Es folgen die Beiträge zu dieser Mahnwache im Wortlaut. Ganz unten waren auch noch Bilder davon zu sehen. Da es hierzu Beschwerden gab, habe ich vorsorglich alle Bilder wieder entfernt.
- Detlef:
- Begrüßung
Mein Name ist Detlef Beune von der Friedensinitiative Schorndorf. Ich begrüße Sie zu unserer Mahnwache zum Hiroshima-Gedenktag, die wir heute zum fünften Mal in Folge durchführen.
- Formalitäten
- Kreis bilden, Infotisch außerhalb des Kreises für Passanten
- Dank an Stadt Schorndorf für Genehmigung, Auflagen sind sicher allen bekannt.
- Dauer der Mahnwache ca. 1 Std.
- Grußwort OB Hornikel (gelesen von Doris)
Sehr geehrte Schorndorferinnen und Schorndorfer, liebe Mitglieder der Friedensinitiative,
heute, am 6. August, und am 9. August vor 77 Jahren – und das ist noch gar nicht so lang her – wurden die Städte Hiroshima und Nagasaki Ziel von Atombombenabwürfen. Diese Angriffe hatten unvorstellbare Folgen: etwa 92.000 Menschen starben sofort, 130.000 weitere starben bis zum Jahresende an den Folgeschäden. Das sind fünfeinhalb Mal so viele Menschen wie in Schorndorf wohnen!
Bereits vor einem Jahr haben wir alle miteinander gesagt: heute ist es wichtiger denn je, sich für die Abrüstung und die Nichtverbreitung von Atomwaffen einzusetzen. Doch noch immer läuft der furchtbare russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und noch immer muss man Angst haben, dass Nuklearwaffen durch den Aggressor eingesetzt werden könnten.
Lassen Sie uns alle weiterhin dafür streiten, dass der Angriff auf Hiroshima und Nagasaki der erste und einzige Atombombenabwurf der Weltgeschichte bleibt. Geschichte darf sich nicht wiederholen. Die humanitären Folgen eines Einsatzes von Atomwaffen wären inakzeptabel. Deshalb müssen wir die Atomwaffen abschaffen – bevor die Atomwaffen uns abschaffen.
Nutzen wir die heutige Veranstaltung als Moment des Gedenkens und der Mahnung. Um es mit den Worten von Mahatma Gandhi zu sagen: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“
Herzliche Grüße
Ihr Bernd Hornikel
Oberbürgermeister
- Einleitung
Am 6. August vor 78 Jahren wurde die erste Atombombe auf die japanische Großstadt Hiroshima abgeworfen, 3 Tage später auf Nagasaki. Hunderttausende Menschen starben dabei direkt, viele weitere noch Jahre später an den Folgen der atomaren Strahlung. Wir wollen die Erinnerung an dieses furchtbare Geschehen wach halten und trauern um das, was damals geschah. Wir wollen uns der Gegenwart stellen. Und wir wollen Schritte in eine friedliche Zukunft beschreiben.
Den Ablauf der Mahnwache haben wir uns daher folgendermaßen gedacht: Am Anfang steht die Geschichte der Hiroshima-Überlebenden Setsuko Thurlow. Es folgt ein Friedenslied, gesungen von Sascha Santorineos. Danach wollen wir ein paar Gedanken zur gegenwärtigen Situation einbringen. Nach einem weiteren Lied folgen unsere Überlegungen zu möglichen Schlussfolgerungen für die Zukunft. Anschließend werden wir 5 Minuten gemeinsam im Gedenken schweigen. Zum Abschluss gibt es nochmals ein Lied.
Wir werden unsere Mahnwache ca. um 19.00 Uhr beenden.
- Doris: Die Geschichte der Setsuko Thurlow.
Setsuko Thurlow ist eine Überlebende des Atombombenabwurfs auf Hiroshima, eine sogenannte Hibakusha. Ihr Foto ist auf den Aktionspostkarten mit dem Titel „Raus aus dem nuklearen Wahnsinn“ zu sehen, die wir seit einiger Zeit bei unseren Mahnwachen auslegen und wie sie auch heute auf unserem Infotisch liegen. Auf einer Konferenz zu den humanitären Folgen von Atomwaffen 2015 erzählte sie in einem erschütternden und detaillierten Bericht, wie sie die Bombardierung erlebte. Ich will einige Abschnitte daraus vorlesen.
„An diesem Schicksalstag, dem 6. August 1945, war ich 13 Jahre alt und arbeitete im Rahmen eines Schülereinsatzes im Hauptquartier der japanischen Armee in Hiroshima, 1,8 Kilometer vom Zentrum der Bombardierung entfernt. Um viertel nach acht sah ich aus dem Fenster einen blau- weißen Blitz – und ich erinnere mich an das Gefühl, in der Luft zu schweben. Als ich zu mir kam, war es still und dunkel. Ich steckte zwischen eingestürzten Gebäudeteilen fest und konnte mich nicht bewegen – ich wusste, dass ich dem Tod ins Auge sah. Ich hörte das Jammern meiner MitschülerInnen: „Mutter, hilf mir!“ – „Gott, hilf mir!“. Da spürte ich Hände an meiner linken Schulter. Eine Männerstimme sagte: „Gib nicht auf – beweg Dich weiter! Ich versuch Dich hier raus zu kriegen. Kriech auf das Licht aus der Öffnung da oben zu – schnell!“ Als ich es geschafft hatte, standen die Trümmer schon in Flammen. Die meisten meiner MitschülerInnen sind bei lebendigem Leibe verbrannt.
Ich schaute mich um. Obwohl es Morgen war, war es dämmerig dunkel, weil Staub und Rauch in die Luft aufstiegen. Geisterhafte Gestalten strömten vorbei, aus dem Stadtzentrum trotteten sie in Richtung der nahegelegen Hügel. Sie waren nackt und zerrissen, blutig, verbrannt, schwarz und verschwollen. Wir schafften es, zum Fuß des Hügels zu entkommen, wo sich ein Truppenübungsplatz befand. Er war mit Toten und Verletzten überfüllt. Als es dunkel wurde, saßen wir am Abhang und beobachteten die Stadt, die die ganze Nacht brannte.
Die Verstrahlung, die es so nur bei einer Atombombe gibt, befiel die Menschen auf seltsame, willkürliche Art und Weise. Manche starben sofort, andere nach Wochen, Monaten oder Jahren an den Spätfolgen. So verwandelte sich das geliebte Hiroshima in einen Ort der Verzweiflung.
Bis heute sind allein in Hiroshima mehr als 260.000 an den Folgen der Explosion, der Hitze und der Strahlung gestorben. Es tut mir sehr weh, diese Zahlen zu nennen. Die Toten auf Zahlen zu reduzieren, erscheint mir wie eine Entwertung ihres kostbaren Lebens, eine Verneinung ihrer Würde.
Die Überlebenden mussten die körperliche Zerstörung ertragen, die Obdachlosigkeit, die mangelnde medizinische Versorgung, die Diskriminierung der Opfer, die man als „Atomgiftverseuchte“ bezeichnete, das tatenlose Zuschauen der japanischen Regierung. Die Besatzungsbehörden zensierten die Medienberichte über das Leid der Überlebenden und konfiszierten ihre Tagebücher und Krankenakten.
Uns wurde klar, dass kein Mensch auf Erden jemals wieder die unmenschliche, widerrechtliche und grausame Erfahrung der atomaren Bombardierung durchmachen sollte – unsere Aufgabe ist also, die Welt vor dieser Bedrohung dieses unvorstellbaren Übels zu warnen. Unsere Aufgabe ist es, Atomwaffen abzuschaffen, um eine sichere, saubere und gerechte Welt für zukünftige Generationen zu ermöglichen. In dieser Überzeugung haben wir uns in den letzten Jahrzehnten weltweit für die endgültige Abschaffung aller Atomwaffen stark gemacht. Zusammen können wir es schaffen. Wir müssen es schaffen“.
Soweit Setsuko Thurlow.
Beim G7-Gipfel in Hiroshima im Mai besuchten die Staatschefs das Friedensmuseum und gedachten der Atombombenopfer. Sie hatten auch die Gelegenheit, Überlebende zu treffen und sich ihre bewegenden Geschichten anzuhören. Doch anschließend sprachen sie über neue atomare Aufrüstung. Ein solches Gedenken missbraucht in meinen Augen die Opfer. Und US-Präsident Joe Biden hat sich nach wie vor nicht für die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki entschuldigt. Wer der Atombombenopfer ehrlich gedenkt, muss sich zwangsläufig für eine Welt ohne Atomwaffen einsetzen.
Wir hören jetzt Sascha Santorineos.
- Lied: Nein meine Söhne geb ich nichtUwe und Detlef: Rede Teil 1
Uwe:
Den Ginkgo – Zweig, den ich in den Händen halte, habe ich von dem Hiroshima-Gedenk-Baum abgeschnitten, welcher im Schorndorfer Stadtpark steht. Wir von der Friedensinitiative Schorndorf haben den Ginkgo-Baum, gemeinsam mit Oberbürgermeister Hornikel vor 2 Jahren eingepflanzt.
Der Samen dieses Bäumchens entstammt dem sog. Mutterbaum, welcher den Abwurf der US-amerikanischen Atombombe am 6.August des Jahres 1945 als einzige Pflanze, obwohl schwer verletzt, überstanden hat. Dieser Ginkgo Baum erblühte im Frühjahr des Jahres 1946. Dieses Erblühen wurde von den wenigen Überlebenden des Atom-Bomben-Abwurfs, ähnlich des Erblickens des Regenbogens in der alttestamentarischen Erzählung von der Arche Noah und der Sintflut, als „Zeichen der Hoffnung“ wahrgenommen. Von den Bürgern Hiroshimas wird dieser Ginkgo Baum bis zum heutigen Tag verehrt. Seine Samen wurden und werden auf Betreiben des ehemaligen Bürgermeisters Hiroshimas Takeshi Araki, und des derzeitigen Bürgermeisters Akiba, in alle Welt versendet. In vielen Städten wurden Abkömmlinge des „Hiroshima Ginkgo Baumes“ von den „Mayors for Peace“ (Bürgermeister für den Frieden) an öffentlichen Plätzen gepflanzt. Der „Hiroshima-Baum“ soll verhindern, dass das Kriegsverbrechen der USA, bei dem 100.000 Menschen sofort ermordet und viele schwer verletzt wurden und weitere Millionen an den Folgen der atomaren Verstrahlung in den Folgejahren, und auch noch heute, sterben, oder mit körperlichen oder mentalen Schädigungen geboren werden, in Vergessenheit gerät. Er soll mahnen, dass sich die Menschen dafür einsetzen, dass ein solches Verbrechen an der Menschheit nicht wiederholt werden darf.
Leider wurde, sowohl während der Jahre des sog. Kalten Krieges, trotz weltweitem Protest der Zivilbevölkerung, sowohl konventionell als auch nuklear, aufgerüstet. Die Atommächte verfügen insgesamt heute über 12.500 Atomsprengköpfe, jeder davon mit erheblich größerer Sprengkraft als die Bomben, die von den US-Amerikanern über Hiroshima, und wenige Tage später über NagasakI abgeworfen wurden. Laut dem schwedischen Friedensforschungsinstitut SIPRI kann die Erde, schon mit einem kleinen Teil dieses Arsenals, mehrfach zerstört werden. Und dies könnte laut dem dem Bulletin der Atomic – Scientists (den Atomwissenschaftlern) schon sofort geschehen, wenn wir nicht sofort handeln und radikal die Richtung ändern. Die soeben genannten Wissenschaftler haben die „Doomsday-Clock, die Weltuntergangs Uhr währen der letzten Monate auf „90 Sekunden vor 12“ gestellt. Auch nach den Friedensforschern von SIPRI befindet sich die Welt, bedingt durch die zunehmende Internationalisierung des Krieges in der Ukraine, sehr nahe an einer atomaren Katastrophe.
Wir haben uns heute hier vor dem Schorndorfer Rathaus versammelt, um unseren bescheidenen Beitrag für einen Fortbestand dieser wundervollen Erde zu leisten, dass dieser Doomsday niemals stattfinden wird. Wir hoffen und wünschen, dass weltweit viele, viele Menschen, so wie wir heute, am 78.-sten Jahrestags des Atombomben-Abwurfs auf Hiroshima und Nagasaki, sich zusammenfinden, um diesem schrecklichen Ereignis zu gedenken und von den Politikerinnen und Politikern unüberhörbar, anstelle von Kriegsrhetorik den Einsatz für friedliche Lösungen der vielen global stattfindenden Kriege und Konflikte zu fordern.
Detlef:
Viele Menschen auf der Welt hatten sich daran gewöhnt. Ja, es gibt diese Atomwaffen auf der Welt noch immer. Aber es wird doch kein Staat auf dieser Welt so wahnsinnig sein, tatsächlich einen atomar geführten Krieg zu beginnen. Seit Beginn des Ukraine-Krieges hat sich das verändert. Immer mehr Menschen in der Welt und auch in Deutschland haben Angst. Angst davor, dass dieser Krieg immer weiter eskalieren könnte und eventuell sogar ein Dritter Weltkrieg droht, geführt mit atomaren Waffen.
Wer gehofft hatte, dass vom letzten NATO-Gipfel in Vilnius ein Signal für eine friedliche Einigung in diesem Krieg ausgehen könnte, sah sich bitter enttäuscht. Kurz gesagt: Die NATO ist erst dann bereit, mit Russland überhaupt zu verhandeln, wenn die Ukraine diesen Krieg gewonnen hat und alle russischen Truppen aus der Ukraine verschwunden sind einschließlich der Krim. Eine Mitschuld an diesem Krieg, etwa durch die immer weitere Ostausdehnung der NATO in Richtung Russland entgegen allen Versprechungen, wird kategorisch abgelehnt.
Russland hingegen hat mehr als einmal deutlich gemacht: Sollte ihnen tatsächlich eine Niederlage in diesem Krieg drohen, wären sie auch zum letzten Mittel bereit: Dem Einsatz von Atomwaffen. In Russland wird mittlerweile offen darüber diskutiert, dass das Konzept der atomaren Abschreckung nicht mehr funktioniert.
Nein, die atomare Abschreckung war noch niemals eine Methode, den Frieden in der Welt zu sichern. Die Gefahr eines atomaren Weltbrandes wird fortbestehen, solange es diese Massenvernichtungswaffen gibt! Die atomaren Waffen müssen von dieser Welt endgültig verschwinden. Realistisch betrachtet gilt aber auch: Diejenigen Staaten, die heute schon Atomwaffen besitzen, werden erst dann bereit sein, auf diese zu „verzichten“, wenn sie dann nicht befürchten müssten, mit sogenannten konventionellen Waffen angegriffen zu werden. So betrachtet, ist die Forderung nach Abschaffung aller Atomwaffen oder anderer Massenvernichtungswaffen auf dieser Welt eigentlich identisch mit der Forderung: Alle Konflikte, die es auf dieser Welt gibt, dürfen niemals mit militärischer Gewalt gelöst werden.
Gerade angesichts des Krieges in der Ukraine scheint die Forderung, alle Kriege auf dieser Welt ein für alle Mal zu beenden, utopisch zu sein. Dennoch, es gibt durchaus Anzeichen dafür, dass sich dies auch ändern könnte. Zwei Beispiele:
Die Weltgemeinschaft steht nicht hinter der NATO
Es gab mittlerweile zwei Beschlüsse der UNO-Vollversammlung, in denen der Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine mit großer Mehrheit verurteilt wurde. Das ist auch vollkommen richtig so.
Das heißt aber noch lange nicht, dass die gesamte „Weltgemeinschaft“ die Politik der NATO in diesem Konflikt unterstützt.
Das musste letztlich auch die EU unter Leitung von Ursula von der Leyen bei einem Treffen mit lateinamerikanischen Staaten feststellen. Das Ziel der EU war es hier,
- Dass die lateinamerikanischen Länder Russland als allein Schuldigem an diesem Krieg verurteilen sollten, und:
- Dass sich die lateinamerikanische Länder an den Sanktionen gegen Russland beteiligen sollten.
Beide Vorhaben der EU wurden von diesen Ländern einfach abgelehnt. Die USA und die NATO sollten sich langsam daran gewöhnen, dass sie nicht mehr die alleinigen Herrscher dieser Welt sind.
Auch in Deutschland wächst der Widerstand
Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht hatten am 10.02.2023 eine Petition gestartet, in der sie die Politik der Bundesregierung im Ukraine-Krieg kritisierten. Diese Kampagne wurde in unseren Medien scharf und m.E. vollkommen zu Unrecht kritisiert. Trotz dieser Ablehnung in all unseren Medien wächst die Zahl der UnterstützerInnen dieser Petition immer weiter an, mittlerweile sind es mehr als 850.000. Auch in Deutschland wollen immer mehr Menschen eine möglichst schnelle Beendigung dieses Krieges und Friedensverhandlungen statt immer mehr Waffenlieferungen an die Ukraine. Der Link zu dieser Petition zum Unterschreiben:
Meine hoffentlich nicht ganz unbegründete Hoffnung
Ich glaube fest daran, dass die allermeisten der 8 Milliarden Menschen auf unserem Planeten keinen Krieg mehr wollen. In unseren Medien wurde jetzt mit Entsetzen festgestellt: Die Anzahl der Menschen, die sich bei der Bundeswehr bewerben, ist um 7 % geschrumpft. Dafür wurden dann viele Erklärungen genannt, nur die naheliegendste nicht. Vielleicht haben immer weniger Menschen Lust dazu, in irgendeinem sinnlosen Krieg ihr Leben zu verlieren? Ich sage dazu nur: Gut so, liebt Euer Leben und geht nicht in die Bundeswehr und nicht in den Krieg! Sorgen wir doch lieber gemeinsam dafür, dass die Geißel des Krieges ein für alle Mal von unserem Planeten verschwindet!
- Lied: Sag mir wo die Blumen sind
- Martin: Rede Teil 2
OB Hornikel endete seine Botschaft mit den Worten von Mahatma Gandhi:
„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“
Daran möchte ich anknüpfen.
Einer der wichtigsten Leitbegriffe Gandhis war Satyagraha. Das ist eine Wortschöpfung, zusammengesetzt aus „Satya“, was „Wahrheit“ und „Liebe“ bedeutet, also Wahrheit und Liebe in einem Begriff. Und dazu „Agraha“, das mit „Kraft“, „Beharrlichkeit“ oder „an etwas Festhalten“ übersetzt werden kann. Man kann Satyagraha auch bezeichnen als „Mutiges, kraftvolles Anklopfen an den inneren Wahrheitskern des Gegenübers“.
Bei Gandhi waren das die Vertreter und Handlanger der brutalen, rassistischen Kolonialmacht. Und heute? Kann man appellieren an den inneren Wahrheitskern von Putin, dem Chef der Wagner-Gruppe, IS-Terroristen, Vertretern der Rüstungs- und Atomlobby?!
Wer das verneint, hat keine andere Wahl, als das gegenseitige Abschlachten und Zerstören mit immer neuen Waffenlieferungen am Laufen zu halten, mit der wachsenden Gefahr atomarer Vernichtung.
Wenn ich jedoch meinen christlichen Glauben befreie von den Drohungen mit Fegefeuer und Hölle, die korrupte Kirchenfürsten zum Machterhalt benützen, dann sehe ich, dass selbst diejenigen Gottes Kinder sind, die Gewalttaten ausüben oder befehlen und bewusst Menschheit und Natur gefährden. Dann macht Satyagraha Sinn, dann entwickeln sich Ideen, wie Verhandlungen eingeleitet und Schritte zum Frieden begangen werden können.
Dass diese positive, Hoffnung gebende Weltsicht nicht nur religiöse Spinnerei ist, hat der holländische Historiker Rutger Bregman überzeugend gezeigt. Anhand von Beispielen aus Psychologie, Ökonomie, Biologie, Geschichte und Archäologie weist er nach, dass der Mensch „Im Grunde gut“ ist. Das ist auch der Titel seines Buches, das ich gerade in unserer herausfordernden Zeit wärmsten empfehle.
Bregman zeigt, dass wir „Menschen zutiefst zum Guten neigen“ (S.433).
Er macht uns Mut, nach der Schockstarre durch den Überfall Putins auf die Ukraine uns wieder aktiv und fantasievoll für Frieden, bzw. für friedensfördernde Maßnahmen einzusetzen.
Selbst als einzelne, unbedeutende Bürger können wir viel tun. Über das Internet können wir uns leicht mit anderen vernetzen. Die Homepage der Friedensinitiative Schorndorf bietet viele Links an. Das Netzwerk Friedenskooperative zeigt vielfältige Möglichkeiten. Und die Arbeit für jedes der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen im Rahmen der Agenda 2030 ist Friedensarbeit.
Dorothee Sölle, eine der bedeutendsten Theologinnen der Nachkriegszeit, hat sich von der nicaraguanischen Dichterin Gioconda Belli den Gedanken geborgt, dass Hoffnungslosigkeit ein Luxus ist, den man sich nicht leisten kann, wenn man ums Überleben kämpft.
Und sie ergänzt: „Jede Hoffnung braucht ein empirisches Bein. Die Hoffnung braucht aber auch ein Bein im Himmel. Wir können uns nicht vollständig von den Erfolgsaussichten unseres Tuns abhängig machen.“
Daher möchte ich mit einem Gedicht von Dorothee Sölle schließen.
Zeitansage
Es kommt eine zeit
da wird man den sommer gottes kommen sehen
die Waffenhändler machen bankrott
die Autos füllen die schrotthalden
und wir pflanzen jede einen baum
Es kommt eine zeit
da haben alle genug zu tun
und bauen die gärten chemiefrei wieder auf
in den arbeitsämtern wirst du
ältere leute summen und pfeifen hören
Es kommt eine zeit
da werden wir viel zu lachen haben
und gott wenig zum weinen
die engel spielen klarinette
und die frösche quaken die halbe nacht
Und weil wir nicht wissen
wann sie beginnt
helfen wir jetzt schon
allen engeln und fröschen
beim lobe gottes
- Uwe: Einleitung zum Schweigen:
- Schweigen
- Lied: Traum vom Frieden
- Doris: Abschluss:
- Dank
- Hinweis Infotisch
- Am Sonntag, den 06. August 2023 findet um 12:00 Uhr am Schlossplatz Stuttgart ein Hiroshima Gedenken statt. Das Thema lautet: „Hiroshima mahnt – Atomwaffenverbot jetzt“. Veranstalter sind die Gruppen Internationale Ärzt*innen zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW, Stuttgart) und Ohne Rüstung Leben (ORL)
- Am Sonntag, den 10. September ist um 13.00 Uhr am Schlossplatz Stuttgart eine Kundgebung mit dem Titel: „Stoppt das Töten in der Ukraine- Den Krieg durch Verhandlungen beenden“. Es wird u.a. die Theologin Margot Käßmann sprechen. Zu dieser Kundgebung rufen mehrere verschiedene Friedensorganisationen auf.
- Hinweis nächste Mahnwache nach den Ferien 15.09.23
- Versammlung beenden/ verabschieden