Mahnwache vom 07.06.2024

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Bild von Enrique auf Pixabay

Es folgen die Beiträge dieser Mahnwache zum Nachlesen:

Uwe:

Guten Abend. Ich begrüße Sie, ich begrüße euch im Namen der Friedensinitiative Schorndorf zu unserer heutigen Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden.

Die heftigen Regenfälle am vergangenen Wochenende haben uns wohl alle sehr beschäftigt und aufgewühlt. Wenn wir von den katastrophalen Folgen auch nicht direkt betroffen waren oder sind, waren wir aber sicher voller Empathie für die Menschen, deren Hab und Gut von den Wassermassen oder den Schlammlawinen großen Schaden genommen hat. Auch den Menschen, deren Angehörige in vollgelaufenen Kellern um´s Leben kamen, gilt unsere Anteilnahme. Und auch die Feuerwehrleute, die bei ihrem Einsatz, Menschenleben zu retten, in den Fluten umkamen, betrauern wir von ganzem Herzen.

In Schorndorf und den Nachbarschafts-Ortschaften hat sich die Lage inzwischen einigermaßen normalisiert, die Wassermassen sind zurückgegangen, aber viele Menschen sind noch immer damit beschäftigt, aus- und aufzuräumen. Aber im bayrischen Passau und Regensburg sind viele Straßen noch immer überflutet. Dort hat die Katastrophe 5 Menschenleben gefordert.

In den meisten Medien wird diese Katastrophe als Jahrhundertereignis bezeichnet. Aber ist es dies wirklich? Vor weniger als 4 Jahren wurden die Bewohnerinnen und Bewohner des Rheinland – pfälzischen Ahrtals, sowie des Erft Tals in NRW, ebenfalls von sintflutartigen Regenfällen überrascht und massiv geschädigt. Dabei verloren 180 Menschen ihr Leben! Viele leiden noch heute an den Folgen; materiell, physisch und psychisch.

In der 2.500 – Seelengemeinde Braunsbach bei Schwäbisch Hall wurden 2016 durch heftige Regenfälle die kleinen Bäche Orlach und Schloßbach zu Amazonas ähnlichen Strömen und zerstörten viele Häuser und die Infrastruktur des Ortes.

Es ist zu befürchten, und auch meteorologische Fachleute warnen, dass wir in den nächsten Jahren mit ähnlichen oder noch schlimmeren Naturkatastrophen zu tun haben werden. Trotz der Not, in die viele Menschen und auch Tiere hierzulande dadurch geraten werden, finde ich es hoffentlich bewusstseinsfördernd, dass auch wir im globalen Norden die Auswirkungen der von uns mit verursachten Klimakatastrophe, beschönigend als Klimawandel bezeichnet, erleiden müssen. Leider war in den zurück liegenden Jahren hauptsächlich der südliche Teil unseres Planeten von diesen Unbillen des Klimas betroffen; mit Unwettern, Überschwemmungen, durch Ausbleiben des Regens verursachten Dürreperioden, obwohl die dort lebenden Menschen am allerwenigsten für die weltweiten klimatischen Veränderungen verantwortlich sind.

Ich hoffe sehr, dass diese nun auch hierzulande erfahrbaren negativen Folgen der Klimaveränderungen dazu führe , dass der Krieg, den wir gegen die Natur führen, sofort gestoppt werden muss, und dass eine die Mitwelt schonende Politik endlich praktiziert wird. Bedauerlicherweise sieht es gegenwärtig aber nicht danach aus, dass diesbezüglich „Nägel mit Köpfen“ gemacht werden.

Vor ca. 2 Wochen ging das ca. 5 monatige  NATO – Großmanöver Steadfast Noon zu Ende, bei dem mit mehreren hundert Panzern, Flugzeugen sowie unzähligen Militärfahrzeugen in einigen Staaten Europas u.a. auch das Führen eines Krieges mit Atomwaffen geübt wurde.

Ich habe im Internet recherchiert, welche Mengen Treibstoff von Militärfahrzeugen und Kriegsflugzeugen verbrannt werden: ein Leopard-Panzer z.B. benötigt, je nach Geländebeschaffenheit, 400-530 l Diesel pro 100km. Ein Flugzeug des Typs Eurofighter verbraucht in der Luft pro Minute 166 l Kerosin, und ein 40 t Lkw frisst 35 bis 40 Liter Diesel pro 100km.

Für mich ist es nicht vorstellbar, wie viele Liter Treibstoff bei diesem Manöver verbrannt wurden mit wie vielen tausend Tonnen CO2 die Mitwelt belastet wurde. Hinzu kommen noch die Schadstoffe, welche beim Abschuss und Einschlagen von Granaten, Patronen oder Bomben freigesetzt werden. Und es ist davon auszugehen, dass ähnliche Manöver vom russischen Militär durchgeführt werden, bei denen ebenfalls unermesslich viele Tonnen CO2 und andere Schadstoffe freigesetzt werden. Selbst bei nicht kriegerischen Aktionen schädigt das Militär weltweit in extrem hohen Maße die Mitwelt. Wesentlich stärker noch wird die Natur natürlich bei kriegerischen Auseinandersetzungen belastet. Aber diesem Aspekt wird von der offiziellen Politik absolut keine Aufmerksamkeit zuteil.

Laut Ohne Rüstung leben sind Rüstung und Militär für 5,5% der weltweiten Treibhausgase verantwortlich. „Die Emissionen von Militär und bewaffneten Konflikten sind aus den UN-Protokollen und den Berichten des Weltklimarates bewusst ausgenommen – daher gibt es keinen Druck, die Emissionen des Militärs zu reduzieren“, so ORL. Und: „während Deutschland über Heizungen diskutiert, ist der CO2 – Ausstoß der Bundeswehr von 2019 bis 2921 um 18% gestiegen!“

Aber alleine diese immensen Schädigungen unserer Mitwelt müssten meiner Ansicht nach, von dem großen Leid der betroffenen Bevölkerungen einmal abgesehen, Verantwortung tragende Politiker jedweder Couleur veranlassen, Verhandlungen herbeizuführen, mit denen überall dort, wo bewaffnete Auseinandersetzungen stattfinden, diese sofort gestoppt werden, sei es durch Einfrieren, oder dauerhafte Waffenstillstände. Aber auch diesbezüglich bin ich wenig optimistisch, dass dies in nächster Zeit geschieht.

Vorgestern berichteten die Medien über den Besuch von Bundeskanzler Scholz bei der internationalen Flugausstellung. Dort gab Scholz bekannt, dass die Bundesregierung zu den bereits bestellten 50 Eurofightern noch zwanzig weitere bestellen würde. Außerdem würde die deutsche Rüstungsindustrie seitens der Regierung massiv finanziell bei der Produktion von Artillerie- Munition für die Bundeswehr unterstützt werden. Damit soll sie im Sinne von Verteidigungsminister Pistorius kriegstüchtig gemacht werden. Eine politische Richtung, welche alles andere ist als Klimaschutz.

Trotzdem betont Wirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck, dass Deutschland sich auf einem guten Weg befände, die Klimaziele bis 2030 zu erreichen. Dem wird von Klimaexperten deutlich widersprochen. „Man gehe von einer Verfehlung des Treibhausgas-Minderungszieles aus“, so der Vorsitzende des Expertenrates für für Klimafragen Hans-Martin Henning laut Schorndorfer Nachrichten vom Dienstag, 4.06.2024.

Das Narrativ, dass Deutschland „kriegstüchtig“ werden muss, weil es für einen potentiellen Angriff Russlands auf uns oder einen anderen Nato – Mitgliedsstaat gewappnet sein müsse, verfängt offensichtlich bei einer Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung. Nach jüngsten Meinungsumfragen, welchen Stellenwert in der Politik des neu zu wählenden Europa- Parlaments der Klimaschutz haben sollte, rangiert dieser an letzter Stelle von 5 gefragten Themenfeldern. An erster Stelle wurde bei der repräsentativen Umfrage Verteidigung und Sicherheit genannt.  Bei einer ähnlichen Erhebung anlässlich der Europawahlen vor 5 Jahren, 2019, rangierte Klimaschutz an erster Stelle.

Ich habe aus gegebenem Anlass in meinem heutigen Redebeitrag bewusst ausschließlich über die Folgen der Klimaveränderungen sowie die Mitverursacher für diese Entwicklung gesprochen, wenngleich weltweit weiterhin Menschen ob der Auswirkungen kriegerischer Auseinandersetzungen ihr Leben verlieren. Deren werden wir aber sicher bei unserem Schweigen gedenken.

Wir werden weiterhin aktiv eintreten für eine friedlichere und menschenfreundlichere Welt und eine die Mitwelt schonende Lebensweise. Unser Augenmerk sollte aber verstärkt auch den ökologischen Folgen, welche durch das Militär verursacht werden, gelten.

In die Mitte unseres Kreises haben wir Petitionslisten von Ohne Rüstung leben zu: „Frieden braucht Klimaschutz“ gelegt, auf denen „Kein Freibrief für Militär“ und größere Bemühungen für Klimaschutz gefordert wird. Diese bitten wir mit Ihrer Unterschrift zu unterstützen.

Gerne können Sie auch Listen mit nach Hause nehmen und in Ihren Bekanntenkreis weiter Unterschriften sammeln.

Doris:

Wir werden jetzt wieder 5 Minuten schweigen. Wir denken an die Opfer der Kriege in der Ukraine, in Israel und im Gazastreifen, und an die Opfer der Kriege in anderen Ländern, die oft vergessen werden. An die Menschen, die im Krieg verletzt wurden an Leib und Seele. An alle, die ihr Leben verloren haben, seien es Soldaten oder Zivilisten. An alle, die ihre Heimat verlassen mussten und auf der Flucht sind. An die geschundene Natur, an die zerstörte Kultur. An alle, die sich gegen den Krieg einsetzen. Mögen die Politiker auf allen Seiten endlich zur Vernunft kommen und eine weitere Eskalation verhindern.

Doris:

Ich lese ein Zitat von Alexander Kluge, Schriftsteller und Regisseur:

Niemand beherrscht einen Krieg.
Es gibt nicht einen einzigen Wert in der Welt,
sei er materiell oder ideell,
der Krieg rechtfertigt.
Sieger ist nicht, wer die Schlachten gewinnt.
Sieger ist, wer einen Frieden herstellt.

Doris:

Ich möchte noch folgendes ansagen, bevor wir unsere Mahnwache beenden:

  • Das Bündnis „Rechtsextremismus stoppen“ Stuttgart veranstaltet morgen, am Samstag den Juni von 12-16 Uhr im Oberen Schlossgarten in Stuttgart eine Kundgebung mit Redebeiträgen und Musik. Wer aus Schorndorf teilnehmen möchte, trifft sich zur gemeinsamen Fahrt mit der S-Bahn um 10.48 Uhr.
  • Ebenfalls am morgigen Samstag findet der sogenannte „Tag der Bundeswehr 2024“ statt. Bundesweit gibt es zahlreichen Orten Protestaktion und Mahnwachen vor den entsprechenden Kasernen, so z.B. in Stetten am Kalten Markt.
  • Unsere Veranstaltung mit Clemens Ronnefeldt am letzten Dienstag musste ja leider wegen Hochwasser ausfallen. Wir suchen gerade nach einem Ersatztermin. Wer Clemens Ronnefeldt hören möchte, kann dies am Mittwoch, 12.06. in Kirchheim Teck. Er spricht dort um 19.30 Uhr im Kath. Gemeindezentrum St. Ulrich zum Thema „Friedenspläne für den Ukraine-Krieg“
  • Unsere nächste Mahnwache ist heute in einer Woche, dem 14.06. um 18.00 Uhr, wieder auf dem Marktplatz
  • Jetzt ist noch Zeit zum Austausch untereinander.

 

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