Mahnwache vom 30.05.2025

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Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Uwe:

Guten Abend. Ich begrüße Sie, ich begrüße euch, zu unserer heutigen Mahnwache gegen den Krieg und für den Frieden.

Zu Beginn dieser Woche kritisierte Bundeskanzler Merz, nach meinen Informationen, zum ersten Mal deutlich das Vorgehen der israelischen Terrorarmee in Gaza. Was ich in seiner diesbezüglichen Erklärung nicht verstanden habe, war die Aussage, dass er, Merz, nicht verstehen würde,  welche Strategie hinter dem Vorgehen  der Israelis stehen würde. Soviel mir bekannt ist, hat die rechtsradikale Regierung unter Ministerpräsident Netanjahu die klare Absicht, das Gaza Gebiet dauerhaft zu besetzen, und den Plan von US-Präsident Trump, nach dem die palästinensische Bevölkerung insgesamt aus Gaza vertrieben werden soll, umzusetzen.

Passend hierzu war in der Wochenzeitung „Der Freitag“ vom 22.Mai ein Artikel der Journalistin Sabine Kebir zu lesen, den ich nun vorlesen werde. Überschrieben war der Artikel mit: „Verhungernde Kinder in Gaza sind des Furchtbaren zu viel“. Ich zitiere nun Sabine Kebir:

„Die israelische Armee hat ihre Angriffe auf Gaza noch einmal intensiviert. Ein Fünftel der Bevölkerung, besonders Kinder, ist akut vom Hungertod bedroht. Wenn jetzt westliche Regierungen weiter tatenlos zusehen und nichts dagegen unternehmen, schwindet ihre Glaubwürdigkeit mehr, als ihnen lieb sein kann. So haben Emanuel Macron, Keir Stamer und Kanadas Premier Mark Carney gemeinsam die Netanjahu – Regierung aufgerufen, sich bei ihrem Gaza – Feldzug zu mäßigen. Sie sprechen von ungeheuerlichem Vorgehen, verlangen das sofortige Ende einer völlig unverhältnismäßigen Eskalation und drohen mit konkreten Maßnahmen. London setzt Freihandelsgespräche mit Israel aus . Zugleich ist eine Mehrheit der EU- Außenminister der Meinung, das Assoziierungsabkommen der Europäischen Union mit Israel gehöre überprüft und notfalls ausgesetzt.

Dass Deutschland, wie zu erwarten, dagegen votiert, überrascht nicht weiter, wenn ein deutsches Staatsoberhaupt nach Israel reist, während die Gastgeber mit einer Gaza – Offensive beginnen, die nicht nur im Geruch einer ethnischen Flurbereinigung steht, sondern genau das ist. Frankreich, Großbritannien und Kanada wollen nun vollziehen, was überfällig ist, und in Kürze einen palästinensischen Staat anerkennen, um dadurch eine Zwei – Staaten – Lösung zu fördern. Dies dürfte der von Präsident Macron und dem saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman für den 18. Juni in New York geplanten Initiative mehr Schlagkraft verleihen. Sie wollen 50 UN – Mitgliedsstaaten, die Palästina bisher nicht anerkannt haben, auffordern, dies nachzuholen, um den arabischen Wiederaufbauplan für Gaza zu unterstützen.

Wie die rechtsradikale israelische Führung auf die gebündelten Maßnahmen von Staaten reagiert, die einer brachialen Kriegsführung bisher eher sekundiert haben, lässt darauf schließen: Sie fühlt sich getroffen. Frankreich, England und Kanada werden prompt beschuldigt, die Hamas zu ermutigen, ihren Terrorismus fortzusetzen. Und sie werden mit dem Bescheid versehen, dass man Gaza völlig unter israelische Kontrolle bringen wolle. Deshalb könne der Krieg dort dauern. Notfalls noch ein Jahr und länger. In dieser Zeit gedenke man, den Palästinensern nur minimale Hilfe zu gewähren.“

Gestern Abend wurde in den Tagesthemen berichtet, dass die israelische Regierung den Bau von Siedlungen in den besetzten Gebieten forcieren möchte, um damit einen palästinensischen Staat zu verhindern.

Bislang haben 147 von insgesamt 193 Mitgliedsstaaten der UN den Staat Palästina anerkannt;  das entspricht immerhin 76%. Viele Staaten der EU haben diesen Schritt bisher nicht vollzogen.

Ich persönlich fände es gut, wenn die Regierungen Frankreichs, Großbritannien, und Kanadas ihre Drohungen wahr machen würden und einen palästinensischen Staat anerkennen würden. Ebenso denke ich, dass es auch für Deutschland an der Zeit  wäre, diesen Schritt zu gehen. Dies würde wahrscheinlich am ehesten dazu führen, dass die israelische Regierung von ihrer aggressiven Haltung gegenüber der palästinensischen Zivilbevölkerung Abstand nimmt.

Doris:

Wir werden jetzt  wieder 5 Minuten schweigen. Wir denken an die Opfer der Kriege in der Ukraine, im Nahen Osten, und an die Opfer der Kriege in anderen Ländern, die oft vergessen werden. An die Menschen, die im Krieg  verletzt wurden an Leib und Seele. An alle, die ihr Leben verloren haben, seien es Soldaten oder Zivilisten. An alle, die ihre Heimat verlassen mussten und auf der Flucht sind. An die geschundene Natur, an die zerstörte Kultur. An alle, die sich gegen den Krieg einsetzen. Mögen die Politiker auf allen Seiten endlich zur Vernunft kommen und eine weitere Eskalation verhindern.

Doris:

Ich lese aus dem Buch „Grundrechte“ von Ulrich Schaffer:

Du hast das Recht, aufzubegehren gegen die Verbreitung des Todes im Namen des Friedens.
Du hast das Recht, dich zu wehren gegen den Wahnsinn der Rüstung
und gegen die Theorien, die den Krieg zu einer Notwendigkeit erklären.
Du hast das Recht, dich zu wehren gegen das Rechnen mit Menschenleben,
ob Soldaten oder Zivilisten, denn hinter jedem Namen
steht ein schlagendes Herz mit Wünschen und Träumen.
Du hast das Recht, gegen die Finanzierung der Maschinerie des Todes aufzubegehren,
weil sie mit den Pfennigen, Cents und Kopeken,
mit dem Geld der Armen der ganzen Welt bezahlt wird.
Du hast das Recht, dich entschieden auf die Seite des Lebens zu stellen,
deine ganze Energie einzusetzen, um diesen Planeten zu retten.

Doris:

Ich möchte noch folgendes ansagen, bevor wir unsere Mahnwache beenden:

  • Das Bündnis „Nie wieder Krieg“ ruft am 14. Juni zu einer Protestkundgebung in Berlin auf. Thema: „Stoppt den Völkermord, das Aushungern und die Vertreibung der Palästinenser! Das Recht auf Leben ist unteilbar!“. Auch wenn wir nicht in Berlin sind, ist es doch wichtig, dass wir in Gedanken dabei sind.
  • Die Friedensorganisation Pax Christi und die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft haben auf der Internetplattform openPetition eine Petition gestartet. Titel: „Den palästinensischen Staat anerkennen – das palästinensische Selbstbestimmungsrecht respektieren“. Hier der Link zur Petition: https://www.openpetition.de/petition/online/den-staat-palaestina-anerkennen
    Man kann aber auch gerne hier bei uns die Petition auf Papier unterschreiben.
  • Am kommenden Montag, den 02. Juni trifft sich wieder die Ökumenische Friedensgruppe der Stadtkirchengemeinde Schorndorf um 18.00 Uhr im Martin-Luther-Haus. Herzliche Einladung an alle.
  • Von 9. – 13. Juni findet ab Esslingen bis Heidenheim ein „Pilgerweg des Friedens“ statt. Am Pfingstmontag, 09.06.2025, wird er bei uns in Schorndorf Station machen. Um 18 Uhr gibt es im Martin-Luther-Haus eine Friedensandacht. Es ist auch möglich, Teile des Weges mit zu pilgern. Organisiert wird der Pilgerweg von Roland Blach, Friedenswerkstatt Mutlangen und Pfarrer Bührer aus Esslingen.

Unsere nächste Mahnwache findet am kommenden Freitag, den 06. Juni um 18.00 Uhr wieder auf dem Marktplatz statt.

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