Friedensinitiative Schorndorf zu Bismarck: Deutschland darf niemals Krieg mit Russland führen

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In einem längeren Artikel im Handelsblatt vom 13.02.2015 wurde auf dieses Zitat von Bismarck verwiesen:

Deutschland will eine militärische Auseinandersetzung mit Russland unter allen Umständen vermeiden. So, als würde Bismarck noch einmal schnell flüstern, was er einst gesagt hat: Deutschland darf niemals Krieg mit Russland führen.

In diesem Artikel wurde die Politik der damaligen Kanzlerin Angela Merkel gelobt und mit Bismarck verglichen, da sie mit für das Zustandekommen der Minsker Abkommen verantwortlich war. Was damals auch dem Handelsblatt noch nicht bekannt sein konnte: Sowohl die ukrainische Regierung als auch Angela Merkel oder der damalige Präsident von Frankreich, François Hollande, hatten niemals vor, dieses Abkommen auch wirklich einzuhalten. Wie alle später zugaben, ging es ihnen nur darum Zeit zu gewinnen – Zeit für die Aufrüstung der Ukraine?

Heute kann man nur sagen: Ja, das wäre eine kluge Außenpolitik gewesen, wenn Deutschland anschließend auch mit Macht darum gerungen hätte, dass Kiew dieses Abkommen auch einhält. Leider war das nicht so, das Nichteinhalten des Abkommens Minsk II und die gleichzeitige militärische Aufrüstung der Ukraine waren letztlich Gründe dafür, dass Russland im vergangenen Jahr in die Ukraine einmarschiert ist. Das war eindeutig völkerrechtswidrig, hätte aber durch Vertragstreue der Ukraine verhindert werden können.

Nein, es geht hier gar nicht darum, Bismarck nur positiv darzustellen. Auch er war ein Machtpolitiker und hatte nicht nur gute Seiten. Aber mit seiner Forderung, niemals gegen Russland Krieg zu führen, da hatte er sicherlich Recht.

Diese Forderung Bismarcks bereitete Politikern in der damaligen Weltmacht Großbritannien große Sorgen. Wenn sich Kontinentaleuropa und insbesondere Deutschland mit Russland verbinden würden, dann wäre das wohl das Ende Großbritanniens als Weltmacht. Eine Zusammenarbeit von Deutschland mit Russland sollte mit allen Mitteln verhindert werden.

Diese Sichtweise übernahmen anschließend auch einflussreiche Politiker in der neuen Weltmacht, den USA. Beide hatten bis heute damit auch Erfolg.

Zum Ende des ersten Weltkrieges marschierten deutsche Truppen auch noch in die damals neu gegründete Sowjetunion ein. Die Gräueltaten des Hitler-Faschismus im zweiten Weltkrieg in der damaligen Sowjetunion dürften bekannt sein, bei der insgesamt 27 Millionen Menschen von den Deutschen umgebracht wurden, darunter eine riesige Anzahl von Juden und Zivilisten auf grausamste Art und Weise.

Die USA nahmen damals zunächst Abstand davon, in diesen Krieg einzugreifen. Das ist doch nicht unser Krieg, so hieß es. Viele Politiker der USA konnten diesem Krieg auch durchaus positives abgewinnen. Solange die Deutschen gegen die Sowjetunion kämpfen, ist das doch nur gut für uns, weil es sie beide schwächt. Erst als die sowjetischen Truppen mit dem Sieg in Stalingrad die Wende des Krieges einleiteten und Stalins Truppen immer weiter Richtung Westen vorrückten, entschieden sich die USA in den zweiten Weltkrieg einzugreifen.

Kurz und gut: Deutschland hat sich bislang schon zweimal nicht an die Forderung Bismarcks gehalten, niemals gegen Russland Krieg zu führen. Und heute? Dazu weiter unten noch mehr.

Das Morden geht weiter, weil die US-Waffenindustrie es will

So lautet der Titel eines neuen Beitrages von Oskar Lafontaine auf den NachDenkSeiten. Interessant daran finde ich vor allem ein längere Zusammenfassung eines Zitats von Henry Kissinger zum Schluss des Artikels:

Übrigens, auch der an diesem Samstag 100 Jahre alt werdende Henry Kissinger erinnerte vor ein paar Tagen in der „Zeit“ an die Vorgeschichte des Krieges. Er habe schon 2014 „ernste Zweifel an dem Vorhaben geäußert, die Ukraine einzuladen, der NATO beizutreten“, so der ehemalige US-Außenminister. „Damit begann eine Reihe von Ereignissen, die in dem Krieg kulminiert sind. Das rechtfertigt den Krieg nicht, aber ich war damals der Auffassung und bin es heute noch, dass es nicht weise war, die Aufnahme aller Länder des ehemaligen Ostblocks in die NATO mit der Einladung an die Ukraine zu verbinden, ebenfalls der NATO beizutreten.“ Die Ukraine wäre am besten neutral geblieben, so Kissinger weiter. „Denn es macht einen erheblichen Unterschied, ob die Grenze zwischen den Sicherheitszonen Europas und Russlands an der Westgrenze der Ukraine verläuft, also rund dreihundert Meilen von Warschau entfernt, oder ob sie an der Ostgrenze der Ukraine liegt, etwa dreihundert Meilen vor Moskau. Ich habe damals in vielen Artikeln geschrieben, die Ukraine solle nicht der Vorposten des Westens oder Moskaus sein, sondern eine Brücke zwischen beiden Seiten.“

Da kann man nur sagen: Dieser alte Mann scheint wesentlich klüger und weiser zu sein als unsere heutige Ampelkoalition oder die größte Oppositionspartei, die CDU/CSU.

Noch mehr deutsche Soldaten nach Litauen?

„Litauen dringt auf stärkere Truppenpräsenz an Nato-Ostflanke“, so lautet der Titel eines Artikels im Stern vom 30.05.2023. Zitate daraus:

Große Erwartungen setzt der Staatschef des Baltenstaats auf den Nato-Partner Deutschland. „Das langfristige Engagement Deutschlands für die Sicherheit Litauens ist für die gesamte Ostflanke der Nato unabdingbar“, sagte er. „Litauen ist seinerseits bereit, alles zu tun, damit sich die deutsche Truppen bei uns zu Hause fühlen.“

Und:

In Litauen wird darauf gedrungen, dass Deutschland mit möglichst vielen Soldaten und auf Dauer präsent ist. Dafür investiere das Land in die notwendige militärische Infrastruktur. „Wir bauen keine Infrastruktur nur dafür, dass die Kasernen dann leer stehen“, sagte Nauseda in Vilnius. Dort findet im Sommer auch der Nato-Gipfel statt.

Und weiter:

Steinmeier betonte, es gebe in der Frage der Stationierung der Brigade keinen Streit zwischen den politischen Führungen in Litauen und in Deutschland. „Beide Seiten wissen, dass noch Hausaufgaben zu erfüllen sind, sowohl auf der litauischen Seite wie auf unserer Seite.“ Die nächsten Schritte zu einer Erhöhung der Anzahl deutscher Soldaten würden jetzt „sorgfältig und im gegenseitigen Vertrauen“ miteinander abgestimmt.

Es sei hier nur darauf hingewiesen, dass die NATO immer wieder große Militärmanöver in den baltischen Staaten nicht weit von der russischen Grenze durchführt, wobei der Krieg gegen Russland trainiert wird. Keiner unserer klugen PolitikerInnen kommt scheinbar auf die Idee, dass Russland sich durch solche Manöver oder die weitere Aufrüstung Litauens bedroht fühlen könnte. Darüber will scheinbar keiner nachdenken, schließlich ist Putin der alleinige Bösewicht.

Wird Deutschland zur Kriegspartei gegen Russland?

Diese Frage muss mittlerweile leider gestellt werden. Deutschland liefert nicht nur immer mehr Waffen an die Ukraine, ukrainische Soldaten werden auch in Deutschland ausgebildet, z.B. an den Leopard-Panzern. Auch die Ausbildung dieser Soldaten für die Benutzung von Kampfjets in Deutschland wird bereits ernsthaft diskutiert, obwohl Deutschland selbst solche Kampfjets, die an die Ukraine geliefert werden sollen, gar nicht besitzt. Viele Politiker in Russland sehen Deutschland bereits als Kriegspartei im Ukraine-Krieg an. Der ehemalige russische Präsident Medwedew droht mittlerweile im Falle eines Falles immer unverblümter mit den Einsatz von Atomwaffen. Wohin soll dieser Wahnsinn noch führen?

Leider ist das noch nicht alles: Im Handelsblatt vom 12.05.2023 erschien ein Artikel unter der Überschrift:

Rheinmetall repariert und baut Panzer in der Ukraine – Aktie legt zu.

Zitat:

Hierzu hat der Rüstungskonzern eine Gemeinschaftsfirma mit dem ukrainischen Staatsunternehmen Ukroporonprom gegründet. Die Zusammenarbeit bei Panzern ist nur ein erster Schritt.

Mir scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Russland versuchen wird, dieses Unternehmen z.B. mit Bombardierungen zu zerstören. Und dann? Wie lange wird es dauern, bis unsere Mainstream-Medien dann fordern, dass deutsche Soldaten ein deutsches Unternehmen in der Ukraine gegen die Russen beschützen müssen? Die Gefahr eines direkten Eintritts Deutschlands in einen Krieg gegen Russland war nach dem zweiten Weltkrieg noch nie so groß wie heute.

Die Forderung Bismarcks, dass Deutschland niemals Krieg gegen Russland führen darf, wurde schon zweimal missachtet. Droht jetzt das dritte Mal, womöglich geführt mit atomaren Waffen? Leider muss diese Frage heute gestellt werden. Möglicherweise sehe ich da auch ein bisschen zu schwarz, vielleicht steckt in den Köpfe von einigen PolitikerInnen oder JournalistInnen des Mainstreams doch noch ein wenig Vernunft. Wünschen würde ich mir das wirklich sehr.

Das waren wie immer nur meine persönlichen Meinungen, Kritik und Kommentare gerne.

Detlef Beune

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