Uwe:
Mein Name ist Uwe Glund, und ich begrüße Sie im Namen der Friedensinitiative Schonrdorf zu unserer heutigen, 10.Mahnwache gegen den Krieg in der Ukraine.
Als wir, vor genau 10 Wochen, einen Tag nachdem Truppen Russlands die Ukraine angegriffen hatten, die erste Mahnwache gegen diesen Krieg organisiert haben, hätten wir nicht gedacht, dass dieser Krieg so lange dauern würde. Wir hatten gehofft, dass die Beteiligten an diesem Krieg einen Weg finden würden, diesen zu beenden, oder wenigstens zu einem Waffenstillstand sich einigen könnten. Aber leider geht das Morden und Zerstören mit unverminderter Härte weiter.
Anstelle einen Waffenstillstand zu fordern, und zwischen den Regierungen der Ukraine und Russlands auf eine Verhandlungslösung zu drängen, werden von den NATO – Staaten immer mehr Waffen und Munition an die Ukraine geliefert. Auch Deutschland hat sich zwischenzeitlich bereiterklärt, schwere Waffen, wie Panzer und Panzerhaubitzen, an die Ukraine zu liefern und wird damit de facto zur Kriegspartei! Ein Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes der Bundesregierung hat inzwischen bestätigt, dass diese Gefahr besteht. Wir hatten gehofft, das sich Bundeskanzler Scholz mit seinen anfänglichen Bedenken gegen die Lieferung schwerer Waffen, in seiner Ampelkoalition durchsetzen könnte. Leider war diesen Hoffen vergeblich. Ich denke, dass seitens der osteuropäischen Nato Partner, und vor allem der USA, massiver Druck auf Scholz ausgeübt wurde, damit er seine Bedenken aufgibt.
Ich persönlich bin der Auffassung, dass diese zusätzlichen Waffenlieferungen keineswegs, wie angenommen, der Ukraine dabei helfen, Menschenleben zu retten und weitere Zerstörungen von Gebäuden und Infrastruktur zu verhindern. Aber leider wird inzwischen ein Sieg der Ukraine von führenden Politiker als Ziel formuliert und nicht mehr ein nachhaltiger Waffenstillstand.
Ich halte es auch für bedenklich, wenn Initiativen, wie die diversen Offenen Briefe an unseren Bundeskanzler, mit konkreten Vorschlägen von Maßnahmen, die zu einer Beendigung des Krieges beitragen könnten, sowohl von Politikern, als auch der Mainstream – Medien als indiskutabel und naiv bezeichnet werden.
Ich möchte in diesem Zusammenhang noch einmal hervorheben, dass dieser Angriff Russlands auf die Ukraine in keiner Weise zu rechtfertigen und völkerrechtswidrig ist.
Aber wir sollten uns auch immer wieder bewusst machen, dass die Nato-Staaten mit ihrer Politik in gewisser Weise dazu beigetragen haben, das es zu diesem Krieg gekommen ist:
o Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, wurde der Warschauer Pakt aufgelöst, die NATO aber nicht.
o Nach 1990 hat die NATO ihre Osterweiterung ständig vorangetrieben, obwohl seitens der USA (Außenminister Baker) und Deutschlands (Außenminister Genscher), Gorbatschow versichert wurde, dass die nicht geschehen würde.
o Mehrere Vorschläge Russlands, bezüglich einer gemeinsamen europäischen Sicherheitsarchitektur, die die berechtigen Sicherheitsinteressen sowohl Russlands, als auch der europäischen Staaten berücksichtigt, wurden permanent beiseite geschoben, statt sie als Einladung zur Erarbeitung einer neuen Friedensordnung anzunehmen.
Die Begriffe „Atomkrieg“ oder „3.Weltkrieg“ tauchen zunehmend in den Medien auf. Diese Zuspitzung macht uns Angst und wir müssen alles daran setzen, dieses drohende Ende der menschlichen Zivilisation zu verhindern. In diesem Zusammenhang sind Aktionen mit dem Motto : „Wir wollen keinen 3. Weltkrieg“ geplant, zu denen wir, als Friedensinitiative Schorndorf demnächst mit aufrufen werden, und von denen wir hoffen, dass sie viele Menschen auf die Straße bringen.
Anschließend sprach Ingrid Bolay vom Weltladen Schorndorf. Sie berichtete drüber, wie sich der Krieg und weitere Aufrüstung auf die Länder des globalen Südens auswirken.
Doris:
Wir werden jetzt wieder 5 Minuten schweigen. Wir denken an die Opfer des Krieges in der Ukraine und an die Opfer der Kriege in anderen Ländern. An die Menschen, die im Krieg verletzt wurden an Leib und Seele. An alle, die ihr Leben verloren haben, seien es Soldaten oder Zivilisten. An alle, die ihre Heimat verlassen mussten. An die geschundene Natur, an die zerstörte Kultur. An alle, die sich gegen den Krieg einsetzen. Mögen die Politiker auf beiden Seiten endlich zur politischen Vernunft zurückkehren und eine weitere Eskalation verhindern.
Doris:
Am Sonntag ist der 8. Mai, der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und das offizielle Ende des 2. Weltkriegs. „Nie wieder Krieg“ war damals die Devise. Es wird offizielle Gedenkveranstaltungen zum 8. Mai geben. Politiker werden Reden halten. Ich lese zu diesem Thema ein Wort von Wolfgang Raupach.
Ohne Engagement heute
ist das Geschenk der Befreiung verspielt
und das Recht, die Gedenktage zu begehen, vertan.
Das Geschenk der Befreiung aber
ist Anlass, Möglichkeit und Grund
für viele , kleine, mühsame Schritte in die Zukunft, hin zum Frieden.
Sie erfordern Wachsamkeit,
zähe Alltagsarbeit,
immer aber Zivilcourage.
Doris:
Ich möchte noch folgendes ansagen, bevor wir unsere Mahnwache beenden:
- In der Mitte liegt nochmals der offene Brief an die Bundesregierung von der Friedensorganisation IPPNW. Man kann ihn als Vorlage für einen eigenen Brief benutzen oder einfach so als Unterstützer abschicken. Außerdem gibt es noch Briefe der Organisation Ohne Rüstung Leben zu Abschicken an die Bundestagsfraktionen.
- Auch im Internet gibt es viele Möglichkeiten, aktiv zu werden. Z.B. ist auf der homepage der Friedenskooperative friedenskooperative.de eine neue Mailaktion an die Bundestagsabgeordneten zu finden. Sie werden darin aufgefordert, dem 100 Milliarden Programm zur Aufrüstung und der Anschaffung von neuen Kampfbombern für den Einsatz von Atomwaffen nicht zuzustimmen. Auf der homepage von Ohne-Rüstung-Leben www.ohne-ruestung-leben.de gibt es einen Appell „Keine Hochrüstung ins Grundgesetz“.
- Am kommenden Sonntag, dem 8. Mai werden Friedenskundgebungen in vielen deutschen Städten stattfinden, auch in Tübingen, Ulm und Stuttgart. In Stuttgart veranstaltet der Friedenstreff Nord um 17 Uhr eine Kundgebung am Mahnmal für die Opfer des Faschismus, am Stauffenbergplatz. Wer aus Schorndorf teilnehmen möchte, kann sich um 16.00 Uhr am Bahnhof treffen für die Fahrt mit dem Metropolexpress um 16.14 Uhr nach Stuttgart.
- Wir laden alle Interessierten ein, sich heute um 19.00 Uhr in der Manufaktur zu treffen. Wir wollen uns darüber austauschen, wie es mit der Mahnwache weitergeht und wer eventuell die Friedensinitiative künftig unterstützen möchte.
- Unsere nächste Mahnwache ist heute in einer Woche, am Freitag, 13.05.22
Jetzt ist noch Zeit zum Austausch untereinander.