Zwei wichtige Artikel für die Friedensbewegung

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Ich möchte Sie an dieser Stelle auf zwei in meinen Augen sehr wichtige Artikel aufmerksam machen, die wahrscheinlich in unserem öffentlich-rechtlichen Medien keine Erwähnung finden werden. Es handelt sich dabei um zwei sehr unterschiedliche Artikel, die aber beide mehr als nur lesenswert sind.

Der erste Artikel stammt von Michael von der Schulenberg (hier nachzulesen: https://transition-news.org/das-europaische-parlament-dreht-durch). Transition News überschreibt den Artikel mit der Überschrift: „Das Europäische Parlament dreht durch“. Nun, wenn man diesen Artikel liest, erscheint das leider noch nicht einmal übertrieben. Hier zunächst einmal ein paar Zitate aus diesem Artikel:

Am 28. November verabschiedete das Europäische Parlament eine weitere Resolution mit dem martialisch anmutenden Titel «Verstärkung der unerschütterlichen Unterstützung der EU für die Ukraine gegen Russlands Angriffskrieg und die zunehmende militärische Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und Russland». Diese Resolution wurde mit einer Mehrheit aus Konservativen, Sozialisten, Liberalen und Grünen angenommen. Die darin enthaltenen Forderungen lassen selbst einem neutralen Beobachter das Blut in den Adern gefrieren.

Bereits im Juli hatte das Parlament eine Resolution verabschiedet, in der faktisch zu einem Totalen Krieg gegen Russland ausgerufen wurde. Doch diese neue Resolution geht noch weiter – sie gleicht beinahe einem Aufruf zum Dritten Weltkrieg.

Der Artikel endet mit diesem Satz:

Für mich, der ich immer ein glühender Anhänger der europäischen Idee gewesen bin, ist es schmerzhaft, die Debatten einer kriegslüsternen und hasserfüllten Parlamentsmehrheit mitanzuhören. Ich frage mich dann: Was für ein Monster haben wir mit der EU erschaffen?

Dieser Artikel erschien übrigens nicht nur auf Transition New, auch andere alternative Medien haben ihn im Wortlaut veröffentlicht, u.a. die NachDenkSeiten und auch Emma. Ich habe mich dazu entschieden, den Artikel von Transition News zu verlinken, weil man hier am Ende auch noch etwas mehr zu der Person von Michael von der Schulenberg erfährt:

Michael von der Schulenburg (Jg. 1948) floh aus der Deutschen Demokratischen Republik, studierte in Berlin, London und Paris und arbeitete für die Vereinten Nationen, unter anderem als stellvertretender UN-Generalsekretär, und kurz darauf für die OSZE in vielen Krisenherden der Welt, wie in Haiti, Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak, Syrien, auf dem Balkan, in Somalia, Sierra Leone und in der Sahelzone. Er ist seit 2024 Abgeordneter im EU-Parlament für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW).

Warum ist mir das so wichtig? Ich habe schon des Öfteren verlauten lassen, dass ich bei den Bundestagswahlen das BSW wählen werde, weil diese Partei m.E. am klarsten und eindeutigsten Friedenspositionen vertritt. Aber, ich habe auch aus Gesprächen festgestellt: Es gibt MitstreiterInnen in unserer Friedensinitiative in Schorndorf, die dem BSW doch eher skeptisch gegenüberstehen. Es geht mir hier auch gar nicht darum, Sie alle aufzufordern, das BSW zu wählen. Es geht mir nur um eines: Lesen Sie diesen Artikel und machen Sie sich bewusst, dass Michael von der Schulenberg wirklich reichhaltige Erfahrungen in der internationalen Politik hat. Deshalb ist es für alle Friedensbewegten so wichtig, dass möglichst alle diesen Artikel lesen und sich eine Meinung zu diesen Aussagen bilden. Auch dann, wenn man dem BSW skeptisch gegenübersteht.

Der zweite Artikel erschien unter dem Titel „Hoffnung ist eine Aktion, keine abstrakte Idee“ – Ein Einblick in die Arbeit von Combatants for Peace von Pressenza.

Worum geht es dabei?

Combatants for Peace ist eine binationale Graswurzelbewegung, die 2006 von ehemaligem palästinensischem und israelischem Kämpfer ins Leben gerufen wurde. Ihr Ziel ist es, Gewalt und Besatzung zu beenden und eine friedliche, gerechte Lösung für den Konflikt zu fördern. Die Bewegung basiert auf den Prinzipien der Gewaltfreiheit und setzt auf Dialog, Bildung und gemeinsame Aktionen, um Brücken zwischen den Gesellschaften zu bauen. Sie zeigt, dass Zusammenarbeit selbst in einem tief gespaltenen Umfeld möglich ist und Hoffnung auf eine bessere Zukunft bietet.

Kaum zu glauben, diese Bewegung gibt es noch immer, nicht nur das: Seit den neuen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und den Palästinenser, gewinnt diese Bewegung tatsächlich auch neue Mitglieder. Der Artikel selbst ist ein längeres Interview mit Rana Salman, Co-Direktorin von „Comapts for Peace“. Dennoch, gerade in den aktuellen Kriegszeiten, kann diese Bewegung auch durchaus Erfolge verbuchen:

Auf palästinensischer Seite war es hingegen lange eine Herausforderung, junge Menschen für die Bewegung zu gewinnen. Wir haben ein Bildungsprogramm für palästinensische Jugendliche zwischen 18 und 28 Jahren ins Leben gerufen – ein sechsmonatiges Programm, das pro Jahrgang 15 bis 20 Teilnehmende aufnehmen soll. Als wir vor drei Jahren damit anfingen, war es extrem schwierig, genügend junge Leute zu finden. In der palästinensischen Gesellschaft gibt es nach wie vor viel Widerstand gegen gemeinsame Initiativen und Zusammenarbeit mit Israelis. Viele Menschen sind misstrauisch oder fühlen sich unwohl in gemeinsamen Räumen.

Nach dem 7. Oktober mussten wir das Programm aus Sicherheitsgründen für ein paar Monate unterbrechen – wegen Straßensperren, Bewegungseinschränkungen und der Gefahr durch Siedlergewalt. Unsere Teilnehmenden kommen aus verschiedenen Teilen des Westjordanlands, und wir wollten sie keiner unnötigen Gefahr aussetzen, besonders junge Männer, die oft Zielscheiben militärischer Gewalt sind.

Als wir im März die Werbung für die nächste Gruppe starteten, waren wir von der Resonanz überwältigt: 93 junge Palästinenser:innen aus dem gesamten Westjordanland haben sich beworben. Das war ein hoffnungsvolles Zeichen. Dieses Mal haben nicht wir sie gesucht – sie haben uns gefunden. Sie sind neugierig, wollen die andere Seite kennenlernen, ihre Geschichten teilen und ihre Wahrheit aussprechen. Vielleicht sehen sie in diesem Raum eine Plattform, um zusammenzukommen, sich auszudrücken und neue Wege zu entdecken.

Was wollen die Compatants for Peace in nächster Zeit angehen?

Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Arbeit vor Ort, denn wir sind eine Basisbewegung. Das bedeutet, wir sind immer präsent – sei es bei Protesten, Demonstrationen, gewaltfreien Aktionen oder Solidaritätsinitiativen. Ein Beispiel, die Begleitung von Hirten im Jordantal, um sie vor Siedler- und Militärgewalt zu schützen, habe ich schon erwähnt. In den letzten zwei Monaten haben wir Familien während der Olivenernte unterstützt, indem wir sie zu ihrem Land begleitet haben, damit sie sicher Oliven pflücken konnten.

Neben diesen Aktionen führen wir auch Bildungsprogramme durch. Wie ich bereits erwähnt habe, richten sich unsere Programme an junge Palästinenser und Israelis, die bei uns gewaltfreien Widerstand, gewaltfreie Kommunikation und andere Themen lernen, die in den Schulen oft fehlen. Wir nennen das „alternative Bildung“ – es geht darum, den anderen kennenzulernen und die eigene Geschichte zu erzählen. Für uns ist das ein mächtiges Werkzeug, um Brücken zu bauen. So begann auch unsere Bewegung: mit Treffen, bei denen Menschen ihre Geschichten teilten und beispielsweise lernten, wie man soziale Medien nutzt, um ihre Botschaften zu verbreiten.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Aufklärungsarbeit mit jungen Israelis, bevor sie in die Armee eintreten. Viele von ihnen haben nie zuvor einen Palästinenser getroffen und wachsen mit Stereotypen auf – der andere ist der Feind, Punkt. Wir versuchen, diese Barrieren zu durchbrechen, indem wir Treffen organisieren, die ihnen eine neue Perspektive eröffnen. Erfreulicherweise beobachten wir in Israel ein wachsendes Phänomen: Immer mehr junge Menschen weigern sich, in der Armee zu dienen. Erst kürzlich haben 130 Reservesoldaten öffentlich erklärt, dass sie den Dienst verweigern – sie haben sogar einen Brief unterschrieben. Das ist neu, denn früher war der Militärdienst eine Ehre; man dachte, man verteidigt sein Land. Doch jetzt erkennen immer mehr Menschen, dass die Armee nicht verteidigt, sondern Kriegsverbrechen begeht. Sie sehen die Besatzung und ihre Auswirkungen aus erster Hand.

Ich muss einfach sagen, der Kampf der Combatants for Peace ist wirklich zu bewundern. Auch wenn es insgesamt erst einmal nur kleine Erfolge sind, das sind Erfolge. Vielleicht können wir als Friedensinitiative Schorndorf auch ein klein wenig von dieser Organisation lernen?

Das war wie immer nur meine persönlich Meinung, Kritik und Kommentare gerne.

 

 

 

 

 

 

 

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