Mahnwache vom 11.04.2025

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Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Es folgen die Beiträge dieser Mahnwache zum Nachlesen:

 Doris:

Guten Abend. Ich begrüße Sie und euch zu unserer Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden. Vielen Dank allen, die heute gekommen sind.

In einer Zeit, in der das Wort „Krieg“ in allen Variationen immer häufiger in den Medien erscheint, fragt man sich, was Worte bewirken können, was eine bestimmte Sprache in uns auslöst. Eine Teilnehmerin der Mahnwache hat mir einen interessanten Text zugeschickt, in dem es um unsere eigene Sprache geht, die ja oft auch militärische Metaphern enthält. Z.B. „im Eifer des Gefechts“, „die Flinte ins Korn werfen“, „die Stellung halten“ oder „mit jemandem auf Kriegsfuß stehen“, usw. Es ist gut, wenn wir auch bei uns selbst genau hinschauen. Hier kann der Text nachgelesen werden: Wenn wir im Gespräch bleiben wollen, müssen wir sprachlich abrüsten.

Ich glaube, wir erleben zur Zeit massiv, wie wir durch Worte manipuliert werden. Längst scheinen Begriffe wie „Schlachtfeld“, „heldenhaft“ usw. wieder ganz normal. Ganz zu schweigen von dem neu geschöpften Begriff „kriegstüchtig“, der eigentlich den Titel „schlimmstes Unwort des Jahres“ bekommen sollte.

Ich beobachte auch, dass in den Medien in sehr unterschiedlicher Sprache über die Opfer eines Krieges berichtet wird. Im Ukraine-Krieg wird durch die Art der Berichterstattung stets Mitgefühl mit den Opfern und gleichzeitig Zorn auf die Angreifer vermittelt. Dagegen spricht ja auch nichts. Aber im Gaza-Krieg wird schon wesentlich weniger empathisch über die Opfer berichtet. Und die Opfer der Kriege in Afrika tauchen meist nur als eine Zahl auf. Nein, in jedem Krieg ist jedes Todesopfer gleichermaßen zu viel!

Besonders erschütternd finde ich die Zeitungsüberschriften der letzten Woche:

  • „Strobl stimmt Land auf den Ernstfall ein“
  • „Das Bundesinnenministerium ist dafür, junge Menschen in Schulen auf Krisen und den möglichen Kriegsfall vorzubereiten.“
  • „Russland sieht sich im Krieg mit uns“

Ich spüre, wie schon beim Lesen dieser Überschriften Angst sich in mir ausbreitet. Und ich denke: das ist gewollt. Sie wollen, dass wir Menschen ja sagen zur grenzenlosen Aufrüstung und bereit sind, dafür Opfer zu bringen. Dass junge Menschen wieder Soldat werden wollen. Dass andere Meinungen immer mehr verstummen. Es scheint, als wolle man den Krieg herbeireden. Man könnte doch auch den Frieden herbeireden, indem man auf den Feind zugeht, mit ihm spricht, verhandelt, Verträge aushandelt. Alles tut, um einen Krieg zu verhindern. Doch das versuchen unsere Politiker leider nicht.

Gut, dass sich viele andere nicht einschüchtern und nicht zum Schweigen bringen lassen. Zum Beispiel hat Alexander Neu in den „NachDenkSeiten“ einen sehr guten Beitrag dazu geschrieben, den mir ein Teilnehmer der Mahnwache geschickt hat. Er beschreibt, wie bestimmte Menschen von einer Talkshow in die andere gereicht und der deutschen Öffentlichkeit als die ultimativen „Experten“ für Sicherheitspolitik verkauft werden. Sie erheben alle die Forderung nach einer massiven Aufrüstung Europas angesichts eines demnächst bevorstehenden russischen Überfalls auf die NATO. Andersdenkende sind in den Talkshows meist nicht eingeladen. So wird die öffentliche Meinung gezielt manipuliert, und eine sogenannte „Schweigespirale“ entsteht.

Unter dem Begriff „Schweigespirale“ versteht er folgendes:  Die Mehrheit der Bevölkerung ist eigentlich anderer Meinung als die Politiker und die Medien. Sie wird aber durch Beschimpfungen wie „Putin-Versteher“ usw. und durch den Vorwurf der Naivität eingeschüchtert und zum Schweigen gebracht. Die Minderheit vertritt ihre Position sehr aktiv und lautstark. Dadurch entsteht der Eindruck, als sei sie stärker als die Mehrheit, und sie setzt sich in der Öffentlichkeit durch. Es entsteht ein verzerrtes Bild. Und damit ist der Zweck erfüllt: Es gibt nur noch eine Wahrheit, die angeblich richtige Wahrheit. Und selbstverständlich gibt es auch keine Faktenchecker, die sich diesen sehr auffälligen und leicht zu widerlegenden Unwahrheiten annehmen.

Es gibt jedoch Menschen, die aus dieser Schweigespirale ausbrechen. Am 30. März veröffentlichten z.B. 15 wissenschaftliche Experten, die im Bereich der außen- und sicherheitspolitischen Forschung Rang und Namen haben, eine Stellungnahme mit dem Titel „Rationale Sicherheitspolitik statt Alarmismus“. Es sind dies wohlgemerkt keine Pazifisten, aber gerade deshalb ist ihre Stellungnahme von Bedeutung. Ich zitiere nun daraus:

„Die derzeitige sicherheitspolitische Debatte in Deutschland hat Maß und Mitte verlassen. Eine verteidigungsfähige Bundeswehr und eine Verbesserung der sicherheitspolitischen Handlungsfähigkeit Europas sind unstrittig notwendig. Dazu gehören sinnvolle Investitionen in eine defensive Ausstattung der Streitkräfte, die abschrecken, aber nicht weiter das Sicherheitsdilemma verschärfen, sowie eine möglichst einheitliche europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik.

Doch der derzeit verbreitete Alarmismus in Teilen der Politik und der Medien ist nicht plausibel und basiert auf keiner seriösen Bedrohungsanalyse. Einige sicherheitspolitischen Experten reden sich geradezu in einen Rausch, sekundiert von nicht nachvollziehbaren Geheimdienst-Einschätzungen über die aggressiven Pläne Moskaus gegen den Westen. Ohne Zweifel ist Russland eine Bedrohung für die europäische Sicherheit… Ein nüchterner Blick auf die ökonomischen und militärischen Kapazitäten wie auch die (realisierbaren) Intentionen Russlands ergibt jedoch, dass wenig dafürspricht, dass Russland sich mit der Nato militärisch anlegen und deren Territorium angreifen könnte oder nur wollte.

Ein Russland, das große Schwierigkeiten hat, seine Ziele in der Ukraine zu erreichen, ist eine beherrschbare militärische Bedrohung. Zudem ist die Nato heute und auf absehbare Zeit in praktisch allen militärischen Belangen ungleich stärker als Russland. Dies gilt selbst dann, wenn man nur die Ausgaben bzw. die Ausstattung der europäischen Staaten inklusive Großbritannien addiert (also ohne die USA)…

Die derzeitig verbreitete Panikstimmung, begleitet von einer gigantischen Verschuldung für Aufrüstung, löst aber Europas Sicherheitsprobleme nicht. Wichtiger wäre, den Krieg in der Ukraine mit Hilfe kluger politischer Kompromisse über Verhandlungen zu beenden und danach auf der Basis vorhandener Stärke eine Stabilisierung der europäischen Sicherheitsarchitektur anzustreben, in der nicht nur Aufrüstung und Kriegsvorbereitung, sondern auch die zweite Säule der Sicherheitspolitik – Rüstungskontrolle, vertrauensbildende Maßnahmen und Diplomatie – wieder eine zentrale Rolle spielen. Die Zeit dafür drängt – Alarmismus und Panik führen in eine gefährliche Sackgasse“.

Der Text von Alexander Neu und der Stellungnahme der Wissenschaftler kann hier nachgelesen werden: https://www.nachdenkseiten.de/?p=131289.

Ich bin froh, dass die Kriegspropaganda auch in der Fachwelt kritisiert wird und Widerstand erfährt. Ein lautes Nein aus der Gesellschaft wird hoffentlich bei den bevorstehenden Ostermärschen zu hören sein. In diesem Jahr sind die Ostermärsche ganz besonders wichtig. Hoffen wir auf viele Teilnehmer. Der Stuttgarter Ostermarsch beginnt am Samstag, den 19. April um 12.00 Uhr auf dem Schlossplatz.  Wer aus Schorndorf gemeinsam nach Stuttgart fahren möchte, trifft sich um 10.50 Uhr am Bahnhof für die Fahrt mit der S-Bahn um 11.03 Uhr. Möge der Ostermarsch ein deutlich sichtbares und hörbares Zeichen gegen den Krieg setzen!

Uwe:

Wir laden Sie, wir laden euch nun wieder dazu ein, 5 Minuten mit uns zu schweigen.

Wir gedenken dabei all der Menschen, die durch bewaffnete Konflikte ihr Leben verloren haben oder verletzt wurden, auch an die Soldatinnen und Soldaten. Und all jener, die vor Gewalt oder klimabedingt fliehen müssen und sich auf der Flucht befinden. Wir gedenken der von den Menschen ausgebeuteten Natur und der durch uns Menschen verursachten Katastrophen.

Und wir gedenken derer, die sich weltweit aktiv für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlage und gegen Krieg und Gewalt einsetzen.

Uwe:

Hans Dieter Hüsch

Eine Friedensphantasie
Wenn die Krieger kommen
Lock sie auf das Dach der Taube
Lock sie in`s Nest der Schwalbe
Lock sie in die Höhle des Löwen
Lock sie in den Wald der Rehe
Geh ihnen entgegen
Mit offenen Händen
voll Brot und Salz
Obst und Wein
Dass sie sich verlaufen
im Knüppelholz
deiner Tugenden
dass sie sich verirren
im Labyrinth
deiner Freundlichkeiten
mach sie staunen
beschäme ihre Generäle
und Präsidenten
lass ihre Handlanger
ins Leere laufen
sei eine Tiefebene
voll Höflichkeit
Dein Gewehr sei die Klugheit
deine Kraft sei die Geduld
deine Geschichte sei die Liebe
dein Sieg sei dein Schweigen
so dass sich die Landpfleger
sehr verwundern

Bevor wir unsere heutige Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden beenden, nun noch ein paar Hinweise auf Aktionen und Veranstaltungen:

  • Am kommenden Montag, 14.April um 18 h wird von der Friedenskooperative ein online – Seminar mit dem Thema: „Zeitenwende 25 – Kanonen statt Butter“ angeboten. Wer an einer Teilnahme interessiert ist, kann sich hier anmelden: https://www.friedenskooperative.de/termine/online-zeitenwende-2025-kanonen-statt-butter.
  • Am Dienstag, 15.April um 19h referiert und diskutiert im Haus der kath. Kirche in Stuttgart Königstraße 7, Frau Dr. Muriel Asseburg zum Thema: „Nach der Waffenruhe in GAZA. Aussichten für eine Konfliktlösung in Nahost“.
  • Do, 17. April 17h bis 18.30h Rotebühlplatz Stuttgart, „Mahnwache für den Frieden“
  • Nun noch eine Angelegenheit in eigener Sache: Unser Mitstreiter Detlef Beune hat bisher unsere Website betreut. Auf dieser Website hat Detlef die bei unseren Mahnwachen verwendeten Texte eingestellt, so dass sowohl die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Mahnwachen als auch interessierte Menschen diese nachlesen konnten. Detlef ist nach eigener Aussage mit der Versorgung und Pflege seines alten Vaters sehr in Anspruch genommen, so dass er keine Zeit mehr für die Website hat. Wir sind der Ansicht, dass diese Website ein wichtiges Medium ist, mit dem unsere Arbeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Frage: Kann jemand aus dieser Runde die Arbeit von Detlef übernehmen, oder kennt jemanden, der / die das machen könnte?
  • Am nächsten Freitag, dem Karfreitag, findet keine Mahnwache statt. Doris und ich haben überlegt, ob wir an dem Freitag nach Ostern, also am 25. April eine Mahnwache veranstalten. Deshalb nun unsere Frage: Wer von euch würde an besagtem Freitag zur Mahnwache kommen? Unsere nächste Mahnwache findet also am Freitag, den 25.04. statt.
  • und nun die letzte Information: Falls jemand am Samstag, 18.April mit zum Ostermarsch nach Ellwangen fahren möchte: Bitte um 8.30h am Bahnhof Schorndorf sein, damit wir ein entsprechendes Ticket kaufen können. – Zugabfahrt ist um 8.44h.

 

Damit ist unsere heutige Mahnwache beendet, vielen Dank für`s Kommen, ein schönes Wochenende und frohe Ostern.

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