Mahnwache vom 17.03.2023

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Bild von Annette Meyer auf Pixabay.
Im folgenden die Redebeiträge dieser Mahnwache zum Nachlesen.

Detlef:

Herzlich willkommen zu unserer mittlerweile 45. Mahnwache gegen den Krieg seit Beginn des Krieges in der Ukraine. Das ist schon etwas Besonderes, dass Sie immer noch kommen. Das zeigt mir, dass Sie alle wollen, dass dieser Krieg und auch alle anderen Kriege auf dieser Welt endlich ein Ende nehmen sollen, dass alle Menschen auf diesem Planeten endlich ein menschenwürdiges Leben führen können. Jeder Krieg, der heute auf unserer Welt geführt wird, ist unmenschlich.

Was mir persönlich Mut macht: Das Manifest für Frieden, das von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht ins Leben gerufen wurde, wächst immer weiter (wenn auch nicht so schnell wie am Anfang). Mittlerweile haben mehr als 753.000 Menschen diesen Aufruf unterzeichnet. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis das mehr als 1 Million Menschen sein werden.

Unseren Mainstream-Medien war scheinbar schnell klar, dass sie gegen die Forderungen und Argumente dieses Aufrufes kaum glaubhafte Argumente hervorbringen konnten. In diesem Aufruf wird der Krieg von Russland gegen die Ukraine eindeutig verurteil. Allerdings wird dort gefordert: Es muss zu einem schnellstmöglichen Waffenstillstand kommen, es müssen schnellstmöglich Friedensverhandlungen stattfinden, wie das auch auf der letzten Uno-Vollversammlung gefordert wurde. Die Lieferung von immer mehr Waffen an die Ukraine muss gestoppt werden, damit das Blutvergießen endlich ein Ende findet. Die weitere Eskalation dieses Krieges bis hin zu einem möglicherweise atomar geführten Dritten Weltkrieg muss schnellstmöglich gestoppt werden.

Es zeigte sich nämlich, dass ein großer Anteil der Bevölkerung in Deutschland diese Forderungen auch unterstützt. Also wurde zu einer weiteren „Schachzug“ gegriffen. Der Aufruf und auch die Kundgebung in Berlin vom 25.02.2023 sei nach rechts offen und deshalb abzulehnen. Die Veranstalterinnen gaben sich alle Mühe, dem entgegenzuwirken. So wurde es untersagt, dort Nationalflaggen oder Flaggen von irgendwelchen Parteien (etwa der AfD) zu tragen. Das wurde auch weitestgehend eingehalten. Nur diejenigen, die ernsthaft am Frieden interessiert sind, sollten kommen. Menschen, die dort mit demonstrierten, sagten einhellig, dass diese Kundgebung mit der Unterstützung von Rechtradikalen nichts zu tun hatte.

Richtig ist allerding, dass auch führende AfD-Mitglieder mit zu dieser Kundgebung aufriefen. In diesem Zusammenhang stellt sich mir allerdings eine Frage: Darf die Friedensbewegung nur dann zu Kundgebungen oder Demonstrationen mit sinnvollen Forderungen aufrufen, wenn die AfD diese ablehnen? Damit würde sich die Friedensbewegung letztlich von der AfD abhängig machen, das kann doch kein Mensch ernsthaft wollen. Außerdem sollten sich all diese „Kritiker“ einmal die Liste der ErstunterzeichnerInnen des Manifests für Frieden anschauen. Ein sehr heterogenes Feld von Menschen mit vielen unterschiedlichen Meinungen, aber von Rechtsradikalen oder AfD-AnhängerInnen ist dort definitiv niemand dabei (hier nachlesen und unterschreiben).

Wie verlogen die Kritik der „Rechtsoffenheit“ an diesem Manifest in Wirklichkeit ist, hat Oskar Lafontaine in einem Beitrag auf den NachDenkSeiten deutlich gemacht, Zitat:

Jetzt kritisierte der ukrainische Außenminister Kuleba die von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht initiierte Friedenskundgebung am Brandenburger Tor. Die Teilnehmer sollten schreiben, was sie nach seiner Ansicht wirklich meinten: „Lasst die Russen Ukrainer töten, foltern und vergewaltigen.“

Durch diesen Vorwurf disqualifiziert sich der ukrainische Außenminister und schließt damit nahtlos auf zu den Pöbeleien des ehemaligen Botschafters Melnyk, der wie viele ukrainische Nationalisten den Judenmörder Stepan Bandera verehrt. Arno Klarsfeld, Sohn der Nazijäger Beate und Serge Klarsfeld, sagt dazu: „Ein Land, in dem Verbrecher, die zehntausende von Juden ermordet haben, als Helden verehrt werden, hat in der EU nichts zu suchen.“ Und er fährt fort: „Der Kult um Stepan Bandera wird in der Ukraine mit Briefmarken und Prozessionen betrieben. Es gibt einen Gedenktag. Straßen und Stadien sind nach ihm benannt. Die Hauptstraße zur Gedenkstätte Babyn Jar, wo 33.000 Juden ermordet wurden, trägt den Namen Bandera. Die letzte Strecke ist nach Roman Schuchewytsch benannt, der noch viel schlimmer war.“

Ich meine: Wenn etwa ARD und ZDF weiterhin das Manifest für Frieden als „rechtsoffen“ diskreditieren, aber kein Wort der Kritik an der Unterstützung von Nazis durch die ukrainische Regierung äußern, sind sie einfach unglaubwürdig. Ich möchte nicht missverstanden werden. Ich glaube nicht, dass die Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung Nazis sind. Aber die ukrainische Regierung tendiert sehr stark in diese Richtung.

 

Beeindruckende Rede von Jeffrey Sachs auf der Kundgebung in Berlin

Diese Rede wurde auf der Kundgebung in Berlin per Video gezeigt, hier ist die deutsche Übersetzung, nachzulesen unter https://multipolar-magazin.de/artikel/wir-muessen-die-wahrheit-sagen. Es folgt die Rede im Wortlaut:

Ich war Berater der Regierungen Russlands, der Ukraine und der Vereinten Nationen und ich möchte mit Ihnen über die Wahrheit zu diesem Krieg sprechen. Wir befinden uns nicht am ersten Jahrestag des Krieges, sondern am neunten Jahrestag. Der Krieg begann mit dem gewaltsamen Sturz des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch – einem Putsch, der von der Regierung der USA unterstützt wurde. Seit 2008 trieben die USA die Nato-Erweiterung bis zur Ukraine und nach Georgien voran. Janukowitsch wollte Neutralität. Er stand zwischen den USA und ihrem Ziel der Nato-Erweiterung. Als Ende 2013 Proteste gegen Janukowitsch ausbrachen, ergriffen die USA die Gelegenheit, um die Proteste eskalieren zu lassen und zum Putsch gegen Janukowitsch im Februar 2014 beizutragen. Das war der Anfang des Krieges vor neun Jahren.

Seitdem hat Russland die Krim erobert und der Krieg im Donbass brach aus. Die Nato pumpte Milliarden von Dollar an Waffen in die Ukraine. Der Krieg eskalierte immer weiter. Die Friedensabkommen Minsk I und II, für die Deutschland mit garantieren sollte, funktionierten nicht, weil die Ukraine sich weigerte sie umzusetzen und weil Deutschland und Frankreich nicht auf die Umsetzung drängten.

Ende 2021 machte Präsident Putin Russlands rote Linien deutlich: Eine Nato-Erweiterung bis zur Ukraine sei nicht akzeptabel, die russische Kontrolle der Krim müsse erhalten und der Donbass befriedet werden, indem die Minsk-Vereinbarungen umgesetzt würden. Die Biden-Administration lehnte es ab, über die Nato-Erweiterung zu verhandeln.

Im Februar 2022 kam es tragischerweise und falscherweise zur russischen Invasion, acht Jahre nach dem Putsch gegen Janukowitsch. Die USA haben seitdem massiv Waffen in das Land geschleust. Tod und Zerstörung sind fürchterlich. Im März 2022 erklärte die Ukraine, dass man auf der Basis von Neutralität verhandeln würde. Wir wissen jetzt, dass die USA diese Verhandlungen blockiert haben und einer Eskalation des Krieges den Vorzug gaben. Im September 2022 wurden die Nord Stream-Pipelines gesprengt. Den überwältigenden Beweisen nach sind die USA dafür verantwortlich.

Wir befinden uns, meine Damen und Herren, auf einem Weg der extremen Eskalation und der Lügen oder des Schweigens in den Medien. Die gesamte Erzählung, wonach dies der erste Jahrestag des Krieges sei, ist bereits falsch. Dieser Krieg begann wegen der Nato-Erweiterung, der US-Beteiligung an einem Putsch und der massiven Aufrüstung der Ukraine – dann folgte die schreckliche Invasion Russlands und die weitere Eskalation. Dieser Krieg muss aufhören, bevor er uns alle in ein nukleares Armageddon führt.

Wir müssen die Wahrheit sagen. Beide Seiten haben gelogen, betrogen und Gewalt ausgeübt. Beide Seiten müssen zurückweichen. Die Nato muss aufhören zu versuchen, sich bis in die Ukraine und nach Georgien hinein zu erweitern. Wir müssen die roten Linien beider Seiten beachten, damit die Welt überlebt.

Zum Schluss stellt sich die Frage, was können wir tun, um zur Beendigung des Krieges in der Ukraine beizutragen? Meine Meinung:

  • Wir alle sollten versuchen, möglichst viele Menschen davon zu überzeugen, das Manifest für Frieden zu unterzeichnen.
  • Wenn möglich, sollte jeder von uns an den diesjährigen Ostermärschen teilnehmen, je mehr, desto besser.

Uwe:

Wir möchten Sie nun wieder dazu einladen, 5 Minuten mit uns zu schweigen. Unser Gedenken gilt dabei allen Menschen und auch den Tieren, die bei bewaffneten Auseinandersetzungen getötet, verletzt, ihrer Wohnstatt beraubt werden, oder sich auf die Flucht begeben müssen. Wir gedenken auch derer, die, zum Teil  unter Lebensgefahr, gegen Menschenrechtsverletzungen protestieren und der Frauen und Männer, die für eine Welt ohne Kriege aktiv sind, und all derer, die sich weigern, mit Waffen andere Menschen zu ermorden.

Uwe:

Thomas Mann: Ich bin kein Pazifist

Ich bin kein Pazifist, weder von der geifernden noch von der öligen Observanz. Der Pazifismus als Weltanschauung, als seelisches Vegetariertum und bürgerlich-rationale Glücksphilantrophie ist nicht meine Sache. (..) Aber auch ich bin ein Teil des Friedens, denn er ist das Reich der Kultur, der Kunst und des Gedankens, während im Krieg die Rohheit triumphiert (…) . Die Welt, die Völker  sind alt und klug heute, die episch-heroische Lebensstufe liegt für jedes von ihnen weit dahinter. Der Versuch, auf sie zurückzutreten, bedeutet wüste Auflehnung gegen das Gesetz der Zeit, eine seelische Unwahrheit. Der Krieg ist Lüge, selbst seine Ergebnisse sind Lügen. Er ist, wieviel Ehre der einzelne in ihn hineinzutragen willens sein möge, selbst heute aller Ehre bloß. Und darum stellt er dem Auge, das nicht sich selbst betrügt, als Triumph aller brutalen und gemeinen, der Kultur und dem Gedanken erzfeindlich gesinnten Volkselemente, als eine Blutorgie von Egoismus, Verderbnis und Schlechtigkeit fast restlos sich dar.

Uwe:

  • Bevor wir unsere heutige Mahnwache beenden möchte ich noch ansagen, dass Doris, Detlef und ich vorhaben, nach einer der nächsten Mahnwachen in der Manufaktur uns über die Zukunft unserer Mahnwachen auszutauschen. Wir fänden es supergut, wenn einige von Ihnen sich an einem solchen Gespräch beteiligen würden. Deshalb bitten wir darum, dass alle, die sich vorstellen können, an diesem Gespräch teilzunehmen, noch hierzubleiben, damit wir einen Termin vereinbaren können.
  • Am Die, 21.03.d.J. kommt um 19.30 der Journalist Andreas Zumach in die Volkshoch-schule in Schwäbisch Gmünd, mit dem Vortrag:“ Ukraine – Krieg,    Zeitwende wohin?
  • Über die Ostermärsche, die am Sa., 8.April in Stuttgart und Ellwangen stattfinden, werden wir Sie bei den nächsten beiden Mahnwachen näher informieren.
  • Allen denen, die sich nun auf den Nachhauseweg begeben, wünschen wir einen guten Nachhauseweg und ein schönes Wochenende.
  • Unsere nächste Mahnwache gegen den Krieg findet heute in einer Woche, am 24.03., hier auf dem mittleren Marktplatz statt.

 

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