wollen. Der erste Schritt in diese Richtung wäre ein Waffenstillstand. Dafür müssten die Beteiligten die Realitäten anerkennen. Dazu gehört, dass keine der Kriegsparteien ihre Maximalziele erreichen kann. Daraus folgt, dass alle Kompromisse eingehen müssen. Zu den Realitäten gehört auch, dass Sicherheit in Europa künftig nur mit und nicht gegen Russland möglich sein wird. So abscheulich der Angriffskrieg auch ist und so schwer es fällt, den Aggressor für seine Untat auch noch – zumindest zeitweise – mit ukrainischem Territorium zu belohnen, eine Kriegsbeendigung ist angesichts der Kräfteverhältnisse und Interessenlagen nur mit Moskau möglich. Russland ist faktischer Gegner und potentieller Vertragspartner.
Natürlich müssen die Existenz und die Sicherheit der Ukraine dauerhaft gewährleistet sein. Erste Schritte dahin sind bereits erfolgt, indem über zwanzig Staaten und die EU langfristige Sicherheitsabkommen mit Kiew geschlossen haben. Allerdings ist diesen Abkommen gemeinsam, dass sie keine direkte Sicherheitsgarantie beinhalten. Dafür wollen sie die Ukraine, nach dem Israel-Modell, militärisch stärken, dass diese auch künftig in der Lage ist, sich gegen Moskau zu verteidigen. (…) Darum, so die Unterstützer einer ukrainischen NATO – Mitgliedschaft, sei es der beste Weg, das Land schnell in das Bündnis aufzunehmen. Dagegen sprechen wiederum Interessen der USA, die von Kriegsbeginn an klargemacht haben, dass sie keine direkte Konfrontation mit Moskau wollen, und dass es dafür keine Zweidrittelmehrheit im US-Senat geben würde. Zudem würden wahrscheinlich nicht alle NATO-Mitglieder mitziehen.
Darum wäre es sinnvoll, sich als Ausgangspunkt für Verhandlungen auf etwas zu besinnen, auf das sich beide Kriegsparteien bereits einmal fast geeinigt hatten. Der von der ukrainischen Delegation am 29. März 2022 in Istanbul vorgelegte 10-Punkte-Plan enthält Eckpunkte, an denen man anknüpfen könnte, wie etwa Neutralität, Bündnisfreiheit, Sicherheitsgarantien, EU-Mitgliedschaft, Lösung offener territorialer Fragen innerhalb 15 Jahren. Die militärische Entflechtung müsste ebenso geregelt werden wie Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle. Um von einem temporären Waffenstillstand zu einem stabilen Frieden zu kommen, müsste mittelfristig auch die Frage der künftigen europäischen Friedensordnung auf die Agenda.
Könnte man das überhaupt mit Wladimir Putin machen? Zweifel sind berechtigt. Also sollte man ihn testen. Es wäre fahrlässig, die Dinge einfach so treiben zu lassen. Wie sagte Egon Bahr einst auf die Frage, ob die Welt noch zu retten sei? „Die Aussichten stünden fifty – fifty. Mehr nicht, aber eine Chance haben wir.“
Doris:
Wir werden jetzt wieder 5 Minuten schweigen. Wir denken an die Opfer der Kriege in der Ukraine, im Nahen Osten, und an die Opfer der Kriege in anderen Ländern, die oft vergessen werden. An die Menschen, die im Krieg verletzt wurden an Leib und Seele. An alle, die ihr Leben verloren haben, seien es Soldaten oder Zivilisten. An alle, die ihre Heimat verlassen mussten und auf der Flucht sind. An die geschundene Natur, an die zerstörte Kultur. An alle, die sich gegen den Krieg einsetzen. Mögen die Politiker auf allen Seiten endlich zur Vernunft kommen und eine weitere Eskalation verhindern.
Doris:
Ich lese ein Gedicht von Erich Kästner aus dem Jahr 1950.
Schneidet das Korn, und hütet die Herde,
indes der Planet um die Sonne rollt!
Keltert den Wein, und striegelt die Pferde!
Schön sein, schön sein könnte die Erde,
wenn ihr nur wolltet, wenn ihr nur wollt!
Reicht euch die Hände, seid eine Gemeinde!
Frieden, Frieden hieße der Sieg.
Glaubt nicht, ihr hättet Millionen Feinde.
Euer einziger Feind heißt – Krieg!
Frieden, Frieden, helft, dass er werde!
Tut, was euch freut, und nicht das, was ihr sollt.
Schneidet das Korn, und hütet die Herde!
Keltert den Wein, und striegelt die Pferde!
Schön sein, schön sein könnte die Erde,
wenn ihr nur wolltet, wenn ihr nur wollt!
Doris:
Ich möchte noch folgendes ansagen, bevor wir unsere Mahnwache beenden:
- morgen von 10.00 – 12.00 Uhr findet wieder unsere Friedensbanner-Aktion auf dem Wochenmarkt statt. Wegen der Kälte haben wir die Schichten jetzt auf eine halbe Stunde reduziert. Wer mitmachen möchte, kann sich nachher hier bei mir eintragen.
- Am Dienstag, den 26.11. ruft der DGB Kreisverband Rems-Murr ab 18.00 Uhr auf dem Alten Postplatz in Waiblingen zu einer Kundgebung auf. Thema: „Soziales hoch, Rüstung runter“.
- Am Mittwoch, den 27.11. findet um 19.00 Uhr im Haus der Katholischen Kirche Stuttgart eine Veranstaltung statt mit dem Titel „Aufbruch zum Frieden: Strategiewechsel jetzt!“
- Während des Weihnachtsmarkts wird es neben dem Rathaus wieder ein sogenanntes „Wunschbuch“ geben. Ich denke, wir sollten es nutzen, um unsere Wünsche und Forderungen hinein zu schreiben und sie somit öffentlich zu machen.
- Unsere nächste Mahnwache ist heute in einer Woche, am Freitag den 29.11. um 18.00 Uhr, wieder hier beim Mondscheinbrunnen.