Mahnwache vom 02.12.2022

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Im folgenden können die Beiträge der Mahnwache nachgelesen werden:

Uwe:

Guten Abend, ich begrüße Sie im Namen der Friedensinitiative Schorndorf zu unserer 32. Mahnwache gegen den Krieg. Vielen Dank, dass Sie auch heute Abend wieder (so zahlreich) den Weg zu unserer Mahnwache, an ungewohntem Ort, gefunden haben.

32 mal versammeln wir uns, um ein sichtbares Zeichen gegen den Krieg, gegen die vielen Kriege, die auf dieser Erde geführt werden, zu setzen. – Wie schon einmal bei einer unserer vorigen Mahnwachen angesprochen, haben wir bei unserer ersten Mahnwache am 25. Februar des Jahres nicht  gedacht, dass aus dieser Aktion so viele weitere notwendig werden würden. Aber wir hoffen sehr, dass auch wir mit unserem Bemühen einen kleinen Beitrag dazu leisten können, dass die Welt friedlicher wird, ja dass sie weiterbestehen kann!

Im Verlaufe des nun allmählich zu Ende gehenden Jahres spendeten meine Frau und ich, immer mal wieder, wenn unsere finanzielle Situation dies erlaubt, einige Euro an verschiedene NGO´s. Am Jahresende, kurz vor Weihnachten, flattern uns dann von verschiedenen Organisationen Informationsbroschüren ins Haus, mit denen die Organisationen ihr Tun beschreiben und an die Spendenbereitschaft appellieren. Diesen Schriften ist dann zu entnehmen, wo überall in der Welt es der Hilfe und Unterstützung dringend bedarf. Manches wird benannt, was uns vollkommen aus dem Radar geraten und nicht präsent ist. Z.B. wird von der Hilfsorganisation „Save the Children“ daran erinnert, dass in Somalia eine permanente Hungersnot und Mangel an Trinkwasser herrscht, unter der insbesondere Kinder sehr zu leiden haben. Ebenso in Kolumbien, wo Familien täglich, und wenn überhaupt, nur eine spärliche Mahlzeit zu sich nehmen können. Auch in Syrien und Afghanistan ist nach wie vor die Not sehr groß.

Ebenso in Pakistan, wo ca. 2/3 des Landes bis vor wenigen Tagen unter Wasser standen, haben viele Menschen ihr Hab und Gut verloren und kämpfen um´s Überleben. Auf den weit von uns entfernten Fitschi-Inseln werden inzwischen viele Gemeinden umgesiedelt, weil ihre ursprünglichen Wohngebiete entweder durch den klimabedingten Anstieg des Meeres bereits überflutet, oder von Überflutung bedroht  sind.

Laut Klimatologen belaufen sich die bereits entstandenen Schäden auf mehrere hundert Milliarden Dollar. Für mich ist es geradezu erbärmlich, wenn, wie bei der letzten Weltklimakonferenz in Scharm el Sheik von Bundeskanzler Scholz angeregt, den betroffenen Ländern eine Hilfe von ein paar hundert Millionen Euro in Aussicht gestellt wird. Ich frage mich da schon, warum man diesbezüglich so zögerlich ist und keinen „Doppelwumms“ verkündet.

In der Berichterstattung in den Mainstream Medien finden die soeben angeführten Probleme wenig oder überhaupt keine Beachtung. Überlagert werden die Nachrichten nach wie vor von der Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine. Bezüglich der finanziellen Hilfe für dieses, sicherlich schwer geschundene Land, scheint es keine Begrenzung zu geben. Und von Regierungsvertretern der Ukraine werden auch immer wieder lautstark Forderungen an Deutschland, die EG und Nato erhoben, während die Forderungen anderer, ebenso geschundener Staaten, wesentlich leiser sind.

Unsere Mahnwachen stehen unter dem Motto: Mahnwache gegen den Krieg.

Vielleicht fragen Sie sich jetzt, was Überschwemmungen, Hungersnöte, Ansteigen der Meere mit Krieg zu tun haben? Ich bin der Ansicht, dass all diese zuvor angeführten Miseren Folgen des von den Industrienationen mit ihren neoliberalen Wirtschaftssystemen verursachten Klimawandels sind. Es wird also nach meiner Auffassung ein zerstörerischer Krieg gegen die Natur geführt. Und deshalb, wie die Kriege, die mit Waffen geführt werden, genauso Inhalt unserer Mahnwachen sind.

Wir werden jetzt wieder 5 Minuten schweigen und dabei besonders an die Menschen denken, die durch den Klimawandel, oder muss er nicht sogar als Klimakatastrophe bezeichnet werden, ihre Heimat, oder ihr Hab und Gut, oder ihr Leben verloren haben. Aber auch derer gedenken, die von Kriegshandlungen stark betroffen sind.

Doris:

Ich lese ein Gedicht von Mascha Kaleko, geschrieben während des 2. Weltkriegs:

Zeitgemäße Ansprache

Wie kommt es nur, dass wir noch lachen,
dass uns noch freuen Brot und Wein,
dass wir die Nächte nicht durchwachen,
verfolgt von tausend Hilfeschrein?

Habt ihr die Zeitung nicht gelesen,
saht ihr des Grauens Abbild nicht?
Wer kann, als wäre nichts gewesen,
in Frieden nachgehn seiner Pflicht?

Klopft nicht der Schrecken an das Fenster,
rast nicht der Wahnsinn durch die Welt,
siehst du nicht stündlich die Gespenster
vom blutig-roten Trümmerfeld?

Des Tags, im wohldurchheizten Raume:
Ein frierend Kind aus Hungerland,
des Nachts, im atemlosen Traume:
ein Antlitz, das du einst gekannt.

Wie kommt es nur, dass du am Morgen
Dies alles abtust wie ein Kleid
Und wieder trägst die kleinen Sorgen,
die kleinen Freuden, tagbereit.

Die Klugen lächeln leicht ironisch;
Ca cèst la vie. Des Lebens Sinn.‘
Denn ihre Sorge heißt, lakonisch:
Wo gehen wir heute Abend hin?

Und nur der Toren Herz wird weise:
Sieh, auch der große Mensch ist klein.
Ihr lauten Lärmer, leise, leise.
Und lasst uns sehr bescheiden sein.

Doris:

Ich möchte noch folgendes ansagen, bevor wir unsere Mahnwache beenden:

  • Von der Organisation Ohne Rüstung Leben gibt es eine neue Postkartenaktion „Raus aus dem nuklearen Wahnsinn!“ Es gibt zwei Versionen – eine an Bundeskanzler Scholz  und eine an Außenministerin Baerbock. Sie liegen hier bei unserem Transparent aus. Bitte nehmen Sie Postkarten zum Abschicken und auch zum Weitergeben mit, sowie das Informationblatt „Atomare Abrüstung“.
  • Unsere nächste Mahnwache ist am kommenden Freitag, 09.12.22 um 18.00 Uhr wieder hier neben dem Mondscheinbrunnen bei der Stadtkirche. Bringen Sie gerne Plakate und Friedensfahnen mit, damit die Passanten erkennen, warum wir dort stehen.
  • Jetzt ist noch Zeit zum Austausch untereinander.

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