Mahnwache vom 23.12.2022

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Uwe:

Guten Abend. – Ich begrüße Sie im Namen der Friedensinitiative Schorndorf zu unserer 35.,
und zugleich letzten Mahnwache gegen den Krieg in diesem Jahr. Morgen ist der 24.
Dezember und damit der Beginn des Weihnachtsfestes. Laut der Weihnachtsbotschaft soll,
wenigstens zu Weihnachten „Friede auf Erden“ sein. – Ich reflektiere alljährlich um diese Zeit,
wie es weltweit mit der Umsetzung dieser frohen Kunde bestellt ist. Leider ist die Bilanz auch
in diesem Jahr wieder einmal sehr ernüchternd, düster und enttäuschend: Am Mittwoch
dieser Woche war in unserer Lokalzeitung zu lesen, dass ein Flüchtlingsboot mit 200
Menschen der Ethnie Rohyngia, darunter auch Kinder an Bord, ohne Nahrung und
Trinkwasser hilflos seit mehreren Wochen auf dem Indischen Ozean treibt. In Deutschland
mussten die Eltern kranker Kinder sich auf eine Odysee begeben, um ein aufnehmendes
Krankenhaus zu finden. Die weiterhin vorhandenen weltweiten Krisen und Kriege lassen
schwerlich eine weihnachtliche Stimmung aufkommen. In der Ukraine sterben weiterhin
Menschen durch Angriffe russischer Raketen auf zivile Ziele, und an der Front Soldaten;-
ukrainische und russische. – Der ukrainische Präsident Selensky ist zu seinem amerikanischen
Amtskollegen Biden gereist, um diesen, sowie den Kongress und Senat, um weitere
militärische Unterstürzung zu bitten. Nirgendwo war zu lesen oder zu hören, ob bei dieser
Visite auch über Verhandlungen oder eine Beendigung des Krieges gesprochen wurde, was
angesichts des bevorstehenden Weihnachtsfestes angestanden hätte.


Wenn es nicht für uns Steuerzahler so horrend kostspielig wäre, könnten wir über die
Realsatire bezüglich des „Wegwerfpanzers“ Puma lachen; „ex and hopp“ – nach einem
Schuss ist Schluss!

Überaus traurig ist, dass der Haushaltsausschuss des deutschen Bundestages für das
kommende Jahr Mittelkürzungen für das Entwicklungshilfeministerium und die humanitäre
Hilfe beschlossen hat. Andererseits wurden 100 Milliarden Euro für die militärische
Aufrüstung bereitgestellt.

Ich habe vor einigen Tagen versucht, die Ereignisse und Begebenheiten des vergangenen
Jahres in einem Gedicht zusammen zu fassen, welches wir, in modifizierter Form, als
Weihnachtsbrief an Freunde und Bekannte gesendet haben. Ich habe dabei die Form des
Reimes gewählt.

Weihnachten 2022
Die Lock down-Zeiten sind vorbei
wir genießen Alltagseinerlei
Weihnachten ist in aller Munde
doch nicht überall die frohe Kunde,
von dem Erlöser der geboren,
ohne ihn wär`n wir verloren.
Kriege und Not an vielen Orten,
mehr im Süden als im Norden,
auch im nah`n und fernen Osten
tun Krieg und Not viel Leben kosten.
Statt „Friede auf Erden“
Elend und Pein,
wird es denn niemals anders sein?
Doch auch in unserm reichen Land
sind Armut und Not nicht unbekannt.
Die Schere arm und reich klafft auseinander,
und schwierig wird das Miteinander.
Während manche sich im Wohlstand baden,
müssen viele geh`n zum Tafelladen.
Inzwischen ist auch hierzuland
das Klima außer Rand und Band.
Obwohl es allerhöchste Zeit
sind wir leider nicht bereit,
vom Wirtschaftswachstum abzulassen,
ja es ist leider nicht zu fassen,
mit „weiter so“ wird es nicht geh ́n,
soll diese Erde fortbesteh ́n.
Gas und Öl aus Russland sind keine Option,
aus Fracking gewonnenes aus USA schon.
Auch Gas aus Katar ist nicht verpönt,
die Bilanz des Scheichtums wird mit dem Import geschönt.
Die „Zeitenwende“ richtig gedeutet
heißt;- die Natur wird nicht weiter ausgebeutet
Wei Energie aus Sonne und des Windes Kraft
uns eine sichere bessere Zukunft schafft.
Die uralte Botschaft vom Frieden auf Erden,
was ist zu tun, dass sie endlich kann umgesetzt werden?
Mit Exportieren und Einsatz von immer mehr Waffen,
können wir sicher nicht Frieden schaffen.
So müssen wir auch weiterhin dafür streiten,
um mit Verhandlungen Kriege vermeiden.

Wir möchten Sie jetzt wieder dazu einladen, 5 Minuten mit uns zu schweigen. – Wir denken
dabei alle Menschen, die aus klimatologischen Gründen, oder wegen Kriegshandlungen oder
auch wegen rassistisch Verfolgung ihre Heimat verlassen und sich auf die Flucht in eine
ungewisse Zukunft begeben und vielleicht in diesen Stunden irgendwo auf den Meeren
dieser Welt, in Hochsee untüchtigen Booten dümpeln. Wir denken an die Menschen, die
gegen Unterdrückung und für ihre Menschenrechte, unter Lebensgefahr demonstrieren. An
alle Menschen und auch Tiere, die unter Kriegen zu leiden haben und an die geschundene
Natur und zerstörte Kulturen.

Doris:
Ich lese ein Zitat von Alexander Kluge, Schriftsteller und Regisseur:

Niemand beherrscht einen Krieg.
Es gibt nicht einen einzigen Wert in der Welt,
sei er materiell oder ideell,
der Krieg rechtfertigt.
Sieger ist nicht, wer die Schlachten gewinnt.
Sieger ist, wer einen Frieden herstellt.

Doris:
Ich möchte noch folgendes ansagen, bevor wir unsere Mahnwache beenden. Wir fragen uns
ja so oft: wo sind die Kräfte, die sich für den Frieden einsetzen? Ich will 3 Beispiele nennen:

  • Mitte Dezember schickten 20 deutsche Nichtregierungsorganisationen einen
    gemeinsamen Brief an die Bundesregierung. Sie fordern darin ein Umdenken in der
    Atomwaffenpolitik Deutschlands. Wie gut, dass die Friedensorganisationen in ihrem
    Engagemant nicht nachlassen.
  • Letzte Woche schickte das ökümenische Friedensgespräch der Stadtkirche Schorndorf
    einen „Aufruf für Gerechten Frieden“ an alle Pfarrerinnen und Pfarrer der
    württembergischen Landeskirche sowie an die Landessynode und den evangelischen
    Pressedienst. Möge dieser Aufruf Wirkung zeigen.
  • Jede und jeder von uns kann sich beteiligen an Postkarten- und Briefaktionen. Es gibt
    hier bei uns noch Postkarten „Raus aus dem nuklearen Wahnsinn!“ an Bundeskanzler
    Scholz und an Außenministerin Baerbock sowie Briefe an die Verteidigungsministerin
    Christine Lambrecht gegen den Kauf neuer Atombomber.
  • Unsere nächste Mahnwache findet erst im neuen Jahr statt, und zwar am Freitag, 13.01.23 um
    18.00 Uhr, wieder auf dem Mittleren Marktplatz.
  • Jetzt ist noch Zeit zum Austausch untereinander. Wir wünschen Ihnen und euch gesegnete
    Weihnachten. Das neue Jahr möge uns und der Welt Frieden bringen.

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