Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Uwe:
Guten Abend. Ich begrüße Sie, ich begrüße euch im Namen der Friedensinitiative Schorndorf zu unserer heutigen Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden. Heute wird Ernst Delle zu uns sprechen.
Ernst:
Friedensfähig statt kriegstüchtig – Gedanken über eine neue Sicherheitspolitik in Europa – das Erbe Willy Brandts
Quelle: NachDenkSeiten– Ein Artikel von Albrecht Müller vom 7. Oktober 2025
Zu diesem Thema hat Albrecht Müller am 2. Oktober beim NachDenkSeiten-Gesprächskreis Mannheim einen Vortrag gehalten.
Albrecht Müller (* 16. Mai 1938 in Heidelberg) ist ein deutscher Volkswirt, Publizist und ehemaliger Politiker (SPD).
Müller war Planungschef im Bundeskanzleramt unter den Bundeskanzlern Willy Brandt und Helmut Schmidt. Weiter war er von 1987 bis 1994 für die SPD Mitglied des Deutschen Bundestages und ist seit 2003 als Autor und Mitherausgeber der NachDenkSeiten tätig.
Von seinem Vortrag lasse ich das erste Drittel weg, worin Müller seine Erinnerungen an die Kriegs-, Nachkriegszeit und schließlich an die Entspannungspolitik unter Willi Brandt darlegt, an der er mit beteiligt war. Nun also zum zweiten Teil von Müllers Rede, aus der ich auch vieles kürzen musste, weil das hier zu lange würde. Ich zitiere aus seinem Vortrag:
„Die Veranstalter haben mir aufgetragen, Gedanken über eine neue Sicherheitspolitik in Europa vorzutragen und dabei das Erbe Willy Brandts zu beachten. Willy Brandt würde, wenn er noch leben würde, mit großer Sicherheit seinem Parteigenossen, dem Bundesverteidigungsminister Pistorius, widersprechen, wenn dieser so dahin fantasiert, wir sollten kriegstüchtig werden. Er würde, …, darauf pochen, dass wir friedensfähig werden.
Was wären die Elemente einer neuen Sicherheitspolitik? Was wären die Elemente von
Friedensfähigkeit?
1. Schluss mit der Verteufelung der Russen, Russlands und des russischen Präsidenten.
Das ist wichtiger, als viele Zeitgenossen denken. … Die Verteufelung sitzt tief. Und wirkt. Um
friedensfähig zu werden, muss viel Vorurteilsgerümpel aus dem Weg geräumt werden. Das ist ein
zentrales Element einer neuen Sicherheitspolitik.
2. Abrüstung statt Aufrüstung. Wir brauchen die Mittel für zivile Zwecke.
Das ist schwierig. Schließlich gibt es gute Gründe anzunehmen, dass die Rüstungswirtschaft hinter
der neuen Konfrontation steckt. Aus deren Sicht ist das verständlich. Würden wir in Europa wirklich
Frieden mit allen Völkern schließen, dann gäbe es keine Gründe für hohe Rüstungsausgaben. …
3. Auflösung der NATO.
Und damit auch Schluss mit der Blockbildung auch auf westlicher Seite. Der Warschauer Pakt ist
schließlich schon 1991 aufgelöst worden. Die Auflösung der NATO würde auch bedeuten, den USA
in aller Freundschaft zu sagen: Ami, go home. …
4. Wir sollten den Austausch und die Zusammenarbeit auf möglichst vielen Ebenen neu
beleben, Städtepartnerschaften und Schulpartnerschaften neu schaffen und vorhandene ausbauen
und beleben. Wir waren damit schon um vieles weiter. …
5. Sanktionen beenden.
Sie wirken ohnehin nicht richtig und schaden übrigens unserer Wirtschaft im Westen oft genauso.
6. Wirtschaftliche Zusammenarbeit neu beleben. Dazu ermuntern statt zu bremsen.
7. Bei der Personalpolitik, bei der Besetzung von wichtigen Ämtern sollten wir darauf achten,
dass die Aggression gegenüber Russland nicht befördert wird.
Die Ernennung von Frau Kallas aus Estland zur EU-Außenbeauftragten ist das Gegenteil dessen,
was angebracht wäre. …
8. Hilfreich für gute Beziehungen zu Russland wäre es auch, wenn die Zusammenarbeit mit
den Partnern Russlands, also mit China und einigen afrikanischen Staaten, wieder produktiver und
enger gestaltet würde.
9. Insgesamt gilt: Willy Brandts grundlegende Aussage in der Regierungserklärung von 1969 sollte auch heute unser Wegweiser sein: Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein.
Das ist das Gegenteil dessen, was der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius mit seiner
Forderung, wir sollten „kriegstüchtig“ werden, verlangt. Die Sprüche von Pistorius offenbaren den
Rückschritt, unter dem heute nicht nur die SPD, sondern wir alle zu leiden haben.
Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein – das bedeutet im konkreten Spannungsverhältnis
zwischen dem Westen und Russland heute,
* dass wir konkret abrüsten statt aufzurüsten,
* dass wir auch sprachlich abrüsten. „Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein“, ist eine
gänzlich andere und andersgeartete Parole als „Wir müssen kriegstüchtig werden“.
Ende des Zitats aus dem zweiten Teil des Vortrags.
Albrecht Müller ging im dritten Teil seines Vortrages ein auf Ansprechpartner:innen in den Parteien, in den Medien und auf Akteure in den EU-Gremien. Wer Interesse daran hat, kann das nachlesen im Internet. Siehe hier
Vielen Dank fürs Zuhören.
Uwe:
Wir laden Sie, wir laden euch nun wieder dazu ein, 5 Minuten zu schweigen. Wir denken an die Opfer der Kriege in der Ukraine, im Nahen Osten, und an die Opfer der Kriege in anderen Ländern, die oft vergessen werden. An die Menschen, die im Krieg verletzt wurden an Leib und Seele. An alle, die ihr Leben verloren haben, seien es Soldaten oder Zivilisten. An alle, die ihre Heimat verlassen mussten und auf der Flucht sind. An die geschundene Natur, an die zerstörte Kultur. An alle, die sich gegen den Krieg einsetzen. Mögen die Politiker auf allen Seiten endlich zur Vernunft kommen und eine weitere Eskalation verhindern. – Wir denken heute insbesondere an die vielen Zivilisten, die durch die Bombardements der israelischen Armee ermordet oder verletzt wurden und an die von der Hamas entführten Geiseln, und wir hoffen, dass der sog. 20 – Punkte-Plan des US Präsidenten Trump und einiger arabischer Staaten ein endgültige Ende des Krieges um Gaza, und die Geiseln zurück zu ihren Lieben bringen wird.
Uwe:
EINE FRIEDENSFANTASIE (von Hans-Dieter Hüsch)
Wenn die Krieger kommen
Lock sie aufs Dach der Taube
Lock sie ins Nest der Schwalbe
Lock sie in die Höhle der Löwin
Lock sie in den Wald der Rehe
Geh ihnen entgegen
Mit offenen Händen
Voll Brot und Salz
Obst und Wein
Dass sie sich verlaufen
Im Knüppelholz deiner Tugenden
Dass sie sich verirren
Im Labyrinth deiner Freundlichkeit
Mach sie staunen
Beschäme ihre Generäle und Präsidenten
Lass ihre Handlanger ins Leere laufen
Sei eine Tiefebene voll Höflichkeit
Dein Gewehr sei die Klugheit
Deine Kraft sei die Geduld
Deine Geschichte sei die Liebe
Dein Sieg sei dein Schweigen
So dass sich die Landpfleger sehr verwundern
Uwe:
Bevor wir unsere heutige Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden beenden, nun noch einige Hinweise auf Veranstaltungen und Aktionen, die in nächster Zeit stattfinden:
- Am morgigen Samstag findet in Nörvenich ab 12 Uhr eine Kundgebung und Demonstration unter dem Motto: “NATO – Atomkriegsmanöver stoppen“ statt.
- Am Dienstag, 14. Oktober um 18.30 Uhr lädt die Organisation IALANA zu einer Online- Diskussion mit dem Thema: “80 Jahre Hiroshima und Nagasaki“ ein. Informationen und Link hierzu unter info@ialana.de (IALANA = JuristInnen gegen atomare, biologische und chemische Waffen)
- An jedem Donnerstag um 17Uhr auf dem Schlossplatz in Stuttgart: Mahnwache „Kriege beenden, Frieden jetzt“.
- Am Donnerstag, 16.10. um 19 Uhr online Seminar zum Thema: „Hochrüstung, Sozialabbau und Gewerkschaften“. Info: demo_info@nie_wieder_krieg.org
- Wir wollen uns heute nach der Mahnwache, um 19 Uhr im ersten Stock der Manufaktur in der Lounge zu einem Gedankenaustausch treffen. Hierzu seid ihr alle eingeladen.
- Wer am morgigen Samstag die Mitglieder der Ökumenischen Friedensgruppe bei ihrer Banneraktion unterstützen möchte, melde sich bitte nach der Mahnwache bei Doris oder Martin.
Damit ist unsere heutige Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden beendet. Vielen Dank dass Sie gekommen sind. Unsere nächste Mahnwache findet heute in einer Woche, am Freitag, 17.Oktober um 18 Uhr statt.
Wir wünschen Ihnen und euch ein erholsames Wochenende.