Mahnwache vom 09.02.2024

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Es folgen die Beiträge dieser Mahnwache zum Nachlesen.

Uwe:

Guten Abend; – ich begrüße Sie, ich begrüße euch im Namen der Friedensinitiative Schorndorf zu unserer heutigen Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden.

Das Motto unserer Mahnwachen, „gegen Krieg und für den Frieden“ leidet leider seit Wochen und Monaten daran, dass wir eher gegen den Krieg, als für den Frieden demonstrieren müssen. Viel lieber würde ich hier und heute über den Frieden, als über den Krieg sprechen. Aber leider wird in den Medien weltweit nach wie vor fast ausschließlich von kriegerischen Auseinandersetzungen, laut UN sind es mehr als 50, und deren katastrophalen Auswirkungen berichtet.

Am Mittwoch war in verschiedenen Nachrichtenkanälen zu hören oder zu lesen, dass das israelische Militär davon ausgeht, dass 31 der von Hamas-Terroristen entführten israelischen Geiseln während der Kampfhandlungen im Gaza – Gebiet getötet wurden. Nach meiner Ansicht ist es dabei ohne Belang, ob diese Menschen von Angehörigen der Hamas, oder durch israelische Bombardements ermordet wurden. In Israel fanden während der letzten Tage Großdemonstrationen statt, auf denen die israelische Regierung aufgefordert wurde, die Kampfhandlungen zu unterbinden und diplomatische Schritte zu unternehmen, um alle Geiseln unverletzt nach Hause zu holen. Wie es aussieht, haben sich aber die Militärs durchgesetzt, um den Auftrag Netanjahus zu erfüllen, so lange zu kämpfen, „bis Gaza zu einer Insel von Ruinen gemacht und die Hamas endgültig neutralisiert ist“. Für mich zeigt sich an diesem Beispiel einmal mehr, dass Versuche, Probleme militärisch zu lösen, in eine Sackgasse, sowie zu Tod und Verzweiflung führen!

Seit Anfang Februar üben 12.000 Soldaten vieler NATO-Staaten incl. unserer Bundeswehr, unter anderem auch auf deutschem Boden, im Rahmen des Großmanövers „Steadfast Defender“ (übersetzt „standhafter Verteidiger“), wie ein angenommener Angriff russischer Truppen abgewehrt werden kann. Bei diesem Manöver sind mehr als 1000 Gefechtsfahrzeuge und Kampfflugzeuge im Einsatz. Begründet wird dieses Manöver damit, dass eine revanchistische Gruppe unter Putin, nach der Beendigung des Krieges in der Ukraine, Nachbarstaaten, z.B. Polen, Litauen oder Lettland angreifen würde. In der Wochenzeitung „Der Freitag“ schrieb vor zwei Wochen der Journalist Gerhard Mangott: „Revanchistische Ambitionen sind das eine, militärische Fähigkeiten das andere. Angesichts der entzauberten konzeptionellen Schlagkraft der Armee Russlands in der Ukraine sind dessen Streitkräfte mindestens ein Jahrzehnt lang nicht in der Lage, gegen Nato – Terrain vorzugehen.“ und weiter: „Militärexperten werden einerseits nicht müde davon zu reden, dass bestens ausgebildete russische Verbände in diesem Krieg längst aufgerieben wurden; – übrig sei deutlich weniger oder schlecht ausgebildetes Personal. Gleichzeitig sprechen die gleichen Experten jedoch davon, dass Russland die NATO angreifen könne, wobei diesem Szenario eine deutliche Wahrscheinlichkeit zuerkannt wird. Aber ist tatsächlich davon auszugehen, dass Russland mit „armseligen und schlecht ausgebildeten Truppen“, wie es zuweilen heißt, in Polen einmarschiert? Beide Befunde sind nicht synchronisierbar, worunter ihre Glaubwürdigkeit leidet.“ – Soweit Gerhard Mangott. Auffallend an den Argumenten der Befürworter der ungebremsten Aufrüstung ist, dass die von Mangold angeführte Schwäche der russischen Streitkräfte niemals eine Rolle, und nur die Gefahr eines russischen Angriffs eine Rolle spielt.

Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) fordert den sofortigen Abbruch des Monster-Manövers mit folgenden Argumenten: „Es braucht Verhandlungen zwischen allen Konfliktparteien statt Militärmanöver.“   ( … ) „Drohgebärden mit hohem Eskalationspotential müssen verhindert werden.“ Die DFG-VK kritisiert außerdem die enormen Kosten, die das Manöver verursacht: „Während sich zunehmende Armut breit macht, uns die Klimakatastrophe bedroht, ( .. ) verbrennt das Militär Millionen von Euro und schädigt dabei auch noch massiv die Umwelt. – Wir fordern ein Ende des Säbelrasselns, sowie der Aufrüstungspolitik und massive Investitionen in zivile Sicherheit.“

Am Dienstag dieser Woche war in den Schorndorfer Nachrichten ein Interview unter der Überschrift: „Wir brauchen eine Armee, die kriegstüchtig ist“ mit dem beliebtesten Minister der Ampelkoalition, Verteidigungsminister Pistorius, abgedruckt. Darin sieht er die Hauptbedrohung für Deutschland und Europa in der aggressiven Politik des Kreml. Und so fordert er weitere Milliarden für die Bundeswehr und Rüstungsindustrie, indem er die Notwendigkeit für ein zweites milliardenschweres Sondervermögen in Erwägung zieht. Anscheinend ist für Diplomatie in den Überlegungen von Pistorius kein Platz. In dem Interview betont er mehrfach, dass die Ukraine den Krieg unbedingt gewinnen, und wir sie so weit wie möglich dabei unterstützen müssen. Und unter Sicherheit, „die die Grundlage für alles andere ist“, so Pistorius, versteht der Minister ausschließlich militärische Stärke.

Vor vielen Jahren, Ende der 80-ger Jahre, forderte der letzte Generalsekretär der KPdSU, Gorbatschow den „Bau des gemeinsamen Hauses Europa“, und Wladimir Putins Rede im Deutschen Bundestag, ein paar Jahre später, enthielt den gleichen Wortlaut. Leider ist von bundesrepublikanischer Seite niemals ernsthaft darauf eingegangen worden. Stattdessen wurde das Engagement in der Nato verstärkt und auf militärische Stärke als Friedenssicherung, anstatt auf Diplomatie gesetzt. Hätten unsere vormaligen Regierungen die ausgestreckten Hände von Gorbatschow und Putin ergriffen, wäre es vielleicht nicht zu dem die ganze Welt bedrohenden Krieg in der Ukraine gekommen.

Die an vielen Orten in Deutschland stattfindenden Demonstrationen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus sind eigentlich ein ermutigendes Zeichen dafür, dass viele Menschen die Gefährdung unseres demokratischen Staates erkannt haben und gegen diese auf die Straße gehen. Eine große Gefahr stellen nach meiner Auffassung auch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Ostern dar, die durch Waffenlieferungen Deutschlands an jeweils eine der Konfliktparteien weiterhin befeuert werden und sich zu einem großen Krieg entwickeln können. Nach einem solchen bliebe von Westeuropa nur noch verbrannte Erde übrig. Ich wünsche mir sehr, dass auch diese Gefahr erkannt wird und viele Menschen dagegen auf die Straße gehen.

Doris:

Wir werden jetzt wieder 5 Minuten schweigen. Wir denken an die Opfer der Kriege in der Ukraine, in Israel und im Gazastreifen, und an die Opfer der Kriege in anderen Ländern, die oft vergessen werden. An die Menschen, die im Krieg verletzt wurden an Leib und Seele. An alle, die ihr Leben verloren haben, seien es Soldaten oder Zivilisten. An alle, die ihre Heimat verlassen mussten und auf der Flucht sind. An die geschundene Natur, an die zerstörte Kultur. An alle, die sich gegen den Krieg einsetzen. Mögen die Politiker auf allen Seiten endlich zur Vernunft kommen und eine weitere Eskalation verhindern.

Doris:

Ich lese ein Gedicht von Erich Kästner aus dem Jahr 1950.
Schneidet das Korn, und hütet die Herde,
indes der Planet um die Sonne rollt!
Keltert den Wein, und striegelt die Pferde!
Schön sein, schön sein könnte die Erde,
wenn ihr nur wolltet, wenn ihr nur wollt!

Reicht euch die Hände, seid eine Gemeinde!
Frieden, Frieden hieße der Sieg.
Glaubt nicht, ihr hättet Millionen Feinde.
Euer einziger Feind heißt – Krieg!

Frieden, Frieden, helft, dass er werde!
Tut, was euch freut, und nicht das, was ihr sollt.
Schneidet das Korn, und hütet die Herde!
Keltert den Wein, und striegelt die Pferde!
Schön sein, schön sein könnte die Erde,
wenn ihr nur wolltet, wenn ihr nur wollt!

Doris:

 Bevor wir unsere heutige Mahnwache beenden, möchte ich noch auf 2 Termine hinweisen:

  • Ohne Rüstung Leben ruft gemeinsam mit vielen weiteren Organisationen aus dem Bündnis „Stoppt das Töten in der Ukraine“ für den zweiten Jahrestag des Krieges am Samstag, den 24. Februar 2024 zu Kundgebungen auf. Es sind z.B. in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln und Stuttgart Aktionen für den Frieden geplant. In Stuttgart beginnt die Kundgebung um 12.00 Uhr auf dem Schlossplatz. Sprechen werden u.a. Jürgen Grässlin (Bundessprecher der DFG-VK) und Jörg Schmid (IPPNW).
  • Am Dienstag, den 27. Februar veranstaltet die Manufaktur gemeinsam mit der Friedensinitiative Schorndorf, dem Weltladen El Mundo und dem Ökumenischen Friedensgespräch einen Vortragsabend mit Jürgen Wagner von der Informationsstelle Militarisierung. Thema: „Im Rüstungswahn. Deutschlands Zeitenwende: Aufrüstung, Militarisierung und Sozialabbau“. Hier bei uns gibt es noch Einladungszettel.
  • Unsere nächste Mahnwache ist heute in einer Woche, am Freitag, den 16.02., wieder hier vor dem Rathaus.
  • Jetzt ist noch Zeit zum Austausch untereinander.

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