Mahnwache vom 19.01.2024

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Es folgen die Beiträge dieser Mahnwache zum Nachlesen:

Uwe:

Guten Abend,-ich begrüße Sie, ich begrüße euch im Namen der Friedensinitiative Schorndorf zu unserer heutigen Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden.

Heute berichten die Medien an erster Stelle darüber, dass die NATO im Februar d.J. das größte Manöver seit dem Ende des Kalten Krieges, mit der Bezeichnung „Steadfast Defender“ (standhafter Verteidiger) mit 90.000 Soldaten plant. Angeblich soll dieses Manöver Russland davon abhalten, einen der Baltikum-Staaten anzugreifen.

Nach wie vor werden vorwiegend von der weltweit vorherrschenden Politik militärische Lösungen von Konflikten, diplomatischen vorgezogen. Doris hat in ihrem Redebeitrag bei unserer Mahnwache vor einer Woche darüber gesprochen, wie wenig die diplomatischen Wege bei Konfliktlösungen beschritten werden und wie notwendig es ist, dies zu tun.

In der von mir abonnierten Wochenzeitung „Der Freitag “ hat in der letztwöchigen Ausgabe Daphne Weber, die Mitglied im Parteivorstand der Linken ist, einen Artikel mit der Überschrift: “Frieden ist so komplex wie der Krieg“ veröffentlicht, welchen sie als „Appell“ verstanden haben möchte. Ich werde nun einige Sätze dieses Appells vorlesen.

Ich zitiere: „Es heißt, dass wer den Frieden wolle, den Krieg vorbereiten solle“, eine Meinung, welche offensichtlich auch Verteidigungsminister Pistorius vertritt. Die Autorin aber fragt: „Wieso heißt es nicht, wer Frieden will, bereite den Frieden vor? Wir als Laien sehen, wie man den Krieg vorbereitet, durch Aufrüstung, mit Rhetorik, durch Geld und Manöver, aber kaum einer weiß etwas darüber wie man den Frieden vorbereitet, wie das geht mit der Diplomatie. Hier liegt doch die Verantwortung nicht nur der Politik, sondern auch des Journalismus und der Wissenschaft, all derer, die so viel Raum in der Öffentlichkeit haben. Worüber sprechen sie? Den möglichen Krieg vorzubereiten oder den Frieden herbeizusehnen- und welche Wege es für diese Sehnsucht geben kann.

Sprecht über Verteidigung. Sprecht über Strategien und Taktik. Sprecht von mir aus auch über Abschreckung, diskutiert das Für und Wider dieses Vorgehens. Aber sprecht auch vom Frieden. Nehmt das Wort in den Mund, nicht wie einen modriger Pilz, den man ausspucken muss, da man sich sonst vergiftet. Sondern nehmt das Wort in den Mund, schwer wie ein Stein. Es ist kein einfaches Wort. Es ist schwer und unhandlich. Ein Sehnsuchtswort.“

Am Ende ihrer appellativen Zeilen schreibt Daphne Weber: „Mit dem Bekenntnis und dem Ruf nach Frieden allein ist es aber nicht getan. Frieden ist so komplex wie Krieg. Wir dürfen das Wort nicht den rechten Populisten überlassen, die „Standort Deutschland“ und „Ist mir doch egal“ meinen, wenn sie „Diplomatie“ und „Frieden“ sagen. Wir brauchen eine Wissenschaft und einen Journalismus, die es ernst meinen und recherchieren, wie Frieden geht. Wir brauchen Expertisen, die uns Worte geben, Wege zu möglichen Frieden (im Plural) benennen zu können, dafür streiten zu können, im Freundes-, und Kollegenkreis, sodass es keine abstrakte Sehnsucht bleibt, die ein Einfallstor für Populisten ist,“ (Zitatende)

Auch deshalb möchte ich noch einmal betonen, dass unsere Mahnwachen nicht nur gegen die Kriege gerichtet sind, sondern auch als ein sichtbares Zeichen für den Frieden verstanden werden sollen!

Zum Ende meines Redebeitrages möchte ich aber noch von zwei Begebenheiten berichten, welche, mir jedenfalls, Mut machen.

Vorgestern Abend konnte im Internet ein Video aktiviert werden, in dem darüber informiert wurde, dass eine Gruppe israelischer Friedensaktivistinnen und -aktivisten in das vom israelischen Militär besetzte Westjordanland gereist ist, um palästinensische Zivilisten vor übergriffigen Siedlern zu schützen und zerstörte Brunnen wieder instand zu setzen.

Ebenso wurde an diesem Abend berichtet, dass, nach langen und schwierigen Verhandlungen, mehrere Lastkraftwagen von Ägypten aus die Grenze zu Gaza passieren konnten. Diese LKW`s waren beladen mit medizinischen Geräten und Medizin, welche im Gaza-Streifen von den Zivilisten und von den, Hamas – Terroristen entführten Geiseln dringend benötigt werden.

Das erste Ereignis zeigt, dass doch immer wieder Mitmenschlichkeit praktiziert wird.
Und das zweite, dass Verhandlungen, also Diplomatie, notleidenden Menschen mehr dient als Waffengewalt.

Doris:

Wir werden jetzt wieder 5 Minuten schweigen. Wir denken an die Opfer der Kriege in der Ukraine, in Israel und im Gazastreifen, und an die Opfer der Kriege in anderen Ländern, die oft vergessen werden. An die Menschen, die im Krieg verletzt wurden an Leib und Seele. An alle, die ihr Leben verloren haben, seien es Soldaten oder Zivilisten. An alle, die ihre Heimat verlassen mussten und auf der Flucht sind. An die geschundene Natur, an die zerstörte Kultur. An alle, die sich gegen den Krieg einsetzen. Mögen die Politiker auf allen Seiten endlich zur Vernunft kommen und eine weitere Eskalation verhindern.

Doris:

 Mona Kirschner wird uns jetzt ein Gedicht vorlesen, das sie mitgebracht hat.

Mona:

Das folgende Gedicht stammt von Rabbi Irwin Keller

 Ich ergreife Partei für den Frieden.
Einen Frieden,
den ich nicht im Stich lassen werde,
auch nicht, wenn seine Stimme übertönt wird von Schmerz und Hass,
Verbitterung des Verlustes
Geschrei von richtig und falsch.

Ich ergreife Partei für den Frieden,
dessen Name kaum ausgesprochen wird
in diesem Krieg ohne Gewinner.

Ich werde Frieden in meinen Armen halten
Und den Atem meines Körpers mit ihm teilen,

dass nicht der Frieden der Zahl der Opfer hinzugerechnet wird.

Ich werde Deeskalation verlangen,
selbst wenn ich nichts so sehr will
wie Vergeltung.

Ich werde das tun
Im Dienst am Frieden.
Ich werde roden
Im überwuchernden Dickicht
Aus Ursache und Wirkung,
damit der Frieden atmen kann,
eine Minute lang,
und sich nach dem Himmel strecken.

Ich werde tun, was ich tun muss,
um dem Frieden das Leben zu retten.
Ich werde durch Tränen hindurchatmen.

Ich werde Überheblichkeit schlucken
Ich werde mir auf die Zunge beißen
Ich werde Liebe anbieten,
ohne das Verdient-Haben zu prüfen.

Deshalb verlangt heute nicht von mir,
mit einer Fahne zu wedeln,
wenn es nicht die Fahne des Friedens ist.
Verlangt nicht von mir, eine Hymne zu singen,
wenn es kein Friedenslied ist.
Verlangt nicht, dass ich Partei ergreife,
wenn nicht für den Frieden.

Rabbi Irwin Keller

Doris:

Bevor wir unsere heutige Mahnwache beenden, möchte ich noch auf Folgendes hinweisen:

  • Morgen, am Samstag, 20.01. um 14 Uhr findet in Stuttgart am Neuen Schloss eine Kundgebung statt mit dem Titel: „Alle zusammen gegen die AfD“. Veranstalter ist das Bündnis: „Stuttgart gegen Rechts“.
  • Am Dienstag, 23.01. spricht um 19.30 Uhr in der Glockenkelter in Stetten der österreichische Autor und Verleger Hannes Hofbauer zu dem Thema: „Kriegsfolgen: Wie der Kampf um die Ukraine die Welt verändert.“ Veranstalterin ist die Allmende Stetten.
  • Am Mittwoch, 24. Januar veranstaltet die AfD in der Künkelinhalle einen sogenannten „Neujahrs-Bürgerdialog“. Das „Bündnis gegen Rassismus und Rechtsextremismus“ ruft um 17.30 Uhr zu einer Protestaktion vor der Künkelinhalle auf unter dem Motto: „Schorndorf solidarisch – Kein Raum der AfD. Gemeinsam für eine demokratische und solidarische Gesellschaft“.
  • Unsere nächste Mahnwache ist heute in einer Woche, am Freitag, den 26.01., wieder hier vor dem Rathaus.

 

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