Das Konzept der Menschheitsfamilie gegen den Krieg

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Bild von Nino Souza Nino auf Pixabay

Daniele Ganser vertritt in allen seinen Vorträgen immer wieder dieses Konzept. Alle Menschen auf diesem Planeten gehören zu dieser großen Familie, sie sollten auch so behandelt werden. Auf der Web-Seite https://www.danieleganser.ch/zitate/ kann man das nachlesen, ein Zitat aus dem Jahre 2020:

„98 Prozent der Menschen wollen den Anderen nicht töten. Aber dann gibt es eine ganz kleine Gruppe, die uns immer wieder gegeneinander aufhetzt und dazu eine Gruppe aus der Menschheitsfamilie ausschliesst. Wir müssen uns am Begriff „Menschheitsfamilie“ orientieren, weil er das Gegengift ist gegen trennende Konzepte wie Nationalismus, Rassismus, Sexismus und Imperialismus.“

Das Konzept, dass wir Menschen andere Menschen nicht töten dürfen, gibt es in allen Religionen. Insbesondere auch bei den Juden, den Moslems und den Christen. Dennoch werden Krieg auch immer wieder von radikalen religiösen Gruppen gerechtfertigt. Das geht am einfachsten, indem man bestimmte Menschengruppen einfach aus dieser Menschheitsfamilie ausschließt. Das hat z.B. auch Deutschland getan, in Zeiten des Kolonialismus. Da wurden vom Deutschen Militär die Menschen in Afrika brutal massakriert. Das Argument war dabei, dass es sich bei diesen Afrikanern doch eigentlich gar nicht um Menschen handele.

Man könnte meinen, dass die Idee, Menschen aus dieser Menschheitsfamilie auszuschließen, längst vergangen ist. Aber leider ist das nicht der Fall: Es werde keinen Strom, keine Lebensmittel und keinen Treibstoff geben. Im Gazastreifen leben etwa zwei Millionen Menschen. „Wir kämpfen gegen menschliche Tiere, und wir handeln entsprechend“, sagte der israelische Verteidigungsminister Gallant nach einer Lagebeurteilung mit der Armee.

Natürlich verurteilen wir den brutalen Angriff der Hamas auf Israel auf das schärfste. Aber: Im Gaza-Streifen leben über zwei Millionen Menschen, das sind keine menschlichen Tiere, die man einfach umbringen darf!

Nun, nicht nur die israelische Regierung schließt Menschen aus dieser Menschheitsfamilie aus, das tut auch die Hamas. Im Jahre 1988 gab die Hamas eine Charta heraus. Ich zitiere im folgenden aus der Web-Seite Die radikalislamische Terrororganisation Hamas:

Die Charta propagiert als zentrales Ziel der Hamas die totale Zerstörung des Staates Israel durch den Heiligen Islamischen Krieg (Jihad). Dem Motto der Charta folgend, forderte die Hamas ihre Anhänger im Oktober 1990 mit dem Flugblatt Nr. 65 zum Mord an Juden auf: „Jeder Jude ist ein Siedler, und es ist unsere Pflicht, ihn zu töten.“

Und weiter:

„Das Jüngste Gericht wird nicht kommen, solange Muslime nicht die Juden bekämpfen und sie töten. Dann aber werden sich die Juden hinter Steinen und Bäumen verstecken, und die Steine und Bäume werden rufen: ‚Oh Moslem, ein Jude versteckt sich hinter mir, komm‘ und töte ihn.“ (Artikel 7)

Was an beiden Äußerungen auffällt: Beide propagieren, dass es richtig ist, Menschen zu töten. Klar ist: Mit solchen Anschauen ist es unmöglich, überhaupt Frieden zu schaffen – was eigentlich das gemeinsame Ziel der Religionen sein sollte. Leider gibt es diese Interpretationen von Religion, die letztlich und endlich Mord und Totschlag rechtfertigen. Wenn sich wie aktuell, unsere Bundesregierung dahinter versteckt, dass sie ja aus historischen Gründen auf der Seite von Israel stehen müsse, handelt sie letztlich nicht besser. Bei solchen Verlautbarungen kann und darf man nicht nur die eine Seite verurteilen. Für mich ganz klar: Beide Äußerungen sind mit dem Wunsch nach einer friedlichen Welt nicht vereinbar! Juden, Muslime, Christen oder auch Atheisten – alle sind Menschen und dürfen nicht getötet werden.

Glücklicherweise gibt es auch andere Interpretationen von Religion, hier sei nur positiv die Haltung von Margot Käßmann hervorgehoben, die ohne Wenn und Aber für eine friedliche Weilt eintritt und niemals einen Mord an Menschen rechtfertigen würde, nur weil sie Juden oder Palästinenser sind! Ja, auch Deutschland müsste neben der Hamas auch die aktuelle Politik von Israel eindeutig verurteilen, das ist nicht antisemitisch, sondern eine Position für den Frieden in der Welt!

Oskar Lafontaine: Liebet Eure Feinde

Ein Artikel mit dieser Überschrift wurde heute auf den NachDenkSeiten veröffentlicht. Das ist insofern erstaunlich, weil Lafontaine seit langem als scharfzüngiger Kritiker der deutschen Politik bekannt ist, religiöse Themen kannte man bislang von ihm eher weniger.

Seine einleitenden Worte zu diesem Artikel:

Nur echtes Mitleid führt zum Frieden. Doch selbst Kirchenfürsten hielten sich manches Mal nicht an diese Botschaft. Wer zu der vernunftgeleiteten Einsicht kommt, dass es Sicherheit nur gemeinsam und nicht gegeneinander geben kann, wird erkennen, dass die gegenwärtige Politik weder in der Ukraine noch in Nahost zum Frieden führen kann.

Noch ein Zitat daraus:

Als die Schauspielerin und ehemalige Sondergesandte des Uno-Flüchtlingskommissars, Angelina Jolie, sagte, die von ihr deutlich verurteilten Hamas-Terroranschläge in Israel rechtfertigten nicht die unschuldigen Opfer der Bombenangriffe im Gazastreifen: „Die Menschlichkeit verlangt einen sofortigen Waffenstillstand. Palästinensisches und israelisches Leben – und die Leben aller Menschen weltweit – sind gleichermassen wichtig“, schrieb der Spiegel: „In den Kommentaren dazu gibt es nur wenig Verständnis für Jolies Bemühen um eine Position, die eine Eskalation verhindern möchte. Sowohl Unterstützer Israels als auch von Palästina werfen ihr vor, nicht genug Solidarität zu zeigen.“

Hier offenbart sich das weitverbreitete geheuchelte Mitleid, das auch zu den berühmten Doppelstandards bei der Beurteilung der Kriege und Kriegsverbrechen führt. Ein weiteres Beispiel: Vor mehreren 100.000 Teilnehmern sagte der türkische Präsident Erdogan an die Adresse des Westens: „Ihr habt um die getöteten Kinder in der Ukraine getrauert, warum schweigt ihr angesichts der getöteten Kinder im Gazastreifen?“ Den Terror der Hamas verurteilte er nicht. Vielmehr sieht er in der palästinensischen Terrororganisation „eine Gruppe von Befreiern“.

Und zum Schluss:

Einer der grössten Fehler der Weltpolitik

Die Unfähigkeit zum wirklichen Mitleiden kennzeichnete die deutsche Nachkriegszeit, wenn es darum ging, die Verbrechen der Nazizeit aufzuarbeiten. Die Erinnerung an die Schoah, an die Ermordung von sechs Millionen Juden, war allgegenwärtig. Die Sicherheit Israels erklärte die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel zur deutschen Staatsraison; auch Bundeskanzler Olaf Scholz bekennt sich zu diesem Satz. In Hitlers Vernichtungskrieg verloren aber auch 25 Millionen Bürger der Sowjetunion ihr Leben, darunter viele Millionen Russen. Ungezählte verhungerten in den deutschen Gefangenenlagern. Verpflichten diese Toten uns zu nichts?

So, wie es unvorstellbar ist, dass wir eines Tages wieder Waffen liefern, mit denen Juden getötet werden, so sollte es unvorstellbar sein, dass wir Waffen liefern, mit denen wieder Russen getötet werden. Die Instrumentalisierung des Mitleids ist einer der grössten Fehler der Weltpolitik. Sie führt zu Hass und Zerstörung und verhindert den Frieden.

Was kann man dazu zum Schluss noch sagen? Die Doppelmoral unserer Bundesregierung gegenüber den Konflikten in der Ukraine oder jetzt im Nahen Osten trägt leider dazu bei, dass diese Welt immer mehr in den Abgrund gleiten könnte.

Das war wie immer nur meine Meinung, Kritik und Kommentare gerne.

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